Süddeutsche Zeitung

Solln:Altes Grün und neue Häuser

In der Rugendasstraße in Solln steht wertvoller Baumbestand dem Bau von zwei Mehrfamilienhäusern im Weg. Nachbarn fürchten um den Gartenstadtcharakter ihres Viertels, der Investor bessert nach - doch geht es auch um die Verkehrssicherheit.

Von Jürgen Wolfram

Eine Hainbuche von 15 Metern Höhe, eine Lärche von 2,70 Meter Stammumfang, eine 28 Meter hohe Douglasie mit 3,55 Meter Stammumfang. Wer solche botanischen Preziosen im Garten stehen hat, müsste sich eigentlich glücklich schätzen. Es sei denn, er plant die Bebauung seines Grundstücks. Dann stehen die wundervollen Schattenspender plötzlich im Weg. In genau diesem Dilemma steckt ein Investor, der an der Rugendasstraße 11 in Solln einen alten Bungalow abbrechen und durch den Neubau zweier Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage ersetzen will.

Die Pläne stoßen in der gesamten Nachbarschaft auf Ablehnung, was nicht allein am drohenden Verlust des wertvollen Baumbestandes liegt. Die Leute aus der Umgebung sorgen sich wegen der hohen Versiegelung und geringer Abstandsflächen um zwei Dinge: den vertrauten Gartenstadtcharakter ihres Viertels sowie die Verkehrssicherheit. Sie wissen sich in ihrer negativen Beurteilung des Bauvorhabens einig mit dem Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln; die Stadtteilvertretung hat das Projekt jetzt erneut einstimmig abgelehnt.

Der Konflikt um die Zukunft des gut 1600 Quadratmeter großen Grundstücks in einer der ruhigeren Ecken Sollns schwelt schon länger. Es kam bereits zu einer Unterschriftensammlung, einem Ortstermin mit Presse sowie einer denkwürdigen Protestkundgebung von Anwohnern der Rugendasstraße, der gleichfalls betroffenen Schieggstraße sowie der Rehbergstraße im Bezirksausschuss. Auch der Bund Naturschutz schaltete sich ein und warb für den Erhalt der kostbaren Bäume.

Vier Fünftel der gesamten Grundstücksfläche sollen versiegelt werden

Der Bauherr, die Rugendas GmbH & Co. KG mit Sitz in Grünwald, hat unlängst auf die anhaltenden Widerstände reagiert und kleinere Änderungen an dem Entwurf präsentiert. Durch Umplanungen im Kellergeschoss, verbunden mit Schutzmaßnahmen, könnten danach zwei der besonders wertvollen Bäume gerettet werden. Doch das reicht den Lokalpolitikern bei Weitem nicht. Noch immer erscheint ihnen das Bauvorhaben viel zu massiv. Es finde keinerlei Entsprechung in der Umgebung, vier Fünftel der gesamten Grundstücksfläche würden versiegelt. Der Antragsteller wird explizit aufgefordert, die "nicht tolerierbare" Grundflächenzahl deutlich zu reduzieren und sich dabei an der nördlichen Nachbarschaft zu orientieren. Eine Befreiung von den ortsüblichen Baugrenzen komme nicht infrage.

Die Stadtteilvertretung fordert zudem, den "absolut erhaltenswerten Baumbestand unbedingt zu schützen". Der Antragsteller müsse seine Planungen "nach Baumschutz-Gesichtspunkten optimieren". Damit am Ende aller Überlegungen ein vertretbarer Entwurf herauskommt, rät der BA zur Errichtung eines einzigen, zusammenhängenden Baukörpers statt dem Bau von zwei Mehrfamilienhäusern. Durch eine Verringerung der Wohneinheiten könnte die Tiefgarage verkleinert, deren Einfahrt besser integriert werden. Primäres Ziel müsse die Rettung möglichst vieler der prächtigen Bäume sein. Denn die seien "essentiell für den Erhalt der gartenstädtisch geprägten Umgebung".

Wie der Konflikt ausgeht, ist derzeit nicht absehbar. Die Lokalbaukommission prüft die überarbeiteten Pläne noch. Gut möglich, dass für das Areal an der Rugendasstraße 11 mehr Baurecht besteht, als Anwohnern und Bezirksausschuss lieb ist. Diese Befürchtung jedenfalls schwang schon bei einer BA-Debatte im Oktober 2021 mit.

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