Süddeutsche Zeitung

Festival "Sound of Munich now":Ein Geschenk

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Wie ist es, nach zwei Jahren coronabedingter Pause das Festival "Sound of Munich Now" wieder live zu sehen? Ein Einblick.

Von Valentina Spangler

Als nach dem ersten Song die Zuschauer applaudieren, lächelt Robert Salagean, Sänger der Münchner Band Rosa Blut, zufrieden. Das Besondere: Er steht nicht auf der Bühne, während "Gib mir mehr" zu hören ist, sondern im Publikum. Auf der Leinwand sieht man die Kranhalle des Feierwerks in blauem Licht, die hohen Fenster der einstigen Fabrikhalle sind nicht mit Molton verhüllt, auf der Bühne stehen Pflanzen. Dort, wo sonst das Publikum steht, musiziert die Band. Die Zuschauer sind von der Videopremiere und somit auch von der Band begeistert. Und Robert Salagean sagt: "Es war schon geil, uns selbst spielen zu sehen." Im Vergleich zu einer Live-Performance sei der Videodreh schon etwas komisch gewesen, "aber das Setting und die Atmosphäre an dem Tag haben uns ein gutes Gefühl gegeben". Nun will die Band das Video nutzen, um Auftritte zu bekommen. "Dieses Video ist für uns als Band einfach ein tolles Geschenk."

20 Tage, 20 Bands. Jeden Abend eine Video-Präsentation im Internet. Das ist das Motto von "Sound Of Munich Now" seit Beginn der Corona-Pandemie. An diesem Samstag hat dieses Festival erstmals wieder live stattgefunden, wenngleich im deutlich kleineren Rahmen. Die Mischung aus Konzerten von Lauraine, Hadern, Belli oder Wait of the World, eingespielten Videos und kleinen Gesprächsrunden kommt beim Publikum an - wenngleich auch vereinzelt der Wunsch geäußert wird, wieder zur früheren Festivalform zurückzukehren. Vor allem Zuschauerinnen und Zuschauer, die bereits seit Beginn das "Sound of Munich Now", veranstaltet vom Feierwerk und der SZ, verfolgen, finden die Mischung aus Video und Livemusik zwar ansprechend, ihnen fehlt jedoch noch das gewisse Live-Feeling. "Es ist ungewöhnlich mit den Videos, ich finde die Machart sehr ansprechend, aber Livemusik ist unschlagbar", sagt etwa Michael Merkle. Auch Sonia Fritsch vermisst die alte Version des Sound of Munich Now. "Wenn man durchgehend Musik spielt, erzeugt das ein besseres Konzertgefühl", sagt sie.

Für die Band Wait of the World ist der Abend eine Chance. "Es ist eine Möglichkeit, nach zwei Jahren wieder live mit Publikum zu spielen und uns mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zu vernetzen", sagt Schlagzeuger Elias Bohatsch. Auch Laura Glauber, Sängerin von Lauraine, die beim ersten digitalen "Sound Of Munich Now" dabei war, sagt: "Es ist eine Gelegenheit, sich zu vernetzten und auszutauschen."

Die Videos finden große Zustimmung. "Ich liebe die Atmosphäre, die hier und durch die Videos erzeugt wird", sagt etwa Marie Theres. Interessant sei es, wenn Songs live und im Video unterschiedlich interpretiert werden, "das gibt einen ganz coolen Kontrast". Sarah Zeitlmayr sieht in der Mischung aus Video und Live-Musik auch eine gute Kombination. "Die Videos waren gut, als wäre man dabei gewesen, man hatte nicht das gleiche Gefühl wie bei einem Musikvideo", sagt sie.

Eines wird an diesem Abend ebenfalls deutlich. Auch das Publikum hat die Münchner Musikszene vermisst. "Ich finde die Atmosphäre sehr locker, es ist ein sehr durchmischtes Publikum, sehr individuell", sagt Florian Huber. Er fügt an: "Das Festival ist eine Mischung aus Video und Präsenz-Veranstaltung, das passt zum Corona-Style."

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