Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahlkampf der SPD:Gute Plätze für Roloff und Tausend

Ihre Positionen auf der Bayernliste gelten als sicher - auch falls sich das Ergebnis der SPD im Vergleich zur letzten Wahl nochmals verschlechtern sollte.

Von Heiner Effern

Die Münchner SPD kann trotz der Zerwürfnisse der vergangenen Woche fest damit planen, dass sie auch im neuen Bundestag wieder mit zwei Abgeordneten vertreten sein wird. Bei der Aufstellung der bayerischen Liste für die Wahl am 26. September setzten die Delegierten Sebastian Roloff aus dem Münchner Süden auf Platz fünf und die Stadtvorsitzende Claudia Tausend, Kandidatin im Münchner Osten, auf Rang zehn. Diese beiden Positionen gelten als sicher, auch wenn sich das Ergebnis der SPD im Vergleich zur letzten Wahl nochmals verschlechtern sollte. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Tausend. Sie könne sich nicht erinnern, dass die Münchner auf der Bayern-Liste jemals besser platziert gewesen seien.

Kalt, windig und gar stürmisch, so beschrieben fast alle Teilnehmer die Atmosphäre auf dem Delegiertentreffen am Samstag in Schwabach. Die SPD traf sich im dortigen Fußballstadion, um den Hygienevorschriften in der Coronakrise gerecht zu werden und trotzdem rechtssicher in Präsenz abzustimmen. Auch den beiden Münchner Top-Kandidaten ging es nicht anders. Aber Sebastian Roloff zeigte sich am Sonntag wieder gut aufgewärmt und glücklich über seinen hervorragenden Platz. "Das ist sensationell, ich bin überwältigt", sagte er. Auch er hat in die Historie geblickt und nicht eine Bundestagswahl gefunden, bei der die Münchner Kandidaten so weit vorne auf der Bayernliste gelandet seien. Das ist in der SPD gerade die einzige verlässliche Möglichkeit, über die Zweitstimme in den Bundestag einzuziehen. Der Sieg im Kampf um ein Direktmandat ist in der Regel nicht möglich.

Das muss nun Florian Post trotzdem versuchen, der nach dem ursprünglichen Plan der Münchner SPD den guten Platz hätte erhalten sollen, den nun Roloff hat. Doch auf dem Oberbayernparteitag forderte dieser Post erfolgreich heraus, worauf der Abgeordnete aus dem Münchner Norden keinen Platz mehr auf der Liste anstrebte. Er werde sich voll auf den Kampf um das Direktmandat konzentrieren, die Partei spiele für ihn keine Rolle mehr im Wahlkampf, hatte Post am Donnerstag angekündigt. Wie das bis zum 26. September aussehen könnte, ließ er am Samstag in einer E-Mail an den Stadtvorstand erkennen. Er werde an Absprache-Treffen nicht teilnehmen, schrieb er, sondern an seiner Kampagne feilen, "die an Deutlichkeit nichts vermissen lassen" werde. Ein Treffen der Bewerber hätte vor dem Oberbayernparteitag stattfinden sollen, um zu klären, ob sich alle an das Votum des Stadtvorstands halten.

Damit spielt Post darauf an, dass Roloff erst kurz vor diesem Parteitreffen seine Ambitionen öffentlich machte und damit nicht nur Posts Karriere massiv ins Wanken brachte, sondern auch den nicht informierten Stadtvorstand schlecht dastehen ließ. Allerdings ging Roloff strategisch so geschickt vor, dass er mit seinem Kampf um einen geeigneten Listenplatz den wichtigen Proporz der Regionen nie verletzte, sondern lediglich als Münchner auf einem Münchner Platz kandidierte. Damit konnte er genügend Delegierte auf seine Seite ziehen, die um ihren eigenen regionalen Kandidaten nicht fürchten mussten.

Roloff erhielt bei der Aufstellung der Bayernliste fast 90 Prozent der Stimmen, er hatte keinen Gegenkandidaten. Tausend wurde auf Platz zehn von Sabine Dittmar aus Unterfranken herausgefordert, setzte sich jedoch souverän durch. Damit werde sie voll motiviert in ihren letzten persönlichen Wahlkampf gehen, kündigte sie an. Sollte sie in den Bundestag einziehen, werde das nämlich "definitiv" ihre letzte Amtsperiode sein. Dann habe sie 30 Jahre Politik gemacht und werde es "gut sein lassen", sagte Tausend.

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SZ vom 15.03.2021/mmo
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