Gedankenspiele zu Umbauarbeiten:Umweltspur soll U3/U6-Sperrung auffangen

Lange Buszüge sollen möglichst viele U-Bahnpassagiere auf einer eigens dafür vorgesehenen Fahrbahn befördern, fordern die zwei Sendlinger Bezirksausschüsse. Eine Sperrung der Lindwurmstraße für Privat-Pkw lehnen sie ab.

Von Julian Raff

Wenn die Linie U3/U6 zwischen Mitte März und Mitte Juni drei Monate lang gesperrt wird, dürfte es an der Oberfläche zwischen Implerstraße und Goetheplatz eng werden - und wohl auch weit darüber hinaus. Die Stadtteilvertreter in den Bezirksausschüssen Sendling (BA 6) und Sendling-Westpark (BA 7) mahnen daher bessere öffentliche Verkehrsalternativen an. Der Forderung ihrer Kollegen in der Ludwigs- und Isarvorstadt (BA 2), die die Lindwurmstraße während der Bauzeit komplett für Privat-Pkw sperren wollen, schließen sie sich aber nicht an.

Einig sind sich die beiden Sendlinger BAs mit den Kollegen im Zentrum im Ruf nach einer durchgehenden Ersatzbus-Linie zwischen Harras und Sendlinger Tor, die Fahrgästen mehrmaliges Umsteigen erspart. Um möglichst viele der täglich 180 000 U-Bahnpassagiere aufzunehmen, sollen lange Buszüge im engen Takt verkehren, auch wenn Wende- und Aufstellflächen an den Endpunkten knapp sind. Der BA 6 schlägt dabei vor, die innerstädtische Wendeschlaufe via Wallstraße gleich über die Linie Oberanger-Rosental und Prälat-Zistl-Straße zu erweitern und so die Altstadt mit anzubinden.

Ja zu Taxigutscheinen für Sehbehinderte, Nein zu kostenlosem Rikscha-Dienst

Die bisher geplanten Schienenersatz-Busse sollen weiter verkehren, sie könnten allerdings, wie die Sendlinger anregen, im Süden über die Brudermühlstraße bis zur Isarphilharmonie ("HP 8") fahren und idealerweise jenseits der Isar, am Candidplatz wenden. Zugleich entstünde so eine Verbindung zur U 1. Anstatt die Lindwurmstraße für PKW komplett zu sperren, schlägt der BA 6 vor, eine der beiden Spuren, die dort pro Richtung zur Verfügung stehen, zur "Umweltspur" zu erklären. Tagsüber wäre diese reserviert für Busse, Einsatzfahrzeuge und Taxis, aber auch für "sichere und schnellere" Radler, die nicht mehr auf die schmalen und wahrscheinlich überfüllten seitlichen Radwege angewiesen wären.

Dennoch wären Radler hiermit schlechter gestellt als nach den Plänen des BA 2, der ihnen eine komplette Spur vorbehalten- und dafür eben Privat-Pkw aussperren will. Für Andreas Lorenz (CSU) bleibt die Umweltspur dennoch der "Euphemismus schlechthin" und ein "Ausfluss grüner Verkehrsideologie". FDP und Freie Wähler schlossen sich dem an, der Beschluss im verkleinerten Gremium fiel also mit sechs zu vier Stimmen.

Mit nur einer Stimme Unterschied entschied sich dagegen der BA Sendling-Westpark gegen eine Umweltspur. Die von der Linken-Fraktion, parallel zum BA 2, beantragte Totalsperre fiel mit zwölf zu 15 Stimmen etwas deutlicher durch. Taxigutscheine für Blinde und Sehbehinderte können sich die beiden Sendlinger Bezirksausschüsse als Zusatzangebot dagegen gut vorstellen, nicht aber einen kostenlosen Rikscha-Dienst für mobilitätsbeschränkte Personen, den der BA Sendling-Westpark knapp ablehnte.

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