Sommer in der Stadt:Ortswechsel mit Wechselspiel

Unterbiberger Hofmusik

Auf Wanderschaft: Die Unterbiberger Hofmusik sind beim ersten Konzertabend dabei mit ihrem Programm "Dahoam und retour".

(Foto: Lena Semmelroggen/Smashing Sna)

Von Klassik bis Hip Hop: Die Wanderbühne der Stadt München bringt im Sommer Gratis-Konzerte zu 13 verschiedenen Stationen

Von Michael Zirnstein

Der Deutsche Wanderverband definiert das Wandern als Gehen in der Landschaft von mehr als einer Stunde Dauer mit einer entsprechenden Planung bei Nutzung der spezifischen Infrastruktur und mit einer angepassten Ausrüstung. Trifft alles auf die neue Wanderbühne der Stadt München zu. Fast alles, denn sie geht natürlich nicht, sondern wird umhergezogen. Als aktivster Teil von "Sommer in der Stadt", dem Corona-Hilfsprogramm für Schausteller, Künstler und kulturhungrige Bürger zieht die professionell ausgestattete Bühne samt Technikern durch die Stadtlandschaft, nutzt bei ihren 13 Stationen oft die Einrichtungen der Viertel-Kulturzentren und Bürgerhäuser, und einen Plan gibt es nun auch, der weit mehr als eine Stunde Aktivität verspricht, meistens sogar drei, vier Konzerte täglich.

Wie wichtig das Projekt den Kulturpolitikern ist, sieht man daran, dass der Stadtrat auf Antrag der SPD und der Grünen für die Wanderbühne, eine zentrale "Sommerbühne" im Olympiastadion (startet Anfang August) und weitere Reihen, etwa im Hof des Deutschen Theaters, 950 000 Euro zusätzlich locker gemacht hat, obwohl wegen der Krise an anderer Stelle noch beträchtlich gespart werden muss. Einer, der für die Bühne gestimmt hat, steht nun am ersten Tag selbst darauf: Nicht als SPD-Stadtrat, sondern so wie man ihn schon länger kennt, als Liedermacher, spielt Roland Hefter im Theatron des Ostparks am Samstag, 25. Juli, bayerische Songs. Ein weiterer Amtsträger ist auch da, "der Bürgermeister von Neuperlach", der ist zwar kein echter Politiker, kennt sich in seinem Viertel aber so gut aus wie kaum ein anderer: Kandala Nzanzala alias Großes K ist hier aufgewachsen, als die Trabantensiedlung noch ein Problemviertel war; er hat den Wandel seiner Hood erlebt und bringt den Jugendlichen hier jetzt Basketballspielen und den Hip-Hop bei.

"Ich war so wie du" ist eines seiner Stücke, in dem er davon erzählt, wie man an Problemen wächst. Mit Gast-Hip-Hoppern wie Beeay, Kaygee und DJ Icecap eröffnet er den Bühnen-Wanderzirkus um 16 Uhr - leider eines der wenigen Konzerte, die sich speziell an ein jugendliches Publikum richten. Zwei Gruppen musikalischer Botschafter, die die bayerische Kultur mit der aus aller Welt verbinden, lassen den ersten Wandertag ausklingen: die virtuose wie spielfreudige Unterbiberger Hofmusik um 19.30 Uhr mit dem neuen Programm "Dahoam und retour" und das Duo der Fernseh- und Theater Schauspielerin Berivan Kaya und des Multiinstrumentalisten Wolfgang Gleixner um 21.15 Uhr.

In den darauffolgenden Wochen dürfen immer andere Stadtbezirke und ihre Kultureinrichtung die Wanderbühne bespielen und Teile ihres wegen Corona ausgefallenen inhäusigen Programms zeigen. Am Laimer Anger vor dem Interim gibt es am Sonntag, 2. August, Osteuropäisches und Weltmusik von Balkandina, Gitanes Blones und dem Vater-Tochter-Gespann Wally & Amy Warning. Am Wochenende darauf ist die Wanderbühne drei Tage in Folge jeweils an anderer Stelle zu finden: Am Max-Lebsche-Platz in Hadern spannt sich der Bogen von Klassik mit dem Duo Faustion über die Hot Stuff Jazzband bis zu Rock zu Daisy Ultra und Pianissimo, die weniger Klavier- als viel mehr Party-Musik machen (7.8.). Am Curt-Mezger-Platz in Milbertshofen spielt unter anderen Gitarren-Tausendsassa Marc Dorendorf diesmal Jazz (8.8.). Am Giesinger Bahnhofsplatz sind zwei preisgekrönte Musikerinnen zu erleben, die Jazz-Sängerin Lisa Wahlandt und die Klezmer-Spezialistin Andrea Pancur zusammen mit Abathar Kmash (9.8.).

In besonders schöne Gegenden wandert die Bühne dann weiter: Zur Wiese an der Würm in Pasing, wo etwa Swango Rap mit Stepptanz kombinieren (14.8.) und zum St.-Nikolaus-Platz in Schwabing (15.8.), wo fünf Konzerte einen weiten Bogen von Jazz (Triorange) über Klassik (Auwald Trio), Schlager-Oldies, drei Opernsänger bis hin zu urbanem Pop von Amelie Haidt und 23 Karat spannen. Das Programm an weiteren Standorten wie der Festwiese am Belandwiesenweg, in Thalkirchen, am Moosacher St. Martins-Platz oder dem Kopfbau der Messestadt Riem muss zum Teil noch geschnürt werden. Für kulturinteressierte Bürger sollte aber kein Weg zu weit sein, zumal alle Konzerte gratis sind - unter dem Motto: Das Wandern ist des Münchners Lust.

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