Sanierung des Stadtmuseums:Ein neuer Blick auf München

Sanierung des Stadtmuseums: Neuer Look: So könnte das Stadtmuseum nach seiner Sanierung aussehen.

Neuer Look: So könnte das Stadtmuseum nach seiner Sanierung aussehen.

(Foto: Auer und Weber)

Das Stadtmuseum am Jakobsplatz soll für mehr als 200 Millionen Euro umgebaut werden. Dafür muss das Haus wohl für siebeneinhalb Jahre schließen

Von Wolfgang Görl

Für die Freunde des Münchner Stadtmuseums gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute lautet: Die Generalsanierung des Museums, ein Projekt, das bislang nur zäh voranschritt, rückt näher. Sie könnte, wenn alles glatt geht, Ende 2022 beginnen. Damit hängt unmittelbar die schlechte Nachricht zusammen: Die Bauzeit veranschlagen die Experten mit viereinhalb Jahren, auch der Auszug und der Wiedereinzug sowie die Einrichtung der neuen Ausstellungsarchitektur werden einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass der Museumskomplex am St.-Jakobs-Platz voraussichtlich siebeneinhalb Jahre geschlossen bleibt.

In diesem Zeitraum soll das Museum als Interimsbetrieb, vorrangig in Kooperation mit anderen städtischen Museen, fortgeführt werden. Ob das Projekt in der vorliegenden Form verwirklicht wird, liegt in der Entscheidung des Stadtrats. Über die entsprechende Beschlussvorlage des Kommunal- sowie des Kulturreferats berät das Gremium an diesem Mittwoch.

Die Kosten für die Generalsanierung und den Umbau belaufen sich den vorliegenden Berechnungen zufolge auf rund 183 Millionen Euro. Hinzu kommen knapp 20 Millionen Euro für die Neugestaltung der Ausstellungsbereiche, womit sich die Gesamtkosten auf circa 203 Millionen Euro summieren. Als notwendig erachtet wird die Generalsanierung, weil zum einen der aus sechs Trakten bestehende Gebäudekomplex erhebliche Defizite in puncto Brandschutz aufweist und überdies bauphysikalische Mängel, die unter anderem zu Schimmelbildung in den Ausstellungsräumen führen.

Zum anderen gehe es darum, das Museum sowohl baulich als auch inhaltlich auf den neuesten Stand zu bringen. In der Beschlussvorlage wird beklagt, dass "im aktuellen Bestandsgebäude weder konservatorische Standards noch den Anforderungen einer zeitgemäßen Museumsbetriebsführung oder gar der Weiterentwicklung des Museums im Sinne der Erwartungen von Öffentlichkeit und Publikum entsprochen werden kann".

Das Stadtmuseum ist das größte kommunale Museum in Deutschland. Auch deshalb ist der Sanierungsaufwand enorm

Der Aufwand ist nicht zuletzt deshalb beträchtlich, weil es sich beim Münchner Stadtmuseum um das größte kommunale Museum in Deutschland handelt. Rund drei Millionen Kunst- und Kulturgüter enthält die Sammlung, deren bedeutendste Stücke auf 30 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ausgestellt werden. Mit der Generalsanierung des Gebäudekomplexes hat der Stadtrat das Büro "Auer Weber Assoziierte GmbH" beauftragt. Auffälligste Neuerung wäre eine großzügige Zugangspassage am Rosental, mit der sich das Museum, das sich bislang eher versteckt hält, in Richtung Rindermarkt und Marienplatz öffnen würde.

Quasi als zentrales Atrium fungiert den Plänen zufolge der Innenhof des Anfang der Sechzigerjahre errichteten Gsaengertrakts. Der Hof erhält ein Glasdach, unter dem ein neuer Baukörper, der sogenannte Kubus, entsteht, der sowohl für Dauer- als auch für Wechselausstellungen vorgesehen ist. Über die Verbindungsbrücken des Kubus, so heißt es in der Vorlage, "werden die Ausstellungsrundgänge optimiert und eine einfache Abtrennung einzelner Ausstellungsbereiche, zum Beispiel bei Aufbauten neuer Ausstellungen, machbar". Zudem ist ein Veranstaltungssaal mit 270 Sitzplätzen geplant.

Sanierung des Stadtmuseums: Der Innenhof des Gsaengertrakts wird mit einem verglasten Trägerrost überdacht und fungiert als lichtdurchflutetes Atrium.

Der Innenhof des Gsaengertrakts wird mit einem verglasten Trägerrost überdacht und fungiert als lichtdurchflutetes Atrium.

(Foto: Auer und Weber)

Mit dem Ausstellungskonzept hat die Stadt das Stuttgarter "Atelier Brückner" beauftragt. Wie bisher soll das Museum auch künftig Dauer- und Wechselausstellungen bieten, flankiert von einem Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm. Herzstück sollen zwei Dauerausstellungen sein, die auf 4300 Quadratmetern die Stadt München als "facettenreich, kontrovers und vielschichtig" zeigen. Da ist zum einen die Ausstellung "Typisch München", die es bereits seit 2008 gibt. Sie wird in neuer Form auf drei Etagen des alten Zeughauses Münchner Stadtgeschichte von den Anfängen an erzählen, ehe sie in dem Trakt, der auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Kaufhauses Uhlfelder steht, die Zeit des nationalsozialistischen Münchens thematisiert und schließlich einen Bogen zur Nachkriegszeit bis hin zu den Olympischen Sommerspielen 1972 schlägt.

Das Museum präsentiert eine Vielzahl an neuen Ausstellungen

Als zusätzliches Format entsteht die Ausstellung "Münchner Welten", die Themen wie Internationalisierung, Globalisierung, Migration, Innovation und Tradition mittels "unterschiedlichster Raumerlebnisse und Inszenierungen" behandelt. Generell will man mit museumspädagogisch modernsten Mitteln operieren, beispielsweise mit raumprägenden Projektionen, interaktiven Multitouch-Tischen und kollektiven Sound-Erlebnissen. Im PR-Jargon der Beschlussvorlage klingt das Konzept so: "Grundsätzlich wird bei der Planung auf erlebnisorientierte Darstellung Wert gelegt, in die bereits spezielle interaktive Angebote für einzelne Zielgruppen - wie Kinder, Familien, Senioren und Besucher mit Handicaps - integriert sind."

Konsequenzen hat das neue Museumskonzept auch für das Museumsdepot in der Lindbergstraße in Freimann. Nicht alle Exponate, die derzeit noch im Stadtmuseum zu besichtigen sind, werden nach der Sanierung in die Ausstellungsräume zurückkehren. Folglich müssen diese ins Depot, dessen Kapazitäten ohnehin schon fast erschöpft sind. Platz für einen Erweiterungsbau wäre auf dem Grundstück vorhanden. Der Stadtrat wird nicht umhin kommen, auch in dieser Sache eine Entscheidung zu treffen. Voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres wird sich das Gremium mit der Frage befassen, welchen Umfang die Depoterweiterung haben müsste. Erst dann weiß man, was der Neubau kosten würde und ob die Stadt noch über die notwendigen Mittel verfügt.

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