„Es ist geschafft.“ Mit einem kurzen Satz hat Ingo Wortmann die Umbauarbeiten am U-Bahnhof Sendlinger Tor am Freitag für beendet erklärt – sieben Jahre und knapp sieben Monate nach dem ersten Spatenstich. Der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zeigte sich entsprechend erleichtert, dass dieses Kapitel endlich weitestgehend abgeschlossen ist. Nur noch kleine kosmetische Arbeiten stehen im Untergrund an, an der Oberfläche wird das Baureferat im kommenden Frühjahr die Ecke Wallstraße/Blumenstraße wieder herstellen.
Mit einem Festakt am Sendlinger-Tor-Platz, samt Freibier und Live-Musik, hat die MVG den Abschluss der Arbeiten gefeiert. Bereits im vergangenen Dezember gab es zur Eröffnung der Ladenzeile im Zwischengeschoss eine Feier. Der neue Aufgang von der untersten Bahnsteigebene zum Zwischengeschoss an der Nordseite des Bahnhofs wurde schon 2020 eröffnet.
Nun aber ist auch der südliche Ausgang an der Blumenstraße in Betrieb. Hier verbinden zwei Rolltreppen die Bahnsteige der U1 und U2 direkt mit der Oberfläche. Es sind die längsten Rolltreppen der Stadt, die direkt von einer Bahnsteigebene ins Freie beziehungsweise umgekehrt führen. Sie sind rund 35 Meter lang, eine Fahrt damit dauert eine Minute und zehn Sekunden. Auch mit einem neuen Aufzug ist der unterste Bahnsteig von der Blumenstraße aus zu erreichen.
Während der langen Bauzeit waren sowohl der U-Bahn-Verkehr, als auch der Straßenverkehr am Sendlinger-Tor-Platz immer wieder stark beeinträchtigt. Die Verkehrsführung musste wegen der Bauarbeiten mehrmals geändert werden. Jetzt rollt der Verkehr wieder vergleichsweise flüssig, den Sendlinger-Tor-Platz hat das Baureferat ansprechend umgestaltet.
Unter anderem gibt es jetzt barrierefreie Bushaltestellen, zwei neue, 13 Meter hohe Platanen, Sitzgelegenheiten, breitere U-Bahn-Abgänge, zwei neue Aufzüge, die zum Zwischengeschoss und bis zur Bahnsteigebene der U1 und U2 fahren, einen neuen Bodenbelag mit einem taktilen Leitsystem für Sehbehinderte sowie breitere Rad- und Gehwege, samt einer neuen Fußgängerampel.
Dazu kommen 66 Radstellplätze. Auch der Bereich der Herzog-Wilhelm-Straße wurde neu gestaltet mit Sitzbänken um den Zierbrunnen herum, neu gepflanzten Bäumen und einem Trinkwasserbrunnen.
Dem Autoverkehr wurde dagegen Platz genommen. Die frei laufende Rechtsabbiegespur vom Oberanger kommend zur Sonnenstraße gibt es nicht mehr, auch die Linksabbiegespur zur Blumenstraße musste weichen, um mehr Platz für den Radverkehr zu schaffen.

165 Millionen Euro hat der Umbau des U-Bahnhofs Sendlinger Tor nach Plänen des Architekturbüros Raupach und Bohn gekostet. Das sind 15 Millionen mehr als zunächst berechnet. Für Wortmann ist das aber noch innerhalb des Kostenrahmens. Wegen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs sind die Preise im Bausektor stark gestiegen. Doch die Stadtwerke und die MVG konnten die Steigerung auf zehn Prozent beschränken.
Der Umbau war aus verschiedenen Gründen notwendig. Die 1971 eröffnete und 1980 erweiterte Station ist einer der wichtigsten Verkehrsknoten Münchens. Dort verkehren vier U-Bahn-Linien plus zwei Verstärkerlinien. An der Oberfläche halten fünf Trambahnlinien und zwei Buslinien.
Allein bei der U-Bahn steigen täglich bis zu 200 000 Passagiere ein und aus. Konzipiert war der Bahnhof ursprünglich für nur rund 50 000 Fahrgäste, weshalb es mit der Zeit immer enger im Untergrund wurde. Das Gedränge an den Bahnsteigen wirkte sich laut MVG auch negativ auf die Pünktlichkeit der U-Bahnen aus, da sich deren Abfertigung verzögerte. Jetzt werden die Passagierströme mit neuen Wegen, Ausgängen und neuen Treppen besser verteilt.
Nach dem U-Bahnhof Sendlinger Tor stehen bei der MVG auch in Zukunft immer wieder Sanierungsarbeiten an. Man könne kommenden Generationen keine bröselnde Infrastruktur hinterlassen, so Wortmann. Da das Münchner U-Bahn-Netz teilweise bereits mehr als ein halbes Jahrhundert alt ist, müssen Gleise und Weichen erneuert werden, aber auch weitere Stationen.
Etwa 40 davon müssen nach und nach modernisiert werden. Wann und wie, das wird eine Frage des Geldes sein. So optisch ansprechend werden die meisten Stationen aus Kostengründen eher nicht werden. Sichtbeton bestimmt schon jetzt den neuen Sparlook in mehreren U-Bahnhöfen der Stadt.