Politik in München:Rosa Liste mit neuem Spitzenkandidaten

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Für die Rosa Liste sitzt derzeit Thomas Niederbühl im Münchner Stadtrat. (Foto: Robert Haas)

Bei der kommenden Kommunalwahl wird nicht mehr Thomas Niederbühl als Stimme der gesamten LBGTIQ*-Community für den Stadtrat antreten. Wer ihm nachfolgen wird.

Von Sebastian Krass

Neuer Kopf für die Rosa Liste: Nach 30 Jahren im Stadtrat tritt Thomas Niederbühl bei der Kommunalwahl 2026 nicht mehr für die Initiative an, die queere Themen in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt. Sein Nachfolger als Spitzenkandidat wird Bernd Müller. Das hat die Rosa Liste am Freitag mitgeteilt.

Als sich die Rosa Liste, die nicht als Partei, sondern als Verein organisiert ist, im Jahr 1989 gegründet hat, galt sie vor allem als Vertretung der schwulen und lesbischen Menschen in München. Inzwischen sieht sie sich als Stimme der gesamten LBGTIQ*-Community, zu der auch Menschen zählen, die sich als Transgender verorten oder die sich keinem Geschlecht zuordnen, das Wort „queer“ ist eine Art Überbegriff. 1996 zog die Rosa Liste erstmals in den Stadtrat ein, in Person von Thomas Niederbühl. Sie bildet auch seither eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen.

„Zusammen mit meinen Anfängen im Bezirksausschuss bin ich nächstes Jahr 36 Jahre kommunalpolitisch aktiv. Es war eine erfolgreiche Zeit, jetzt ist es für mich dann genug“, sagt Niederbühl, der kommende Woche 64 Jahre alt wird. Er werde anderweitig engagiert bleiben, ergänzt er, „und ich habe vollstes Vertrauen in meinen Nachfolger, dass er die Rosa Liste gut weiterführt“.

Bernd Müller ist 57 Jahre alt. Er hat als Redakteur für queere Medien gearbeitet und ist aktuell Assistent der Geschäftsführung bei der Münchner Aidshilfe. In der Kommunalpolitik war er bisher nicht aktiv, er habe das für nicht vereinbar mit seiner Unabhängigkeit als Journalist gehalten, sagt Müller.

„Wir müssen wieder mehr kämpfen“, gibt Müller als Devise aus, „gerade in diesen politisch schwierigen Zeiten, in der die Gesellschaft nach rechts driftet und auch LGBTIQ* unter steigendem Druck steht.“ Für die Rosa Liste wird es bei der kommenden Wahl auch um ihre Zukunft im Stadtrat gehen. „Thomas Niederbühl hat es schon bei der letzten Wahl nur noch knapp geschafft“, sagt Müller, der nun bis zur Wahl im kommenden Frühjahr noch ein Jahr Zeit hat, seine Bekanntheit als neuer Kopf der Bewegung zu steigern.

Thomas Niederbühl wird nicht mehr für die Rosa Liste kandidieren. (Foto: Florian Peljak)
Bernd Müller ist der neue Spitzenkandidat der Rosa Liste bei der Kommunalwahl 2026. (Foto: privat)

Zu schaffen macht der queeren Szene und damit auch der Rosa Liste der Druck von rechts. „Wir müssen in München ein Klima schaffen, das queere Menschen schützt und in all ihren Facetten anerkennt. Dafür ist die Rosa Liste auch künftig die richtige Wahl“, sagt Müller.

Es gibt aber auch eine andere gesellschaftliche Entwicklung: Belange von queeren Menschen sind viel mehr zur Normalität geworden, als es vor 30 Jahren der Fall war. Damit werden sie auch von anderen im Stadtrat vertretenen Parteien vertreten, was es wiederum für die Rosa Liste schwerer macht, Stimmen zu sammeln. Eine Aufgabe wird sein, dass die Gruppierung es schafft, mehr als Avantgarde der Bewegung wahrgenommen zu werden.

Müllers Wahl auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung war offenbar keine Selbstverständlichkeit. Ihr sei eine Kampfabstimmung mit vier Kandidatinnen und Kandidaten vorausgegangen, berichtet Müller am Telefon. Ein mögliches Legitimationsproblem spricht er selbst an: Nach Niederbühls Zeit sei es nun wieder ein schwuler Mann, der an der Spitze der Rosa Liste steht. Aber Müller sagt, er sei seit mehr als 30 Jahren an verschiedenen Stellen der Szene aktiv und auch mit Transpersonen und lesbischen Frauen vernetzt.

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