Nahe Sendlinger Tor:SPD weiht neue Parteizentrale ein – und will mehr Service bieten

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OB Dieter Reiter und Bürgermeisterin Verena Dietl bei der Eröffnung der neuen Zentrale. (Foto: Catherina Hess)

Die Partei eröffnet am Oberanger neue Räume. Diese sollen auch als Anlaufstelle für Bürger dienen. OB Reiter verspricht: „Niemand geht hier raus, der keine Antwort bekommen hat oder zeitnah eine kriegt.“

Von Heiner Effern

Um das neue „Morgenrot“ gleich kräftig leuchten zu lassen, hat die Stadt-SPD so ziemlich alle aufgefahren, mit denen sie strahlen kann. Oberbürgermeister Dieter Reiter ist zur Präsentation der neuen Parteizentrale gekommen, Bürgermeisterin Verena Dietl, München-Chef Christian Köning und die Vorsitzende der Stadtratsfraktion, Anne Hübner. Von extern grüßt sogar die Sonne durch die große Fensterfront herein. „Großes Lob an meine Partei, das ist echt gut geworden“, sagt Reiter. Das heißt schon etwas, denn Lob an seine Partei kommt bei ihm nicht allzu oft vor, wie er selbst lachend einräumt.

Die Adresse am Oberanger 38 nahe dem Sendlinger Tor hat bei der SPD Tradition, hier befinden sich schon lange das Stadt- und Landesbüro der Partei. Die Münchner Sozialdemokraten residieren im vierten Stock, doch als im Erdgeschoss ein Friseurgeschäft schloss, griff der Stadtverband zu. In den hellen Räumen mit einem großen Tisch und einem kleinen Kühlschrank sollen zwar auch Parteiprogramme geschrieben werden und Arbeitskreise tagen, vor allem aber will die SPD die Münchnerinnen und Münchner hierher einladen. „Wir wollen hier das machen, was ich in meiner Bürgersprechstunde seit elf Jahren mache: mit den Bürgern reden“, sagt der OB.

Die Bezeichnung Parteizentrale ist dementsprechend nicht ausreichend, es soll vor allem einen direkten Draht zu wichtigen Stadtpolitikern und viel Bürgerservice geben. Die Menschen sollen von Entscheidern erfahren, warum etwas läuft oder auch nicht. Oder wie sie schnell an Wohngeld kommen. „Niemand geht hier raus, der keine Antwort bekommen hat oder zeitnah eine kriegt“, verspricht Reiter.

Der Dialog mit den Bürgern sei vor allem für die SPD wichtig, die bei Streitthemen wie Radwegen nicht polarisiere, sondern eine Mittelposition einnehme. „Wenn wir etwas reißen wollen, müssen wir unsere Position noch deutlicher erklären“, sagt der Oberbürgermeister. Jeden Freitag wird sich eine Spitzenkraft der Partei dafür von 15 bis 17 Uhr Zeit nehmen, den Beginn macht Dieter Reiter am 17. Januar.

Hell, offen, transparent, diese Vorzüge sieht auch SPD-Stadtchef Christian Köning in den neuen Räumen. Tatsächlich bleiben schon bei der Präsentation Passanten stehen und schauen durch die Scheiben herein, ein Kind winkt freundlich. So offen will die SPD künftig öfter wirken, die „Hinterzimmer“-Atmosphäre, für die die Partei oft gescholten wird, soll verschwinden. „Wir wollen für die Bürger da und sichtbar sein“, sagt Bürgermeisterin Verena Dietl. Als Kümmerer-Partei will sich die SPD hier zeigen.

Dietl weiß aus ihrer eigenen Erfahrung ebenso wie OB Reiter, dass der Dialog und der Austausch mit den Bürgern eine Herausforderung sein kann. Es gehöre auch dazu, zu erklären, warum etwas nicht geht, sagt sie. Andererseits komme man mit Bürgern, die anfangs frustriert oder wütend sind, nach einem Gespräch erstaunlich oft zusammen, sagt Fraktionschefin Hübner. Im besten Fall soll der Name der Parteizentrale eine doppelte Symbolik vermitteln: das Morgenrot als Hoffnung auf einen schönen Tag und als Botschaft für die Zukunft. „Morgen: rot.“

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