Sport unter Corona-Bedingungen:Mitgliederschwund und Training im Freien

Sport unter Corona-Bedingungen: Tennisbälle wurden nur bis November in der Halle geschlagen, danach war Indoor-Sport nicht mehr erlaubt.

Tennisbälle wurden nur bis November in der Halle geschlagen, danach war Indoor-Sport nicht mehr erlaubt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bürgermeisterin Verena Dietl lädt Münchner Vereine zum virtuellen Gipfel ein, um sich deren Sorgen und Nöte anzuhören. Sie zeichnet ein düsteres Bild der Vereinslandschaft.

Von Sebastian Winter

Der SC Wasserfreunde München hat gerade eine schöne Idee auf seiner Homepage veröffentlicht. Der Klub aus der Maxvorstadt, mit 2000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine Münchens, lädt Kinder vom 1. April an vereinsübergreifend zu einer kontaktarmen Frühlingsrallye durch die Münchner Innenstadt ein. Die Teilnehmer dürfen dann Statuen imitieren, Wissensfragen beantworten oder Dinge bei Suchspielen entdecken. Die Aktion läuft zweieinhalb Wochen lang, anmelden können sich die Kinder bis kommenden Mittwoch. "Es geht um das psychische Wohl der vielen Kinder und Jugendlichen in München und anderswo. Sie leiden besonders unter der sozialen Verkümmerung, die die Corona-Maßnahmen leider so mit sich bringen", sagt SCW-Jugendwart Leopold Beer. "Und die Politik hat bislang zu wenig unternommen in diesem Bereich."

Immerhin hat die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) die weit mehr als 600 Münchner Sportvereine am frühen Donnerstagabend zum virtuellen Sportgipfel eingeladen, um sich deren Sorgen und Nöte in der Pandemie anzuhören. Die Resonanz war groß, Dietl sprach am Ende der eineinhalbstündigen Konferenz von "125 Teilnehmern in der Spitze". Zunächst zeichnete die Sportbürgermeisterin aber ein düsteres Bild der Münchner Vereinslandschaft in Corona-Zeiten: "Unsere zehn größten Sportvereine haben an die 5000 Mitglieder verloren, das ist eine heftige Zahl. Wir wollen, dass die Menschen wieder den Weg in die Vereine finden." Sportamtsleiter Jürgen Sonneck ergänzte, dass es auch Gewinner in der Krise gebe, der Kanusport habe Zuwächse, im Tennis gebe es einen großen Boom, seit das Outdoorspiel wieder erlaubt ist.

Und doch gibt es vielschichtige Probleme, über die die Vereine klagen. Neben dem Mitgliederschwund und der fehlenden Öffnungsperspektive des Team- und Indoorsports bemängeln sie auch - mal wieder - die Kommunikation mit der Stadt. Dietl verwies am Donnerstag darauf, dass der Corona-Krisenstab den Sport im Blick habe und die Klubs sich immer an die Stadt wenden könnten. Zudem plane München trotz klammer Kassen keine Kürzung der Förderpauschalen und wolle sie wie 2020 möglichst früher auszahlen. Sollte Indoorsport wieder erlaubt sein, "werden wir das in unseren Hallen auch bewerkstelligen", sagte Sportamtsleiter Sonneck. Gleiches gelte für die Schulschwimmbäder, "die hochgefahren und gechlort sind", aber bislang allenfalls von Kaderathleten genutzt werden dürfen.

Politik und Verwaltung appellierten an die Vereine, in dieser schweren Zeit auch die 400 Münchner Freianlagen zu nutzen, ob nun in Parks oder auch auf der Theresienwiese, die während der ausgefallenen Wiesn im Herbst 2020 schon einmal rege für Aktivitäten aller Art genutzt wurde. "Es spricht nichts gegen Sport auf der Theresienwiese, solange die Regeln eingehalten werden", sagt Sonneck. Auch Vereine, die größere Kindergruppen mit unter 14-Jährigen dort trainieren, seien denkbar. Vierern und Achtern auf der Olympia-Regattaanlage erteilte er zugleich eine Absage, "da ist die Gruppendichte im Boot wieder zu hoch". Auch der SC Wasserfreunde bittet darum, bei seiner Frühlingsrallye die geltenden Kontaktbeschränkungen zu beachten.

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