Corona-Pandemie:Durchatmen im Hasenbergl

Corona-Pandemie: Im Hasenbergl ist derzeit vor allem eines zu finden: Ruhe.

Im Hasenbergl ist derzeit vor allem eines zu finden: Ruhe.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wer sich von den beliebten Versammlungsorten wie Isar und Englischer Garten fern halten will, soll den Weg in den Münchner Norden antreten. Dort findet man, was man andernorts vergeblich sucht: Ruhe - und Desinfektionsmittel.

Kolumne von Julian Hans

Dass Kinder auf Waldorfschulen lernen würden, ihren Namen zu tanzen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Er hält sich wahrscheinlich deswegen so hartnäckig, weil den meisten Schülern selbst nie ganz klar wurde, wozu dieses Fach mit Namen Eurythmie eigentlich gut sein soll. Aber jetzt ist die Zeit gekommen. Wer an einem sonnigen Frühlingstag unter Einhaltung des amtlich verordneten Abstandsgebots durch Münchner Parks oder entlang der Isar geht, der erinnert sich vielleicht an die Worte seiner alten Lehrerin: Ziel sei es, sich durch den Raum zu bewegen wie die Fische im Aquarium − schwungvoll und elegant, aber ohne sich zu nahe zu kommen trotz des Gedränges.

Nicht alle Münchner konnten eine der drei Waldorfschulen im Stadtgebiet besuchen, das wird schnell deutlich, sobald man die heimische Einsiedelei verlässt. Direkte Rempeleien können zwar meist vermieden werden, aber an den Hotspots Englischer Garten und Flaucher ist die Bewegung doch eher stockend als flüssig.

Darum lohnt es sich in diesen Tagen besonders, die Hauptaufmarschplätze zu meiden und einige Ecken der Stadt zu entdecken, in die es einen sonst nicht so oft verschlägt. Für die Wanderung aus der Innenstadt ins Hasenbergl sollte man sich allerdings etwas Proviant einpacken, denn die wenigen Jausenhütten auf dem Weg haben brav geschlossen. Dafür findet man hier, was man andernorts vergeblich sucht: Ruhe.

Ob das die Krise ist oder einfach Verschlafenheit, das ist in Feldmoching schwer zu beurteilen. Immerhin kann man die Infektionshysterie mal für ein paar Stunden hinter sich lassen und durchatmen, ohne fürchten zu müssen, dabei den Atem eines anderen zu inhalieren. Der Wind treibt keine alten Gummihandschuhe durch die Straßen wie Steppengras im Western, und auf dem Gehweg stehen nicht alle zwanzig Schritte Abstandsmarkierungen. In der Hasenapotheke neben dem Supermarkt gibt es sogar noch Desinfektionsmittel "in begrenzten Mengen". Der Weg hat sich gelohnt.

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