Stadtplanung:"Ist schon okay. Aber fast nie: Wow, toll"

Stadtplanung: "Schon okay", aber nicht "wow": So findet die CSU den Entwurf für das ehemalige Hertie-Kaufhaus zwischen Bahnhof und Stachus.

"Schon okay", aber nicht "wow": So findet die CSU den Entwurf für das ehemalige Hertie-Kaufhaus zwischen Bahnhof und Stachus.

(Foto: Filippo Bolognese Images)

Die CSU kritisiert die Stadtgestaltung der grün-roten Koalition als mutlos und bieder. Statt spannender Architektur gebe es "kleinkariertes Gemotze".

Von Heiner Effern

Bei der Frage eines Ratentscheids für Hochhäuser hat die CSU eine viel beachtete Wende hingelegt und treibt nun mit den Grünen ein Bürgervotum voran - doch grundsätzlich stellt die größte Oppositionspartei der Koalition bei der Stadtgestaltung ein miserables Zeugnis aus. Mutlos, bieder, von oben herab, dieses Bild zeichnet Fraktionschef Manuel Pretzl von Grün-Rot.

Weiter keine Einigkeit wird es deshalb bei den größten neuen Siedlungsprojekten der Stadt geben, die CSU wird ihren konfrontativen Kurs fortsetzen. Das Planungsmittel der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM), das schärfste Instrument, das eine Kommune hat, hält Pretzl sowohl für das Areal im Norden als auch für das im Nordosten für völlig ungeeignet. "Das ist das Gegenteil von Bürgerbeteiligung, ein Diktat der Stadtverwaltung." Die Folge aus Sicht der CSU-Fraktion: "Es geht nichts voran." Die Stadt hätte sich stattdessen mit den Grundbesitzern zusammensetzen und große Bebauungspläne vorantreiben müssen, um schnell Wohnungen zu schaffen. Die beiden SEM seien "Totgeburten".

Die CSU sieht zudem dringenden Handlungsbedarf bei der Gestaltung schon bestehender Stadtteile. Mit einer Initiative will sie dafür sorgen, dass Viertel ihre eigene Identität behalten oder erhalten. Das geht für Pretzl bei so einfachen Dingen los wie Straßenlaternen oder Parkbänken - bis hin zur Gestaltung von öffentlichen Plätzen. Bei der Straßenmöblierung stellt er eine "Uniformität" fest, neue Plätze würden oft an den Bedürfnissen der Menschen vorbei geplant. Als Beispiel nennt er den Walter-Sedlmayr-Platz in Feldmoching und den Willy-Brandt-Platz in Riem, Orte "ohne Seele".

Schon länger moniert die CSU, dass Architekten das Bild Münchens an den Interessen der Bürgerinnen und Bürger vorbei prägten. Besonders ärgert Pretzl und seine Mitstreiter, dass die durchgeführten großen Wettbewerbe immer dieselben Sieger und erwartbare Entwürfe hervorbrächten. "Es gibt da andere Formen von Wettbewerben, die wir ausprobieren sollten", sagt Pretzl. Auch hier will seine Fraktion schnell Vorschläge einbringen. Den Charakter der zuletzt siegreichen Planungen fasst er so zusammen: "Ist schon okay." Aber fast nie: "Wow, toll." Als jüngstes passendes Beispiel dazu nennt er den Wettbewerb um das ehemalige Hertie-Kaufhaus zwischen Bahnhof und Stachus.

"Das erleben wir an vielen Stellen der Stadt", sagt Pretzl. So etwa auch bei den Plänen zum sogenannten Candidtor, einem neuen prägenden Gebäude an eben jenem Platz. Statt spannender Architektur, findet Pretzl, gebe es immer wieder "kleinkariertes Gemotze". Bei mutigen architektonischen Entwürfen höre man von Verantwortlichen immer: "Grundsätzlich gut, aber nicht an diesem Ort."

Als wenig hilfreich habe sich auch die turnusmäßige Neubesetzung der Stadtgestaltungskommission erwiesen. Diese beurteilt die großen architektonischen Vorhaben der Stadt und hat so direkten Einfluss auf Münchens Gesicht. Doch hier fällt das Fazit aus wie bei der Stadtplanung insgesamt: "Bieder, wieder sehr mutlos. Das hat die Erwartungen nicht erfüllt."

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