Süddeutsche Zeitung

Bürgerprotest:Verkehrsentlastung für Alt-Solln - daraus wird erstmal nichts

Seit Jahren fordern Anwohner eine Entlastung - doch nun kommt die Absage der Stadt: Mit Blick auf die Corona-Herausforderungen sei das momentan keine "vordringliche Aufgabe".

Von Jürgen Wolfram

Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen der Stadtverwaltung und Anwohnern wegen ausbleibender Verkehrsberuhigung in Alt-Solln hat Fahrt aufgenommen. Thomas Gilg, einer der Sprecher der Initiative, reichte Fachaufsichtsbeschwerde gegen das Mobilitätsreferat ein. Er erinnerte damit an eine zunächst zugesagte, dann aber abgeblasene verkehrstechnische Untersuchung und mahnte Maßnahmen gegen den "gefahrenträchtigen überörtlichen Durchgangsverkehr" im Bereich Bleibtreustraße, Wilhelm-Leibl-Straße, Melchiorstraße und Muttenthaler Straße an.

Das Mobilitätsreferat hat jetzt darauf reagiert, nur nicht in der Weise, die Thomas Gilg, sein Mitstreiter Sebastian Heinzmann und andere Bewohner des Stadtviertels sich erhofft hatten. Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen "enormen Herausforderungen für den städtischen Haushalt", heißt es in der behördlichen Stellungnahme, werde aus der etwa 70 000 Euro teuren Studie auf absehbare Zeit nichts. Zugleich macht das Mobilitätsreferat deutlich, dass es verkehrsentlastende Maßnahmen im Umgriff der Wolfratshauser-, Herterich- und Eberlestraße "momentan nicht für eine vordringliche Aufgabe" hält. Aussagen, die schon der Bezirksausschuss scharf kritisiert hatte.

Die Anwohner sehen die Antwort des Mobilitätsreferats als Provokation

Das Mobilitätsreferat erinnert an frühere Einschätzungen des in Solln als brennend empfundenen Problems. Danach habe sich "deutlich gezeigt, dass die subjektive Wahrnehmung der Anwohnerschaft und die objektive der Verwaltung divergieren". Im Übrigen seien etwa die Wilhelm-Leibl-Straße sowie die Melchiorstraße keineswegs als reine Wohnstraße klassifiziert, sondern schon wegen ihrer Länge als Ortsstraßen.

Die Anwohner um Thomas Gilg wiederum klassifizieren die Antwort des Mobilitätsreferats offenbar als Provokation. "Das ist keine hinreichende Stellungnahme", konstatieren sie, man vermisse nach wie vor "Ideen, den drohenden Verkehrsinfarkt zu verhindern". Zur Entlastung von Alt-Solln müsse die Stadt wenigstens den Vorschlag einer Verlängerung der Drygalski-Allee prüfen und ansonsten realistischere Verkehrszählungen als bisher ins Kalkül ziehen.

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