Ungewöhnlicher Sitzungsort:Politik im Showpalast

Vollversammlung des Stadtrats im Showpalast in Fröttmaning

Eine große Bühne mit viel Platz zum Abstandhalten: Früher galoppierten hier Dressurpferde vor Publikum auf.

(Foto: Florian Peljak)

Der Stadtrat tagt in Fröttmaning - zu früh für die dort geplante Strandbar

Von Anna Hoben

Im Foyer läuft Loungemusik, die Decke schimmert in pastelligen Regenbogenfarben. Fast kommt es einem so vor, als würde man eine wahrhaftige Kulturveranstaltung besuchen, bevor einem wieder einfällt, dass es so etwas ja gar nicht gibt im Teil-Lockdown. Es gibt aber den Stadtrat, der seit der Pandemie immer wieder auf der Suche ist nach Orten, die groß genug sind fürs Abstandhalten bei seinen Versammlungen. Am gestrigen Donnerstag trafen sich die Politiker weit draußen: im Showpalast in Fröttmaning.

Der ist nach dem Deutschen Theater, dem Circus Krone und einer Kirche, die heuer alle schon als Orte für politische Versammlungen hergehalten haben, ein weiterer Ort mit ganz speziellem Charme. Draußen grüßt als erstes ein innen hohles riesiges Holzpferd, der Platz vor dem Showpalast trägt den Namen "Die Schmiede". Ein Werbeplakat für die Location am Eingang rät: "Kreieren Sie ein unvergessliches Erlebnis". Dann nichts wie hinein zum unvergesslichen Erlebnis Stadtratssitzung im Pferdepalast, zur städtischen Gestaltungsschmiede, in der hoffentlich keine bösen Überraschungen lauern à la Trojanisches Pferd. Erst drei Jahre alt ist das Haus mit der Außenfassade, an der sich galoppierende Pferde erkennen lassen sollen. Trotzdem haben der Palast und der Themenpark drumherum schon eine bewegte Geschichte hinter sich, inklusive mehrfacher Umbenennung wegen eines Namensstreits: Aus dem Apassionata Park wurde die Apassionata World, dann das Equilaland und schließlich der Cavalluna Park. Bis Sommer 2019 wurde dort eine Pferdeshow gezeigt, im für bis zu 1700 Zuschauer ausgelegten Showpalast.

Im August 2019 wurde bekannt, dass Park und Palast schließen müssen - der Investor aus Fernost drehte den Geldhahn zu, nachdem der Handelskrieg zwischen China und den USA für finanzielle Engpässe gesorgt hatte. Seitdem ist das Haus für Hochzeiten, Bar-Mitzwa- und Weihnachtsfeiern genutzt worden. Wie der Münchner Merkur kürzlich berichtete, will das Unternehmen Beach 38 ein Viertel der Fläche mieten und im Mai 2021 in der einstigen Reithalle eine Beachvolleyballanlage eröffnen. Die Stallungen sollen zur Strandbar werden.

Eine Strandbar stand den Stadträten am Donnerstag nicht zur Verfügung; dafür gab es Semmeln auf die Hand. OB Dieter Reiter hatte auf einen Zuruf von Manuel Pretzl (CSU) hin vorgeschlagen, die Mittagspause ausfallen zu lassen und einfach am Platz zu snacken - "nachdem hier im Umfeld nicht gerade der Bär tobt", was Imbiss-Möglichkeiten angeht. Gesagt, gemampft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: