Sport in MünchenSprünge, Stunts und Slides in Pasings neuer Actionsporthalle

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Die Actionsporthalle in Pasing ist eingeweiht.
Die Actionsporthalle in Pasing ist eingeweiht. (Foto: Catherina Hess)

Mit dem rund zwölf Millionen Euro teuren Projekt wird der Wunsch der lokalen Szene nach einer Skatehalle wahr. Doch nicht alle sind mit der Umsetzung zufrieden.

Von Linus Freymark

Plötzlich hebt der Junge ab. Springt in die Luft. Kickt mit den Füßen sein Board nach oben. Das dreht sich einmal um die eigene Achse. Das Brett landet wieder auf den Rädern. Und zack – steht auch der Junge wieder drauf. Ein Kickflip. Nebenan sausen andere Skater vorbei, überall wirbeln Boards, Roller und BMX-Räder durch die Luft. Dazu ballert Musik von Dizzee Rascal aus den Boxen, Oldschool Hip-Hop, wie man ihn aus den Schuhläden in der Innenstadt kennt.

Die nun eröffnete Actionsporthalle in Pasing soll ein Ort sein, an dem junge Menschen das ganze Jahr über ihrer Leidenschaft nachgehen können. Drinnen kann man auf 1000 Quadratmetern skaten, draußen Streetball oder Tischtennis spielen. Neben freien Sessions – drei Stunden Skaten kosten fünf Euro – gibt es Kurse und Programme für Schulen. Rund zwölf Millionen Euro hat der Umbau der früheren Eggenfabrik in Pasing gekostet, die unter Denkmalschutz steht. Und weil durch die Umgestaltung einerseits ein Bau mit Geschichte genutzt werden kann und andererseits ein Ort für die Jugend geschaffen wurde, ist die Stadtspitze besonders stolz auf ihr Projekt.

Von einem „großartigen Gewinn für unsere Stadt“ spricht Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Die Actionsporthalle fördere „Gemeinschaft, Zusammenhalt und urbanen Lebensstil“, erklärt der Rathauschef. Sportreferent Florian Kraus (Grüne) findet, die Halle sei „einmalig in Deutschland“. Und tatsächlich ist das Projekt das erste seiner Art, das die Stadt in Eigenregie geplant, gebaut und finanziert hat. Für den Betrieb des Center for Applied Skateboard Arts (Casa) ist nun eine gemeinnützige GmbH zuständig, die mit dem Verein High Five zusammenarbeitet. Auch aus architektonischer Sicht ist die Freude groß über das Projekt. Man habe „das historische Baujuwel mit seinem filigranen Stahlskelett erhalten“ und für eine neue Nutzung fit gemacht, sagt Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer.

Skater können in der Halle ihre Tricks üben - doch nicht alle sind von dem Angebot begeistert.
Skater können in der Halle ihre Tricks üben - doch nicht alle sind von dem Angebot begeistert. (Foto: Catherina Hess)
Zur Eröffnung gab es eine Breakdance-Einlage.
Zur Eröffnung gab es eine Breakdance-Einlage. (Foto: Catherina Hess)

Skateboardgeklappere und Hip-Hop-Beats in einem ehemaligen Fabrikgebäude – das erinnert eher an Berlin-Kreuzberg als an München-Pasing. Der Westen der Stadt bekommt also einen neuen coolen Treffpunkt. Hinzu kommt: Die Münchner Skateszene kämpft seit 20 Jahren für eine neue Halle, nachdem die in Milbertshofen 2006 geschlossen hat. Umso mehr freuen sich die Skater, dass es nun eine neue Anlage gibt, auf der sie ihre Tricks üben können: Ollies, Kickflips, Grinds. Ab und zu stürzt einer, rappelt sich aber sofort wieder auf. Nichts passiert.

„Ich finde es toll, dass es so was gibt“, sagt Stefan Lehnert, der als Institution der lokalen Szene gilt, über die neue Halle. Besonders beeindruckt ist Lehnert von der Beleuchtung. „Das Licht ist das beste, was ich je in einem Skatepark gesehen habe“, sagt er. Gleichzeitig hätte sich Lehnert neben dem Parcours für Anfänger aber etwas anspruchsvollere Rampen gewünscht. Die Anlagen seien vor allem für Anfänger ausgelegt, sagt er. Für Fortgeschrittene und ambitionierte Sportler, die trainieren und sich verbessern wollen, gibt es in Pasing eher wenig.

Die ehemalige Eggenfabrik ist für rund zwölf Millionen Euro in eine moderne Skatehalle verwandelt worden.
Die ehemalige Eggenfabrik ist für rund zwölf Millionen Euro in eine moderne Skatehalle verwandelt worden. (Foto: Catherina Hess)

Auch einige andere Skater sind nicht restlos überzeugt von der neuen Halle. Ein Kernpunkt der Kritik: die Kosten. Denn das meiste Geld sei nicht in die Skateanlage, sondern in den Denkmalschutz geflossen. Es sei also weniger um die Interessen der Sportler, sondern eher um den Erhalt des Gebäudes gegangen. Auch habe man bei der Planung der Anlage ein wenig Kreativität vermissen lassen. Dennoch überwiegt bei den meisten die Freude – und die Hoffnung auf weitere Hallen und Parks. Skaten ist seit den zurückliegenden Spielen von Tokio immerhin olympisch, und in der Kommunalpolitik gibt es immer wieder Stimmen, die betonen, die Disziplin fördern zu wollen.

Was hat OB Reiter bei der Eröffnung gleich noch mal gesagt? Er wünsche allen „viel Freude und vor allem viele sichere Landungen“. Beim Jungen mit dem Kickflip hat das schon einmal geklappt. Kaum ist der Trick vorbei, ist er schon wieder unterwegs zur nächsten Rampe, lässt sein Board durch die Luft wirbeln – und landet sicher darauf.

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