Neubaupläne in der Sonnenstraße:Ein Bunker bleibt, der Rest wird abgerissen

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An der Sonnenstraße 24 soll ein Neubau entstehen, neben dem denkmalgeschützten Bürklein-Bau (links). (Foto: Steidle Architekten)

Neben der denkmalgeschützten „Isarpost“ will ein Investor in der Sonnenstraße das ehemalige Gebäude der Postbank durch ein Bürohaus ersetzen. Wie die Pläne bei Experten ankommen.

Von Sebastian Krass

Bevor der Architekt Martin Klein auf sein eigenes Projekt zu sprechen kommt, schwärmt er erst einmal über das prachtvolle Nachbarhaus und die Arbeit früherer Baumeister: Es sei einst von Friedrich Bürklein als Frauenklinik errichtet und vor hundert Jahren von Robert Vorhoelzer dann zu einem Postgebäude umgebaut worden, dabei habe es deutlich größere Fenster bekommen. Inzwischen ist der Komplex denkmalgeschützt und firmiert unter dem Namen „Isarpost“ als Eventlocation. Aber bis heute habe er „eine Sonderstellung an der Sonnenstraße“, sagt Klein. „Es ist eine besondere Herausforderung, genau daneben ein neues Gebäude zu errichten.“

Das war die Aufgabe, vor der Klein, Mitgesellschafter des Münchner Büros Steidle Architekten, mit seinem Team stand: An der Sonnenstraße 24, wo derzeit noch unter anderem eine Postbank-Filiale untergebracht ist, einen Büro-Neubau zu planen. Das Ergebnis der Planung stellte Klein kürzlich der Stadtgestaltungskommission vor, einem Gremium von Expertinnen und Experten, die Politik und Verwaltung zu bedeutenden Bauvorhaben beraten. Und, so viel sei vorweggenommen, der Entwurf kam gut an.

Warum überhaupt ein Neubau? Warum erhalten die Bauherren, die FOM Real Estate GmbH aus Heidelberg, nicht den Bestand und damit die graue Energie und schonen so das Klima? Die Fassade, die Technik, der Brandschutz, erläutert Klein, es habe „in jedem Bereich gewichtige Argumente gegeben“, die für einen Abriss sprächen. Auch den letztlich ausschlaggebenden Grund nennt er: Das Baurecht auf dem Grundstück gibt ein zusätzliches Geschoss her, „das war aus wirtschaftlichen Gründen für den Investor entscheidend“. Ganz ähnlich war es kürzlich beim ehemaligen Kaut-Bullinger-Haus an der Rosenstraße, auch das wird abgerissen, weil ein Stockwerk mehr auch mehr Rendite verspricht.

Aber Klein beschreibt auch eine Besonderheit, dank derer „40 Prozent der gesamten Baumasse erhalten bleiben“: Unterirdisch habe das Gebäude eine Bunkeranlage, „die so massiv ist, dass es technisch fast nicht möglich ist, sie abzureißen“.

Das Haus mit der ehemaligen Postbank-Filiale an der Sonnenstraße muss einem Neubau weichen. (Foto: Florian Peljak)

Weil die Architekten beim Neubau nicht nur eine Etage mehr im Hauptteil planen, sondern im Dachgeschoss Bürofläche unterbringen können, wird die künftige Bebauung sogar sieben statt bisher fünf Stockwerke haben. Mit der kleinteilig gestalteten Fassade und der „möglichst ruhigen Dachfläche ohne Gauben“ habe man sich bemüht, Rücksicht auf das benachbarte Denkmal zu nehmen, erläuterte Architekt Klein.

Die Kommission würdigte in ihrer Debatte die Arbeit des Büros Steidle. „Ich finde das Projekt sehr gelungen“, sagte etwa der Münchner Architekt Rudolf Hierl. Er sah in der Fassade „ein feines Gespinst, das aus einem banalen Bürobau etwas ganz Zartes macht“. Seine Kollegin Rita Ahlers warf die Frage auf, „ob man sich stark am Bürklein-Bau orientiert oder am Rest der Sonnenstraße, die von einer gewissen Gleichmäßigkeit lebt“. Letztlich fand sie die „eher zurückhaltende Lochfassade“ gut. Vereinzelt kam in der Diskussion der Hinweis, dass man die Fassade noch etwas stärker ausarbeiten, ihr mehr Tiefe geben könne.

Kritik kam von der Stuttgarter Architektin Regine Leibinger, die das „Flugdach“, also die über das zurückgesetzte Obergeschoss hinausragende Konstruktion, für „falsch“ hielt, „so sieht das aus wie ein Sechzigerjahrebau“. Sie wünschte sich ein Dach, „das nicht oder anders ausgebaut wird“. Allerdings blieb sie damit in der Minderheit, mehrere andere Kommissionsmitglieder lobten die Dachgestaltung.

Letztlich gab das Gremium sein Einverständnis, dass der Entwurf tauglich sei als Basis für eine Baugenehmigung. Und dann soll es schnell weitergehen: Nach dem Abriss ist der Baubeginn für Herbst 2025 vorgesehen, die Fertigstellung für Anfang 2027.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass das Gebäude leerstehe. Tatsächlich wird es derzeit noch genutzt, soll aber abgerissen werden.

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