Sommer in der Stadt:Wenn der Gasteig zum Hindernisparcours wird

Trampolinspringen am Gasteig

Jonas probiert sich auf dem Trampolin am Salto rückwärts.

(Foto: Florian Peljak)

Zahlreiche Treppen, scharfe Kanten - der Verein "Free Arts of Movement" zeigt Kindern, wie man sich sportlich durch die Stadt schlängeln kann.

Von Jakob Wetzel

Jonas schafft fast zwei Meter. So hoch läuft der Zehnjährige an einer Backsteinwand vor dem Gasteig nach oben; dann lässt er sich rückwärts ins Trampolin fallen und probiert es erneut, immer und immer wieder. Unten stehen Trainer und sehen ihm zu, und daneben sitzt auch seine Mutter. Jonas sei ja immer schon herumgehüpft, wo er konnte, auch zuhause auf dem Sofa, sagt sie. Doch dann, vor etwas mehr als einem Jahr, habe ihn ein Freund auf einen Ferienkurs bei dem Verein "Free Arts of Movement" (FAM) aufmerksam gemacht. Und seitdem ist der Bub kaum noch zu bremsen. Auch nicht von Verletzungen wie einem angeknacksten Brustbein.

Zuletzt habe er den "Cody" gelernt, erzählt Jonas; dabei lässt man sich auf dem Trampolin auf den Bauch fallen und macht dann einen Salto rückwärts. Als nächstes wolle er jetzt den "Double Sideflip" lernen, einen doppelten Überschlag zur Seite. Und was auf dem Wall-Trampolin sonst noch möglich ist, zeigen später die Trainer von FAM: Das reicht vom mehrfachen Salto bis hin zum Sprung aus dem Handstand auf der Wand vier Meter hinunter ins Trampolin - und zurück.

Es ist Samstagmittag, und es ist "Sommer in der Stadt": Für das dezentrale Open-Air-Festival der Stadt hat der Verein FAM eine lang gezogene Treppe vor dem Gasteig an der Rosenheimer Straße in einen Spielplatz für Wall-Trampolin- und Parkour-Sportler verwandelt. Ein Wall-Trampolin ist ein Trampolin, das an einer Wand steht; beim Springen wird die Wand mit einbezogen. Bei Parkour bewegen sich Sportler durch die Stadt und nutzen dabei Gebäude und Stadtmöbel wie Blumenkästen und Geländer als Sportgeräte. An diesem Samstag gab es hier schon zum zweiten Mal kostenlose Workshops für Einsteiger.

Wer vor dem Gasteig mitmachen will, den schickt Andreas Ruby, der Vereinsvorsitzende von FAM, erst einmal in den Parkour-Bereich weiter unten, zum Warmmachen: Dort liegen Hindernisse wie Stangen, Kisten und Schwebebalken; die einen balancieren darüber, andere hüpfen von einem Gerät zum nächsten, ohne den Boden zu berühren. Erst danach geht es hoch zu den Trampolinen. Der Trick sei hier, sich im Fallen möglichst erst auf halbem Weg nach unten mit den Füßen von der Wand abzustoßen, sagt Ruby. Dann schleudere einen das Trampolin wieder an die Wand zurück.

Trampolinspringen am Gasteig

Andreas Ruby, Vorsitzender des Vereins, zeigt, was man alles mit etwas Risikobereitschaft und Kraft machen kann.

(Foto: Florian Peljak)

"Wir machen das hier, weil wir persönlich Megabock drauf haben, mitten in München am Gasteig die Mauern rauf zu laufen", sagt Ruby. Außerdem sei es Werbung für seinen Verein. Der existiert bereits seit 2009; er habe derzeit etwa 1000 Mitglieder, sagt Ruby - und betreibe mit dem "Erlebniskraftwerk" im Werksviertel die seines Wissens einzige gemeinnützige Parkour- und Trampolinhalle in Deutschland. Ruby selber ist bereits seit 2004 im Parkour-Sport aktiv; damals kam die Trendsportart gerade nach Deutschland.

Heute trainieren er und die anderem im Verein an verschiedenen Orten in der Stadt, mal drinnen, aber oft draußen. "Es geht darum, die Umgebung zu entdecken und neue Herausforderungen zu suchen", erzählt Ruby. Und es geht auch darum, Risiken einschätzen zu lernen, denn zu Parkour gehören zuweilen auch riskante Sprünge. "Es ist so gefährlich, wie man es sich selber macht", sagt Ruby. Vorkenntnisse brauche man keine, versichert er. Anfänger könnten etwa an jedem beliebigen Bordstein das Balancieren üben. "Man muss nur etwas Hirn mitbringen und zum Beispiel nicht gleich von weit oben runterspringen."

Wer zusehen oder sich im Parkour oder auf einem Wall-Trampolin ausprobieren will, hat dazu am 29. August noch einmal Gelegenheit. An dem Tag seien Profis eingeladen, um ihr Können zu zeigen, sagt Ruby. Zwischendurch aber könne auch jeder andere die Geräte nutzen. Und eigentlich wäre er mit den Trampolinen gerne öfter hier. "Warum nicht? Hier stören wir ja niemanden", sagt Sportler. "Die Treppe hier vor dem Gasteig geht normalerweise sowieso kaum einer nach oben."

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