Feuerwerk an Silvester:Wo in München gezündelt werden darf

Feuerwerk an Silvester: Vor Corona gab es in München an Silvester reichlich Feuerwerk - mit entsprechenden Feinstaubwerten.

Vor Corona gab es in München an Silvester reichlich Feuerwerk - mit entsprechenden Feinstaubwerten.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Zum Jahreswechsel können wieder Raketen abgeschossen werden. Die Verbote der vergangenen zwei Jahre sind teilweise aufgehoben. Einige Einschränkungen gibt es aber noch immer.

Von Susi Wimmer

Die Mhorrgazellen werden in diesem Jahr nicht pendeln, und auch die Giraffen und Zebras bleiben an Silvester lieber daheim. Denn die Fluchttiere im Tierpark Hellabrunn würden angesichts des zu erwartenden Feuerwerk-Radaus im Außenbereich ihres Geheges schlichtweg in Panik ausbrechen. Nach Jahren der Enthaltsamkeit darf - mit Einschränkungen - zum Jahreswechsel in München wieder gezündelt werden.

Der Vorverkauf von Pyrotechnik lief bereits am Donnerstag etwa bei Händler Philip Plan "brutal geil" an, "die Hälfte vom Sortiment ist schon ausverkauft". Im Supermarkt-Regal wartet das Jugendfeuerwerk "Tollkühne Helden" mit mehr als 395 Einzelteilen zu 9,99 Euro, gleich daneben die Feuerwerks-Batterie "Magic Loom" mit 50 Sekunden Brenndauer und einer Effekthöhe von 25 Metern. Nachdem im Corona-Jahr 2020 rein gar nichts erlaubt war und 2021 nur Restbestände im heimischen Garten in die Luft gejagt werden durften, können die Münchnerinnen und Münchner heuer wieder nahezu ungehemmt ihr Geld verpulvern.

Die Stadt hält lediglich an den Auflagen fest, dass am Marienplatz und in der Fußgängerzone in der Innenstadt sowie auf dem Viktualienmarkt keine Feuerwerke gezündet werden dürfen, und zwar in der Zeit zwischen 31. Dezember, 21 Uhr, und 1. Januar, 2 Uhr. Ausgenommen davon sind die Wunderkerze und die Knallerbse. Wobei mit Erbse wirklich eine Erbse gemeint ist - und kein Böller. Denn letztere pyrotechnische Artikel der Kategorie F2 sind innerhalb der Umweltzone des Mittleren Rings komplett verboten.

"In der Vergangenheit haben enge Bebauung, dichte Menschenansammlungen, Verkehrsstaus, Alkohol und falsch eingesetzte Feuerwerke zu gefährlichen Situationen rund um den Marienplatz geführt", sagt Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl. Und wer zum Beispiel an Silvester 2017 in der Innenstadt das neue Jahr begrüßen wollte, oder sich beim Milleniumswechsel vor schräg-schießenden Raketen in Sicherheit bringen musste, der weiß, wovon die Fachfrau spricht. Gerade in den vergangenen Jahren hätten sich viele Münchnerinnen und Münchner und Mitglieder der Bezirksausschüsse über Lärm, Müll, Stress für die Tiere und Feinstaub beim Neujahrsrutsch beschwert. Deshalb wolle man die Böller komplett aus dem Bereich des Mittleren Rings verbannen.

Wer sich nicht an die Verbote halte, riskiere eine Geldbuße, so Sammüller-Gradl. Die Münchner Polizei ist in dieser Nacht jedenfalls mit 1200 Einsatzkräften am Start. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung weist zudem auf die schutzbedürftigen älteren Bauwerke hin: Am Nymphenburger Schloss etwa ist das Abbrennen von Pyrotechnik verboten, ebenso im Englischen Garten am Chinesischen Turm und am Japanischen Teehaus.

Feuerwerk an Silvester: Nicht überall sind Böller noch zu haben, doch der Verkauf von Pyroartikeln ist offenbar gut angelaufen

Nicht überall sind Böller noch zu haben, doch der Verkauf von Pyroartikeln ist offenbar gut angelaufen

(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Tatsächlich ist um die Feuerwerksfrage längst ein generationsübergreifender Diskurs entbrannt: Viele junge Menschen, die sich für den Klimaschutz engagieren, halten Böller und Raketen angesichts der Feinstaubwerte längst für aus der Zeit gefallen. So meldete das Referat für Klima- und Umweltschutz 2022 für den 1. Januar zwischen Mitternacht und 1 Uhr "erfreulich niedrige Werte" in der Stadt. An der Messstation Landshuter Allee waren es gerade einmal 62 Mikrogramm pro Kubikmeter - 2020 und 2019 hatte man noch bei Werten von 686 beziehungsweise 855 Mikrogramm der krebserregenden Partikel gelegen.

Manche Baumärkte machen nicht mehr mit beim Raketenverkauf

Aus "Gründen des Tier- und Umweltschutzes", so kündigt es der Baumarkt Hornbach in München auf seiner Webseite an, habe man schon 2019 entschieden, kein Feuerwerk mehr anzubieten. Gibt man dort den Suchbegriff "Rakete" ein, landet man lediglich beim "Blauen Raketenwacholder" für 29,95 Euro oder dem "Klemmrollo Lichtblick ohne Bohren" mit einem aufgedruckten Flugkörper. Auch im Toom-Baumarkt in Haidhausen wird nicht mehr gezündelt, und Obi ist laut einer Verkäuferin ebenfalls pyro-verkaufsfreie Zone. "Ist auch besser für die Tiere", sagt sie, und erzählt, dass ihr Hund in diesem Jahr Kinderkopfhörer auf die Löffel bekommt.

Auch Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), Aufsichtsratsvorsitzende im Hellabrunner Zoo, ruft dazu auf, den Silvesterhimmel im Dunkeln zu lassen, und Direktor Rasem Baban bittet, wenigstens nicht von der Thalkirchner Brücke oder dem Harlachinger Hang aus zu feuern. Und in den ohnehin überlasteten Notaufnahmen der Münchner Kliniken ist man um jeden Patienten froh, der gar nicht erst kommt.

An der ganzen Gaudi rund um Silvester sollen bereits die alten Germanen schuld sein, die mit dem Lärm böse Geister vertreiben wollten. Pyrotechniker Philip Plan von "Götterfunken Feuerwerke" kommt da eher Positives in den Sinn: "Diese Stimmung, die Farbenkunst am Himmel, der Geruch", schwärmt er. Schon von Kindesbeinen an hätten ihn die bunten Lichter fasziniert. Heute vertreibt er in zwei Läden in München ganzjährig Jugendfeuerwerke wie Bodenwirbel oder kleine Vulkane sowie Schall- und Raucherzeugnisse. Knaller und viel Rauch liefert er etwa für Filmproduktionen - oder an Landwirte, die eine Taubenplage in den Griff bekommen wollen. In diesem Jahr kann er endlich wieder an den Tagen vor Silvester sein Raketenangebot startklar machen - die sicheren Heuler und Leuchter mit dem CE-Zeichen.

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