Sicherheit auf der Wiesn:Verbot von Trachtenmessern und Rucksäcken

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September 2023: Wiesn-Besucher gehen beim 188. Münchner Oktoberfest über das Gelände. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Nach dem Anschlag von Solingen überprüft die Stadt das Sicherheitskonzept für das Oktoberfest. Und die Polizei aktualisiert intensiv ihre Einsatzplanung.

Von Stephan Handel, Andreas Schubert

Nach dem Anschlag von Solingen hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Montag schärfere Kontrollen an den Eingängen zum Oktoberfest angekündigt. Dadurch würden sich zwar die Wartezeiten an den Eingängen erhöhen. „Aber Sicherheit geht nun einmal vor“, so Reiter. Münchens Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) hatte kurz nach der Tat erklärt, man werde das Sicherheitskonzept der Wiesn insgesamt auf den Prüfstand stellen.

Ob es zu Änderungen kommt, war am Montag noch offen. Fest steht: In den vergangenen Jahren hat die Stadt die Sicherheitsmaßnahmen immer wieder erhöht. Den deutlichsten Einschnitt nahm die Stadt vor acht Jahren vor. Damals bekam das Oktoberfest erstmals einen Zaun verpasst. Die Stadt reagierte damals auf die Anschläge in München und Ansbach, die im Juli 2016 kurz nacheinander gefolgt waren.

Eilig strickte die Stadt ein neues Sicherheitskonzept mit Rucksackverbot und Kontrollen an den Eingängen sowie einem Verbot von Trachtenmessern, die – anders als andere Stichwaffen – als Teil der Tracht bis dahin ausnahmsweise noch erlaubt waren. Schon vorher verboten waren Sprühdosen und Glasflaschen. Wer mit einer Gehhilfe auf die Wiesn will, muss damit rechnen, dass diese von den Ordnern ebenfalls kontrolliert und danach mit einer Banderole versehen wird.

Der Zaun löste damals heftige Diskussionen aus, heute ist längst keine Rede mehr davon. Auch die Taschenkontrollen nahmen die Wiesn-Besucher von Anfang an als selbstverständlich hin. Dass die Wirte überdies Überwachungskameras installierten, wurde ebenfalls akzeptiert.

Tatsächlich mieden im Jahr 2016 viele das Oktoberfest anfangs aus Angst vor einem Terroranschlag. Erst im Laufe der Wiesn füllte sich die Theresienwiese wieder in gewohnter Weise. Das Sicherheitskonzept wurde beibehalten, dazu kamen noch eine neue Lautsprecheranlage, um im Fall des Falles das Gelände schnell räumen zu können.

Festbesucher geraten nicht mehr vor fahrende Autos

Den Sperrring rund um das Festgelände gibt es bereits seit 2010, ein Jahr später kamen noch Betonpoller dazu. Auch damit können die Anwohner und die Festbesucher gut leben. In der Tat dient er nicht nur der Abwehr potenzieller Attentäter, die für einen Anschlag ein Auto oder einen Lkw nutzen könnten, sondern auch der Sicherheit von betrunkenen Festbesuchern, die beim Verlassen des Geländes nicht mehr vor fahrende Autos torkeln.

Dieses Jahr sollen 600 Polizisten für Sicherheit auf dem Oktoberfest sorgen, dazu 600 Ordner im Dienst der Stadt, die an den Eingängen die Besucher kontrollieren sowie noch einmal 1400 Ordner in den Zelten.

Die Polizei selbst hält sich mit Informationen über ihre Einsatzplanung traditionsgemäß zurück. Sie teilt lediglich mit, dass „das vorliegende Sicherheitskonzept für die Wiesn aktuell überprüft und aktualisiert“ wird: „Dabei werden sinnvolle Maßnahmen abgestimmt, um die Sicherheit in der Stadt sowie im Landkreis München wie gewohnt zu gewährleisten.“

Auch auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit übergeordneten Behörden wie Landeskriminalamt, Bundeskriminalamt oder Bundesnachrichtendienst gibt es nur ausweichende Antworten: „Bewertungen aus den gegenwärtigen weltpolitischen und bundesweiten Ereignissen werden selbstverständlich in die hiesige Einsatzplanung einbezogen.“

Bekannt sind Neuerungen aus den vergangenen Jahren, deren Beibehaltung zumindest nicht dementiert wird. So werden Platz und Zelte täglich vor Öffnung des Einlasses von Beamten mit Sprengstoff-Spürhunden abgesucht.

Auch die Zahl der Überwachungskameras, deren Bilder zur Wiesnwache und in die Einsatzzentrale in der Ettstraße übertragen werden, ist in den letzten Jahren angewachsen. Mittlerweile sind es 54. Sie sind auf der Theresienwiese fest installiert, werden aber nur während des Oktoberfestes eingeschaltet.

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