Natürlich wurde gewitzelt, als der Stadtrat während der Coronakrise nach Fröttmaning umzog. Ausgerechnet in einem Showpalast für Pferdeträume sollte harte Realpolitik gemacht werden. Wegen der großen Bühne, auf der man die Abstände ausreichend einhalten konnte. Doch wenn man die aktuelle Entwicklung um den Showpalast betrachtet, bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Die Stadt will allen Ernstes spätestens 2028 ein Gebäude abreißen, das gerade einmal zehn Jahre gestanden haben wird. Eine Halle, die mit Autobahn und U-Bahn bestens erschlossen ist, bei der sich keine Nachbarn über Lärm beschweren. Einen für viele Millionen Euro errichteten Palast, den sie nach Ablauf des Pachtvertrags praktisch geschenkt bekommen würde.
Stadträte müssen so oft über Projekte und Gebäude abstimmen, dass nicht alle Mitglieder immer jedes Objekt persönlich in Augenschein nehmen können. Doch mangelnde Ortskenntnis kann nicht der Grund für diese Fehlentscheidung sein. Der Stadtrat hat sich dort ja mehrmals getroffen. Ständig wird in der Kultur und auch in der Politik lamentiert, dass es in München an Veranstaltungsorten mangelt. Doch die Stadt wirft die Chance, eine ansprechende, tadellos ausgestattete Halle selbst zu betreiben und mit einem kreativen Konzept zum Laufen zu bringen, einfach weg.

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Das ist nicht nur einfallslos und finanziell abwegig, es widerspricht auch zutiefst der ökologischen Wende, die Grüne und SPD der Stadt verordnet haben. Eine gerade mal gut zehn Jahre alte Halle einfach wegzureißen, das führt alle Forderungen insbesondere der Grünen für nachhaltiges und ökologisches Bauen ad absurdum. Nicht zu vergessen, wie die Stadt als Vorbild bei privaten Eigentümern dasteht, die ihrerseits möglichst umweltfreundlich sanieren sollen.
Die Verkehrswende und der dafür sicher nötige Betriebshof taugen nicht als Totschlag-Argument für den Showpalast. Wenn der unbedingte Wille da wäre, ließe sich eine Lösung dafür finden. Eilig ist es sowieso nicht, so langsam wie die Stadt beim Ausbau des Tramnetzes vorankommt.