Stadtsanierung in Berg am Laim:Mehr Wohnungen, besserer Lärmschutz, neuer Spielplatz

Stadtsanierung in Berg am Laim: Im Sanierungsgebiet entstanden 64 Wohnungen in vier Häusern.

Im Sanierungsgebiet entstanden 64 Wohnungen in vier Häusern.

(Foto: Florian Peljak)

Fast 60 Millionen Euro hat die Stadt in die Sanierung rund um den Piusplatz gesteckt. Was sich nach 17 Jahren alles getan hat.

Von Patrik Stäbler

Was sich hinter dem sperrigen Begriff der Stadtsanierung verbirgt, zeigt sich an kaum einem Ort eindrucksvoller als an der Unterführung am Innsbrucker Ring nahe dem Piusplatz in Berg am Laim. Dort ging es vor dem Umbau inmitten des Lärms und Gestanks der sechsspurigen Straße hinab in ein "dunkles, hässliches Loch", so formuliert es Ulrich Riedel vom städtischen Planungsreferat. Die fürs Viertel so wichtige Unterführung, die Schulen, Grünanlagen und Sportplätze verbindet, war ein Nicht-Ort, den die Menschen nach Möglichkeit mieden - und kein Vergleich zur heutigen Situation.

Denn im Rahmen der Stadtsanierung wurde hier nicht nur eine Lärmschutzwand errichtet, sondern dahinter entstand auf der Westseite auch ein hübscher Terrassengarten mit Kletterwand und Bühne. Überdies ist die Unterführung, an deren Eingang ein von Kindern gestaltetes Graffiti prangt, heller und breiter als früher - und barrierefrei. "Das war eine relativ kleine Maßnahme, die aber eine große Wirkung hatte", sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk, die zum Rundgang durchs Sanierungsgebiet Innsbrucker Ring/Baumkirchner Straße geladen hat.

Stadtsanierung in Berg am Laim: Stadtbaurätin Elisabeth Merk (3. v. li.) demonstriert die Ergebnisse der Stadtsanierung, Robert Zengler von der Gewofag erklärt die Arbeiten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk (3. v. li.) demonstriert die Ergebnisse der Stadtsanierung, Robert Zengler von der Gewofag erklärt die Arbeiten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

(Foto: Florian Peljak)

Im Jahr 2005 gab der Stadtrat den Startschuss, indem er das Sanierungsgebiet festlegte - grob gesagt von der Berg-am-Laim-Straße im Norden, entlang des Innsbrucker Rings und bis zur Ständlerstraße im Süden. Auf gut 200 Hektar Fläche leben dort circa 25 000 Menschen. Ihr Lebensumfeld sollte durch die Stadtsanierung aufgehübscht werden. Oder wie es Elisabeth Merk ausdrückt: "Wir wollten neue Impulse in bestehenden Strukturen setzen." Nebst dem Bau von Wohnungen habe man unter anderem den Lärmschutz am Mittleren Ring verbessern, Flächen wie den Karl-Preis- und den Piusplatz aufwerten sowie mehr Freizeitangebote schaffen wollen, gerade für Kinder.

Nach 17 Jahren soll diese Stadtsanierung in Berg am Laim und Ramersdorf bald enden; im ersten Quartal 2023 wird der Stadtrat die Sanierungssatzung aufheben. Bis dahin werden fast 60 Millionen Euro in diverse Projekte im Viertel geflossen sein - ein Drittel davon aus Fördertöpfen von Bund und Land. Bevor jedoch Geld in die Hand genommen wurde, stand stets eine Bürgerbeteiligung. Besonders gut gelaufen sei diese im Quartier rund um den Piusplatz, sagt Ulrich Riedel, Gartenbau-Experte im Planungsreferat. "Das Verfahren hat sich dort über drei Jahre hingezogen, aber am Ende hatten wir alle Beteiligten im Boot. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen." So wurden in dem Wohngebiet der Lärmschutz verbessert sowie die Grünanlage nahezu komplett umgebaut - vom neuen Spielplatz bis zu einem Unterstand für Jugendliche.

Stadtsanierung in Berg am Laim: Der Park wurde fast komplett umgebaut - neuer Spielplatz inklusive.

Der Park wurde fast komplett umgebaut - neuer Spielplatz inklusive.

(Foto: Florian Peljak)

"Ich kenne die Gegend noch aus meiner Kindheit", sagt Fabian Ewald, CSU-Stadtrat und Vizechef des Bezirksausschusses Berg am Laim (BA). "Da war hier alles heruntergekommen und wild zugewachsen. Als Kind ist man dort nur ungern hingegangen." Entsprechend gut sei die Modernisierung in der Nachbarschaft angekommen, sagt Ewald. "Wir haben im BA fast nur positive Rückmeldungen bekommen." In der Siedlung am Piusplatz ging mit der Stadtsanierung auch eine Nachverdichtung einher: 64 Wohnungen wurden 2014 gebaut - in vier Häusern, die später mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet wurden. "Dieses Projekt hat gezeigt, dass man auch an sensiblen Orten nachverdichten kann", betont Elisabeth Merk. "Für die ganze Siedlung war das eine qualitative Aufwertung."

Allerdings hat die Stadtsanierung nicht nur Erfolgsgeschichten geschrieben, wie man etwa am Karl-Preis-Platz sieht. Zwar wurden dort der Melusinenbrunnen restauriert, Bäume gepflanzt und Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Jedoch blieb man damit weit hinter den Wünschen aus der Bürgerbeteiligung zurück. "Was wir hier gemacht haben, war der kleinste gemeinsame Nenner. Wir konnten nicht alle Potenziale des Platzes ausschöpfen", räumt Ulrich Riedel ein. So scheiterten etliche Vorschläge wie beispielsweise ein Wochenmarkt auf dem Areal an verschiedenen Restriktionen - etwa am Baumbestand oder an den geschützten Saatkrähen in den Ahornkronen.

Insgesamt aber zieht Elisabeth Merk ein positives Fazit der Stadtsanierung, die sich nun also dem Ende zuneigt. Eine zentrale Maßnahme wird somit erst im Nachgang fertig - nämlich die Grünanlage östlich der Innsbrucker-Ring-Unterführung. Dieser aktuell noch wenig ansprechende Park werde von Ende 2023 an für 6,4 Millionen Euro zum sogenannten Campus Ost umgestaltet, sagt Ulrich Riedel. Dort sollen dann unter anderem ein neuer Spielplatz, ein Jugendbereich mit Fußballplatz und Fitnessgeräten sowie ein Generationentreffpunkt entstehen.

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