Obersendling:Was die Stadt für den Siemens-Sportpark plant

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Bei der Einweihung des Siemens-Sportparks im September versuchen sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (vorne links) und SPD-Stadträtin Barbara Likus im Basketball. Stadtschulrat Florian Kraus, Grünen-Stadtrat Florian Schönemann und Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer schauen zu (v. l.) (Foto: Florian Peljak)

Eine neue Sportanlage soll entstehen, obwohl es schon eine gibt und obwohl die Stadt sparen muss. Aber sie ist zu einer kostspieligen Neugestaltung gezwungen.

Von Sebastian Krass

Seit einem Monat können die Menschen im Münchner Süden ihren neuen Sportpark nutzen. Sie spielen auf der ehemaligen Siemens-Betriebssportanlage Basketball, Beachvolleyball und die Tennis-Variante Pickleball, oder sie trainieren auf dem Fitnessparcours ihre Muskeln.

Doch diese Möglichkeiten sind nur eine Zwischennutzung. Denn in einigen Jahren sollen auf dem gut sieben Hektar großen Areal (entspricht etwa zehn Fußballfeldern) in Obersendling, südlich der Siemensallee und östlich der Bahnstrecke München-Lenggries, eine neue Bezirkssportanlage samt Tennisplätzen und ein öffentlicher Park entstehen.

Dafür muss die Stadt einen neuen Bebauungsplan aufstellen, der Beschluss dafür steht auf der Tagesordnung für den Planungsausschuss des Stadtrats an diesem Mittwoch, wird aber voraussichtlich vertagt. Eingebettet wird das Ganze in das 40 Hektar große Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Landschaftspark Isar-Solln“, den die Stadt zwischen Aidenbachstraße und der Wolfratshauser Straße entwickeln will.

Die Geschichte der Sportanlage reicht weit zurück. Über Jahrzehnte betrieb Siemens dort den Hermann-von-Siemens-Sportpark, 2011 legte das Unternehmen ihn weitgehend still und verkaufte das Areal 2017 an die Stadt. Übrig geblieben ist der Tennisbetrieb, hinter dem der Siemens-Tennis-Club (STC) steht, der allen Interessierten offen steht.

Nach vielen Jahren liegt nun ein Beschlussentwurf aus dem Planungsreferat für die Neugestaltung vor. Dieser sieht für die Bezirkssportanlage unter anderem eine Dreifachturnhalle vor, ein Schulschwimmbad und zwei Fußballplätze, einen davon mit Tribünen. Die Anlagen des Tennis-Clubs bleiben erhalten und sollen modernisiert werden. Das seit Kurzem denkmalgeschützte Eingangsgebäude zum alten Siemens-Sportpark bleibt ebenfalls stehen und soll zu einem Kiosk werden. Ein weiteres Ziel der Entwicklung ist, den wertvollen Baumbestand bestmöglich zu integrieren.

Dass es bis zu diesem Konzept so lang gedauert hat, liegt unter anderem daran, dass zahlreiche Stellen in der Stadtverwaltung beteiligt sind: Das Referat für Bildung und Sport (RBS), das die Bezirkssportanlage künftig betreiben und deshalb als Bauherrin auftreten wird, und das Baureferat, das für den Park zuständig ist, sowie das Kommunalreferat, das den Erbbaurechtsvertrag mit dem Tennisverein aushandelt, und das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) wegen des geplanten Landschaftsparks. Es sei auch weiterhin „von einem umfangreichen Abstimmungsbedarf“ auszugehen, heißt es in der Vorlage.

Die Federführung hat nun das Planungsreferat, das für Bebauungspläne zuständig ist. Stadtbaurätin Elisabeth Merk führt in der Vorlage auch aus, warum es überhaupt nötig sei, ein mehrere Jahre währendes Verfahren für einen neuen Bebauungsplan einzuleiten für eine neue Sportanlage, wo es schon seit Jahrzehnten eine Sportanlage gibt.

Die Neubauten für die Bezirkssportanlage, seien „nicht mit (…) einer Landschaftsschutzverordnung vereinbar“, die derzeit für das Areal gilt. Ebenso, schreibt Merk, müsse der Umgriff des großen Landschaftsparks geändert werden. Letztlich ist es also das Bau- und Planungsrecht, das die Stadt jetzt zu einem großen und kostspieligen Aufwand zwingt – der wiederum in Konflikt steht mit den Sparzwängen für den Haushalt.

Im Südwesten könnte auch eine Geothermieanlage gebaut werden

Das Planungsreferat kalkuliert für das ganze Verfahren mit Kosten von 300 000 Euro, verteilt auf die Jahre 2025 bis 2028. Allerdings hat es die erste Tranche von 20 000 Euro nicht in den Eckdatenbeschluss für den Haushalt 2025 geschafft. Deshalb will Merk die Planungskosten nun auf die Haushalte 2026 bis 2028 verteilen. Und die großen Investitionen kämen ohnehin erst danach. Den Bau der Bezirkssportanlage hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Anfang September auf 35 bis 40 Millionen Euro taxiert. Ob dieses Geld dann gegen Ende des Jahrzehnts zur Verfügung steht, ist offen.

Und es gibt eine weitere Unwägbarkeit: Die Stadtwerke, das Planungsreferat und das RKU prüfen derzeit im Südwesten Münchens mögliche Standorte für neue Geothermieanlagen. Diese braucht es, damit die Stadt sich ihrem Ziel nähert, die Fernwärmeversorgung CO₂-frei zu bekommen.

Ein möglicher Standort ist die ehemalige Siemens-Sportanlage und ihre direkte Umgebung. Sämtliche beteiligten Referate sind sich aber einig, dass eine Geothermieanlage mit dem geplanten Park und der Sportanlage nicht vereinbar ist. Überdies führt Merk aus, könnte eine Geothermieanlage sogar die Ausweisung des Landschaftsschutzgebiets „rechtlich angreifbar machen“. Es droht der Stadt also die nächste Grundsatzdebatte darüber, was die richtige Nutzung für ihre knappen Flächen ist.

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