In München gibt es immer weniger Sozialwohnungen, aber immer mehr Menschen, die eine solche beantragen – und vor allem noch viele mehr, die einen Anspruch auf eine geförderte und mithin kostengünstige Wohnung hätten. Rund 60 Prozent der Münchner Haushalte liegen innerhalb der Grenzen für die von der Stadt festgeschriebene „Einkommensorientierte Förderung“, kurz: EOF. Das hat eine Anfrage der Stadtratsfraktion von Die Linke/Die Partei ergeben, die nun vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung beantwortet worden ist.
Demzufolge standen 2023 insgesamt 48 431 Sozialwohnungen zur Verfügung, eine Stabilisierung „auf niedrigem Niveau“, wie die Fraktion in einer Pressemitteilung feststellte. Im vergangenen Jahr wurden 35 803 Anträge auf geförderten Wohnraum gestellt und 3406 erfüllt – also weniger als jeder zehnte. Dabei geht die Schere immer weiter auseinander: 2014 waren rund 45 000 Sozialwohnungen und 24 000 Anträge registriert worden; 3700 davon wurden positiv beschieden, die Antragsteller erhielten also eine günstige Wohnung. Zudem geht der Anteil von gefördertem Wohnraum am Gesamtbestand der Wohnungen generell zurück: Waren 1990 noch 15 Prozent aller Münchner Wohnungen in einer Sozialbindung (98 000 von 650 000), waren es 2023 nicht einmal mehr sechs Prozent: 48 431 von nunmehr 837 000.
Die Schlussfolgerung von Linke-Fraktionssprecher Stefan Jagel aus alledem: Die Stadt müsse die private Bauwirtschaft wieder stärker einspannen – „wir dürfen sie beim Bau von Sozialwohnungen nicht außen vor lassen“. Die Vorgaben für private Investoren aufzulockern, also die sogenannte sozialgerechte Bodennutzung (Sobon), sei „angesichts der Situation ein Unding“. Jagel fordert, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle aufhören, „mit seinen Investorenfreunden zu kuscheln und sie stattdessen in die Pflicht nehmen“.
Das Argument vieler privater Bau- und Immobilienunternehmen, seit der Verschärfung der Sobon im Jahr 2021 lohne sich der Mietwohnungsbau nicht mehr, hält Jagel jedenfalls für eine „Scheindiskussion“. Angesichts der aktuell wieder niedrigeren Zinsen sei es „doch lukrativ, geförderten Wohnraum zu realisieren“, glaubt er.
Aktuell wird der soziale Wohnungsbau in der Stadt zum größten Teil von der kommunalen Gesellschaft Münchner Wohnen getragen. Sie hat etwas mehr als 29 000 geförderte Wohnungen in ihrem Bestand. Demgegenüber verfügen Genossenschaften über rund 3300 und sonstige Gesellschaften oder private Eigentümer über rund 16 000. Zum Vergleich: Mitte der Achtzigerjahre gab es einmal fast 120 000 Sozialwohnungen in München.