Hupkonzert an der Maximilianstraße. Nein, nicht wegen eines falsch geparkten Luxusschlittens, oder weil mal wieder ein Promi für Selfie-Alarm sorgt. Gehupt wird im Graben des Nationaltheaters, selbstverständlich ganz virtuos, von den Schlagwerkern der Staatsoper. In der Ouvertüre von György Ligetis sogenannter Anti-Anti-Oper „Le Grand Macabre“. Zwölf Autohupen sind zu hören am 28. Juni (keine Zwölf-Ton-Musik!). Es handelt sich um die Premiere zum Auftakt der diesjährigen Münchner Opernfestspiele, und um einen Weltuntergang, der dann doch nicht stattfindet. Krzysztof Warlikowski inszeniert dieses aberwitzige Opernspektakel, Kent Nagano dirigiert, Michael Nagy als Nekrotzar und Benjamin Bruns als Piet vom Fass geben ihre Rollendebüts.
Und wenn man sich schon auf so verdienstvolle Weise diesem großen Humorbegabten unter den Komponisten widmet, soll auch das Publikum Spaß haben. Es kann seit Anfang Juni in der Parkettgarderobe jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn die Ligeti’schen Hupen selbst auszuprobieren. Zudem kommt man im Balkon-Foyer/linker Umgang mit dem 2006 gestorbenen Maestro selbst ins Gespräch (15., 16. und 18. Juni).
Makaber mag man folgende Besetzung im Programm der Münchner Opernfestspiele finden: Knapp einen Monat nach seinen Auftritten in der Zaryadye Hall in Moskau und auf dem St. Petersburger Palastplatz steht Vittorio Grigolo auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper als Manrico in der Wiederaufnahme von Olivier Pys Inszenierung von Verdis „Trovatore“ (2013). Der italienische Tenor war bereits im Mai 2022 – zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – Stargast beim Petersburger White Nights Festival, wo er unter anderem „Volare“ und die Arie „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“ zum Besten gab. In München singen an seiner Seite die lettische Sopranistin Marina Rebeka als Leonora und der rumänische Bariton George Petean als Conte di Luna (29. Juni, 2. Juli).
„Rebuild Ukraine“ stand über einer Benefizgala im Konzerthaus Berlin am 19. April dieses Jahres, an der unter anderem Olga Kulchynska teilnahm. Die ukrainische Sopranistin ist jetzt in München als Ilia in Mozarts „Idomeneo“ zu hören, die Inszenierung von Antú Romero hatte 2021 an der Staatsoper Premiere. Und auch auf diese beiden kann man sich freuen: Hanna-Elisabeth Müller, einst im Opernstudio und im Ensemble der Staatsoper, und Pavol Breslik sind als Idamante und Idomeneo zu erleben. Ivor Bolton, ein ausgewiesener Mozart-Spezialist, hat die musikalische Leitung, und von Dustin Klein, ebenfalls ein alter Bekannter als ehemaliges Ensemble-Mitglied des Bayerischen Staatsballetts, stammt die Choreografie (5. und 8. Juli)
Nach Jahren wieder im Spielplan des Gärtnerplatztheaters ist die Bellini-Oper „La Sonnambula“ in der Inszenierung von Michael Sturminger. Anthony Bramall steht am Pult des Staatsorchesters, die Titelpartie als Schlafwandlerin Amina übernimmt wieder Kammersängerin Jennifer O’Loughlin. Gespannt sein darf man auf den jungen südafrikanischen Tenor Levy Sekgapane, er gibt als Elvino sein Haus- und Rollendebüt am Gärtnerplatz.
Für das Münchner Publikum lohnt zudem der kurze Weg nach Augsburg. Im 100. Todesjahr von Giacomo Puccini zeigt das Staatstheater Augsburg seine Oper „Turandot“, Premiere auf der Freilichtbühne am Roten Tor ist am Samstag, 15. Juni (20.30 Uhr). Die Rolle des Prinzen Calaf übernimmt in Augsburg als Gast der Tenor Xavier Moreno. Aus dem Opernensemble des Staatstheaters sind die Sopranistinnen Sally du Randt (Turandot) und Jihyun Cecilia Lee (Liù) sowie der Bass Avtandil Kaspeli (Timur) in Hauptrollen besetzt.