Kommunalwahl 2020:Münchner SPD: mit neuem Schwung und ein paar Jokern

Lesezeit: 2 min

  • Die SPD hat ihren Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl im März 2020 nominiert.
  • Ein Herausforderer innerhalb der eigenen Partei war nicht erwartet worden.

Von Dominik Hutter, München

Es gibt Formalien, die einfach sein müssen. Und damit das Ganze einen würdigen und gleichzeitig unterhaltsamen Rahmen erhält, hat die Münchner SPD für Dienstagabend in die Alte Kongresshalle auf der Theresienhöhe geladen, um dort ganz offiziell nach allen Regeln der Demokratie ihren Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl im März 2020 zu nominieren.

Dass dessen Name Dieter Reiter lauten wird, gilt seit Langem als ausgemacht. Überraschungen - etwa in Form eines Herausforderers - sind daher nicht zu erwarten. Die bundesweit schwächelnden Sozis wissen, was sie an ihrem Amtsinhaber haben. Er soll aus der SPD-Perspektive nicht nur in seine Position wiedergewählt werden, sondern auch der roten Stadtratsliste zu zusätzlichen Stimmen verhelfen.

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Reiter kennt die Situation. Im November 2013 waren schon einmal mehr als hundert SPD-Delegierte zusammengekommen, um über das Schicksal ihres Spitzenmanns zu befinden. Und doch ist diesmal alles anders. Damals war Reiter der Neue, der in die großen Fußstapfen des Dauer-OBs Christian Ude steigen sollte. Einer, der sich erst noch bewähren musste. Zahlreiche Ehrengäste und Ehrenbürger waren vor sechs Jahren in die BMW-Welt eingeladen. Großer Bahnhof ist auch jetzt wieder das Konzept des Abends in der Kongresshalle, zu dem alles in allem 450 bis 500 Gäste erwartet werden.

Nur: Inzwischen ist Reiter nicht mehr der Kronprinz, der aus der Rolle des Wirtschaftsreferenten heraus an die Spitze der drittgrößten Stadt Deutschlands treten will. Diesmal kann er auf fast sechs Jahre im Chefbüro des Rathauses verweisen, auf ein trotz aller Querelen stabiles Mehrheitsbündnis unter seiner Führung. Auf seinen Amtsbonus. Er ist, wie man so schön sagt, der Platzhirsch.

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Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Denn bei aller Jovialität und Lockerheit, die der 61-Jährige ausstrahlt, muss er aufpassen, im Wahlkampf nicht dazustehen wie der Vertreter der traditionellen Männerdominanz in der Politik. Das ist zweifellos nicht Reiters Attitüde. Nur: Die Zeiten haben sich geändert in den vergangenen Jahren, und die beiden Herausforderinnen von CSU und Grünen, Kristina Frank und Katrin Habenschaden, werden sich im Wahlkampf redlich bemühen, den Amtsinhaber alt aussehen zu lassen. 2014 hieß der Hauptgegner noch Josef Schmid (CSU), ein zwar liberaler, insgesamt aber doch eher typischer Vertreter einer konservativen Partei. Der nicht im Traum darauf gekommen wäre, sich beim Pop-up-Yoga auf dem Dach einer städtischen Behörde fotografieren zu lassen. Wie es Frank gerne tut.

Wobei Reiter mit der Grünen Habenschaden ein fast schon kumpelhaftes Verhältnis verbindet, mit Frank hingegen ein professionell-distanziertes. Im Wahlkampf könnte dieser Unterschied verschwimmen - selbst wenn der Kampf um Argumente und Wählergunst fair abläuft. Denn der Rolle des Juniorkonkurrenten sind die Grünen inzwischen entwachsen. Gerade erst hat in Hannover ein Grüner spektakulär das höchste Amt der Stadt ergattert.

Das will Habenschaden nun auch in München erreichen, bundespolitisch steht ihre Partei gut da. Und die CSU wittert Chancen, angesichts der Schwächephase der SPD die lange Ahnenreihe sozialdemokratischer Oberbürgermeister in München erstmals seit 36 Jahren zu durchbrechen. Es geht also ums Ganze.

Reiter weiß das und hat daher der eigenen Partei neuen Schwung verordnet. Die SPD geht mit einer deutlich autokritischeren Verkehrspolitik ins Wahljahr als in der Vergangenheit üblich. Die Stadtratsliste wird zwar nach einem komplizierten bürokratischen Verfahren erstellt. Der OB hat sich aber mehrere Joker gesichert, um die Fraktion in seinem Sinne aufzuspeeden. Etabliertes mit Neuem zu ergänzen. Der Liedermacher Roland Hefter könnte davon profitieren und Julia Schmitt-Thiel, die Chefin der Freimanner Mohr-Villa. Auch Reiter selbst soll auf der Liste auftauchen. Auf dem gut sichtbaren Platz eins.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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