Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender für gute Werke:"Ich versuche, alles Schlechte von den Kindern fernzuhalten"

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Gerissener Meniskus, Tumor am Knie, Zysten an der Wirbelsäule: Aida Yusef hat viel Pech und große gesundheitliche Probleme. Für ihre Kinder will sie trotzdem stark sein.

Von Bernd Kastner

Es gibt Zeiten, da kommt alles zusammen, da türmen sich die Probleme. Aida Yusef lebt in solch einer schwierigen Zeit. "Ich hab wirklich viel Pech", sagt sie, sie laufe "von einer Baustelle zur anderen". Aber während sie erzählt, was ihr widerfahren ist, wird deutlich, dass Aida Yusef bei allem Pech auch stark ist und kämpft, für sich und ihre beiden Kinder, sie sind vier und zehn Jahre alt.

2016 war es, als bei Aida Yusef ( Name geändert) Gebärmutterhalskrebs festgestellt wurde. Die Operation lief sehr gut, die 38-Jährige ist heute noch voll des Lobes über das Krankenhaus Neuperlach. Es war die Zeit, als sie, nach einer Trennung, mit dem Vater ihrer älteren Tochter wieder zusammengekommen war. Und es sei ein "kleines Wunder" gewesen, dass sie noch im Jahr der Operation schwanger wurde. Die Beziehung hielt nicht, aber über ihr zweites Kind ist die Mutter glücklich. Die Geburt war kompliziert, sie hatten Angst, dass es das Kind nicht schafft. Die Mutter nennt es "ein Geschenk Gottes".

Immer wieder kämpft Aida Yusef mit gesundheitlichen Problemen

Immer wieder kämpft Aida Yusef mit gesundheitlichen Problemen. Da ist der Schaden am rechten Knie, der Meniskus ist gerissen, als sie einmal über Plastikschnüre stolperte, auch so ein Pech. Im zurückliegenden Jahr dann stellten die Ärzte bei der Mutter einen Tumor am Knie fest und Zysten an der Wirbelsäule. Starke Rückenschmerzen plagen sie, erzählt sie am Telefon. Sie wird sich wieder operieren lassen müssen, im Januar hat sie ein Vorgespräch, und dann hofft sie, dass es bald mit dem OP-Termin klappt, trotz Corona.

Lange Zeit lebte die Familie in einer kleinen Wohnung, keine 50 Quadratmeter groß, ganz oben, ohne Aufzug. Dank eines ärztlichen Attestes bekam die Familie im Vergabesystem der Stadt für geförderte Wohnungen eine höhere Punktzahl, und diesen Herbst klappte es tatsächlich: eine neue, größere Wohnung. Die Freude aber wich schnell der Ernüchterung. "Ein Desaster", sagt Aida Yusef über das neue Zuhause. Der Boden kaputt, die Wände verschmutzt, Schutt im Bad, aus einem Leitungsschacht habe es unangenehm gerochen. Und dann stellte sie eines Tages fest, dass ein Fremder von früher einen Schlüssel für die Wohnung hatte und unerlaubt drin war. "Ich fühle mich nicht mehr wohl", sagt Aida Yusef. Aber immerhin, die beiden Kinder haben in der größeren Wohnung endlich richtig Platz zum Spielen, das ist natürlich gut. Sie ist froh über die Wohnung, nur: So richtig wohl fühlt sie sich nicht. Das will sie ihre Kinder aber nicht spüren lassen. "Ich versuche, alles Schlechte von den Kindern fernzuhalten."

Finanziell ist es eng. Aida Yusef erzählt, dass sie vor Jahren eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau nicht bestand. Anschließend nahm sie diverse Jobs an, arbeitete als Empfangsdame in einem Autohaus oder als Aushilfe in einer Tankstelle. Für Alleinerziehende, sagt sie, ist es nicht leicht, etwas Passendes zu finden. Derzeit lebt die Familie von Arbeitslosengeld II. Im Sozialbürgerhaus hat sie eine sehr engagierte Sachbearbeiterin, die Frau habe "ein offenes Herz", erzählt Aida Yusef, "ich bin ihr so dankbar". Trotzdem, das Geld ist knapp, es reicht kaum für Geschenke für die Kinder. Lego zum Beispiel, das wäre toll. Und die Mutter denkt an die neue Wohnung, in der noch manches fehlt. Eine Spülmaschine zum Beispiel oder ein Ofen. Und ein Traum hat auch mit den bunten Bauklötzchen zu tun. Einmal ins Legoland nach Günzburg. Die Kinder wünschen sich das, und die Mama auch, wenn es Corona und ihre Gesundheit zulassen.

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