Süddeutsche Zeitung

Siemens-Sportpark:Im Süden soll ein großer Landschaftspark entstehen

Aus dem Siemens-Sportpark und benachbarten Flächen soll ein 40 Hektar großer Grüngürtel werden. Damit verhindert der Stadtrat auch eine Teilbebauung.

Von Julian Raff

Wer von Pullach kommend auf der Wolfratshauser Straße in die Stadt fährt, blickt zwischen Solln und Obersendling auf die einzige Hochhaus-Skyline im Münchner Süden und fragt sich angesichts der davor liegenden freien Felder, wie lange dieser Grüngürtel wohl noch bestehen mag.

Nicht erst, seit die Siemens AG vor zehn Jahren ihr Betriebssportgelände ("Sportpark") an der Siemensallee aufgegeben hat, sind die südlich und östlich daran grenzenden, bis zum Isarhang reichenden Felder zum Objekt von Begehrlichkeiten und Befürchtungen geworden, die nun ein Ende haben sollen: Wie von Anwohnern und Lokalpolitikern ersehnt, kommt die Stadt auf ein altes Vorhaben zurück, die freien Areale mit dem bereits unter Landschaftsschutz gestellten Sportpark und dem westlich daran grenzenden "Siemenswäldchen" zu einem an die 40 Hektar großen "Landschaftspark Isar-Solln" zu verschmelzen und so von Bebauung dauerhaft frei zu halten, als Grünzug und Frischluftschneise beziehungsweise "Kaltluftentstehungsgebiet".

Der städtische Planungsausschuss beschloss am Mittwoch, ein 2005 schon einmal gestartetes und später ausgesetztes Verfahren zur Unterschutzstellung neu zu starten. Überstimmt wurden dabei die Fraktionen von CSU und FDP, die eine Teilbebauung geprüft sehen wollten, soweit sich diese mit der Luftschneise verträgt.

Im städtischen Freiflächen- und Biotopverbund schafft das Gebiet eine lose Verbindung zwischen Waldfriedhof und Südpark im Nordwesten, Forstenrieder Park im Südwesten und Isartal im Osten. Als ökologisch besonders wertvoll gelten dabei ein durch intensive Landwirtschaft und Hundekot in seinem Artenreichtum bedrohter "Heiderest" südlich des Sportparks, das Randgrün der Felder sowie die Laubwäldchen an der Wolfratshauser Straße.

Das erste Schutzverfahren wurde nach fünf Jahren 2010/2011 unterbrochen - zum einen durch Gesetzesnovellen in Bund und Land, zum anderen, da es der Siedlungsdruck ratsam erscheinen ließ, eine "landschaftsschutzverträgliche Bebauung" zu prüfen.

Kurz darauf, im Frühjahr 2011, kündigte die Siemens AG an, ihren bei Alt- und Rest-Siemensianern beliebten Sportpark zu schließen, während nördlich davon, auf der früheren Firmenzentrale, die Wohntürme der "Südseite" in die Höhe wuchsen.

Deren Bauherr Hubert Haupt interessierte sich für den Park ebenso wie der Patrizia-Konzern und andere Privatakteure, ehe 2017 die Stadt das 14-Hektar-Areal kaufte und so als künftige öffentliche Grünfläche und (Schul-)Sportgelände sicherte. Im Schulterschluss mit den Bürgern forderte der Bezirksausschuss unterdessen wiederholt auch den Schutz der südlich und östlich benachbarten, großteils im Besitz von Landwirten stehenden Flächen, wo in den 2000er-Jahren bereits Bautafeln allzu forscher Investoren standen.

Eine Frischluftschneise oberhalb der Isar könne nicht breit genug sein, findet die Stadtbaurätin

Mit dem Neustart des Verfahrens strebt die Stadt nun eine "gerichtlich belastbare" Schutzverordnung an. CSU-Stadtrat Alexander Reissl warb im Ausschuss vergeblich für einen von der FDP unterstützten Änderungsantrag, der eine Randbebauung samt ökologischer Aufwertung der Restflächen ermöglichen sollte. Er verwies dabei auf entsprechende rot-schwarze Pläne aus der Amtsperiode 2014-20, sowie auf die seiner Ansicht nach mäßige Aufenthaltsqualität der Äcker und Felder.

Deren Nutzen für die Frischluftzufuhr würde für Jörg Hofmann (FDP) zwar ein Schutzgebiet rechtfertigen, stehe aber infrage - zumindest hätten die Referate keine Belege vorgelegt. Auch die Antwort von Stadtbaurätin Elisabeth Merk, eine Frischluftschneise oberhalb der Isar könne gar nicht breit genug sein, überzeugte Hofmann nicht. Die Liberalen beantragten schließlich eine Vertagung und stimmten, anders als die CSU, auch nach dem Scheitern des Änderungsantrags gegen den Neustart des Verfahrens.

OB Dieter Reiter sieht sich offenbar im Zwiespalt und bedauerte, dass die früheren Rathauskoalitionäre den Plan für eine Teilbebauung nicht hätten vertiefen können. Er trage den jetzigen Beschluss mit, auch wenn dieser wenig helfe auf der Suche nach neuem Bauraum, angesichts der in Sachen Hochhäuser nach wie vor herrschenden, allgemeinen "Beißhemmung", so Reiter.

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