Marian Offman:Ein Unbequemer, der München guttut

Marian Offman sitzt ab jetzt für die SPD im Stadtrat.

Marian Offman sitzt ab jetzt für die SPD im Stadtrat.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Wechsel von Marian Offman zur SPD acht Monate vor der Wahl ist für die Stadtgesellschaft eine gute Nachricht. Die CSU wollte ihn nicht mehr aufstellen - das war kurzsichtig.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Als Oberbürgermeister Dieter Reiter in der vergangenen Woche zu seinem traditionellen Kulturempfang geladen hatte, war er einer der meistgesuchten Gesprächspartner: Marian Offman. Zahlreichen Gästen war es an jenem Abend ein tiefes Bedürfnis, dem Politiker ihr Erstaunen, ja vielmehr Entsetzen darüber zu vermitteln, dass die CSU kurz zuvor entschieden hatte, Offman für die Kommunalwahl 2020 nicht mehr aufzustellen.

Weit über den illustren Kreis der Gäste im Rathaushof hinaus hat der kurzsichtige Beschluss der CSU in der Stadt Kopfschütteln ausgelöst. Die Chance, dass der 71 Jahre alte Offman durch einen Wechsel von der CSU zur SPD als eine zentrale Stimme der Stadtpolitik erhalten bleibt, ist insofern eine gute Nachricht.

Das Argument des Generationenwechsels, welches die CSU unter anderen anführt, ist durchaus ein gewichtiges, wenn Wahlen anstehen. Doch wenn ein Politiker geht - oder gezwungen werden soll, zu gehen -, gilt es auch abzuwägen, was durch ihn verloren ginge. Im Falle des Marian Offman wäre das sehr viel. Es gibt in der Stadt nur sehr wenige Menschen, mit denen man eine so klare Haltung bei so elementar wichtigen Themen verknüpfen kann, wie ihn.

Die CSU hat Offman brüskiert

Ob es um die Erinnerungskultur Münchens mit seiner NS-Vergangenheit geht; um eine eindeutige Positionierung gegen Pegida und AfD; um sozial Schwächere und Minderheiten; um den Zusammenhalt der Zivilgesellschaft; um religiöses Miteinander, insbesondere auch mit Muslimen; oder darum, ein "linker" Stachel im Fleische der CSU zu sein - für all dies und mehr steht der engagierte Jude Offman. Natürlich ist er dabei manchmal unbequem und eckt an. Weil er bei Debatten keine Ruhe gibt, weil er Interessen über Parteigrenzen hinweg vertritt, weil er sich manchmal verkämpft. Doch wie viele gibt es noch von dieser Sorte? Und genau solch einen Politiker würde wohl jeder sich wünschen, wenn sie oder er je in die Lage derjenigen geriete, für die Offman sich einsetzt.

Die CSU hat sich aus seltsam anmutenden Kleinklein-Gedanken über all dies hinweggesetzt und Offman brüskiert. Aber eben nicht nur ihn, sondern viele Menschen in dieser Stadt. Die SPD und der Brüskierte haben jetzt einen gemeinsamen Weg aus dem Dilemma gefunden. In anderen Fällen mutet solch ein Parteiwechsel wenige Monate vor einer wichtigen Wahl anrüchig an, weil es nur um den eigenen Machterhalt gehen könnte. In Marian Offmans Fall geht es eindeutig um mehr.

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