Süddeutsche Zeitung

Polizei:Mutter bestellt aus Versehen lebenden Skorpion

  • Ihr zehnjähriger Sohn wollte seine Sammlung von in Acryl gegossenen Skorpionen erweitern.
  • Bei der Suche im Internet landeten die beiden versehentlich auf der Seite eines Anbieters für lebende Tiere.
  • Statt den Karton zu öffnen, rief die Mutter die Polizei. Das Tier lebt nun vorerst in der Reptilienauffangstation in Schwabing.

Von Julian Hans

Eltern, heißt es, sollten den natürlichen Forscherdrang ihrer Kinder fördern. Sicherer ist es allerdings, wenn sie sich selbst ein wenig im Forschungsgebiet auskennen. Weil ihr zehnjähriger Sohn seine Sammlung von in Acryl gegossenen Skorpionen erweitern wollte, half eine Mutter aus München ihm bei der Bestellung eines schönen Exemplars im Internet. Dabei landeten die beiden allerdings versehentlich auf der Seite eines Anbieters für lebende Tiere. Das fiel ihnen erst auf, als die Post schon angekommen war und sie den Karton gerade öffnen wollten.

Dort scharrte der Androctonus australis nach tagelangem Transport schon ungeduldig mit seinen acht sandgelben Beinen. Die Spezies gehört zu den giftigsten überhaupt. Der überwiegend in Nordafrika und Südasien verbreitete Dickschwanzskorpion wird etwa zehn Zentimeter groß. Sein Gift ist mit dem der Schwarzen Mamba vergleichbar.

"Der Junge hatte einen Schutzengel, anders kann man es nicht ausdrücken", erklärt Sandra Giltner von der Reptilienauffangstation in Schwabing. Jedes Jahr würden Bewohner der Wüstenregionen von diesen aggressiven Skorpionen getötet. Statt den Karton zu öffnen, rief die Mutter die Polizei. Die konnte aber nichts unternehmen, der Versand lebender Tiere per Post ist nicht grundsätzlich strafbar.

Der Anbieter schlug vor, den lebenden Skorpion in Alkohol zu ertränken. Das erschien aber sowohl dem zehnjährigen Bub als auch seiner Mutter zu grausam. Tatsächlich wäre das laut Tierschutzgesetz auch gar nicht erlaubt gewesen. Also brachten sie den gefährlichen Gast in die Reptilienauffangstation. Dort wird er wohl vorerst bleiben müssen. Da Privatpersonen das Halten dieser gefährlichen Spezies in Bayern verboten ist, kann der Skorpion höchstens darauf hoffen, ein neues Herrchen oder Frauchen in einem anderen Bundesland zu finden.

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Quelle:
SZ vom 17.10.2019/syn
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