Urlaub wegen der Pandemie gestrichen, der Sommer hat schon begonnen: Wo sollen all die Menschen hin, denen Corona einen Strich durch die Rechnung macht? Auf die Straßen, sagen die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark, und stellten deshalb in der BA-Sitzung am Dienstagabend in der Turnhalle der Fernpaßschule gleich ein ganzes Bündel an Anträgen - allerdings mit überschaubarem Erfolg. Die CSU und Mitglieder der SPD-Fraktion lehnten die Grünen-Vorschläge mehrmals ab.
Am hitzigsten diskutiert wurde der Vorschlag der Grünen, die Hinterbärenbadstraße zwischen der Heiterwanger- und der Rattenberger Straße - vor der Geschäftszeile - schnellstmöglich in eine Nachbarschafts- oder Spielstraße umzuwandeln und Parken dort bis zum Ende der Herbstferien unmöglich zu machen: "Die Parkplätze werden aufgehoben", heißt es in dem Antrag der Grünen-Fraktionssprecherin Maria Hemmerlein. Und sie setzte noch einen drauf: Auch weitere Straßen, etwa die Martin-Behaim-, die Lenau- oder die Fuggerstraße, sollten nach diesem Modell für die Anwohner - und speziell die Kinder - von Autos befreit werden. Damit stieß sie aber auf den geharnischten, vereinten Protest von CSU und SPD. CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel gab zu bedenken, dass speziell die Apotheke an der Hinterbärenbadstraße auch mit dem Auto erreichbar sein müsse, gerade für Kunden im gehobenen Alter. Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) merkte an, dass durch diese Aktion immerhin 45 Parkplätze gestrichen würden, die ja von Anwohnern genutzt würden. Der Grünen-Antrag sah jedoch nicht vor, die Anwohner vorab zu befragen, sondern lediglich "in geeigneter Weise zu informieren". Das lehnte Keller klar ab: "Ohne Feedback der Anwohner wäre das ein Höllenritt."
Angesichts dieser Phalanx an Gegnern versuchten die Grünen zu retten, was noch zu retten war. Hans Dusolt verwies darauf, dass der Stadtrat mit der Initiative für "Lebendige Straßen" eine "super Vorlage" geliefert habe und schlug dann dennoch vor, zuerst ein "Meinungsbild der Anwohner einzuholen". Außerdem wurde angeregt, die Regelung zunächst nur samstags und sonntags auszuprobieren. Der dahingehend verwässerte Antrag der Grünen wurde dann mit 13 zu zehn Stimmen angenommen.
Mit dem Antrag, auch die Preßburger Straße entlang des Westparks temporär für Verkehr und Parken zu sperren, scheiterten die Grünen jedoch, mit zehn zu zwölf Stimmen. BA-Chef Günter Keller gab zu bedenken, dass dann auch die Müllabfuhr nicht mehr durchkomme. Der SPD-Fraktionssprecher Walter Sturm nannte es "absurd", diese Straße umzuwandeln, damit dort Kinder Ball spielen können, "wenn gleich nebenan der Westpark liegt". Eine knappe Mehrheit sicherten sich die Grünen dafür, an der Albert-Roßhaupter-Straße bis zu fünf Parkplätze zu sperren und - dem Sommerstraßen-Konzept folgend - mit Parklets auszustatten. Der Eisdielen-Betreiber dort habe großes Interesse gezeigt, sagte Maria Hemmerlein. Es sei wichtig, den Menschen in Corona-Zeiten mehr Raum zu bieten, zumal dort auch viele Senioren aus dem nahegelegenen Altenheim mit Rollatoren unterwegs seien.
Letzten Endes gab es bei all den Versuchen, das Leben in der Corona-Pandemie erträglich zu gestalten, auch einstimmige Voten. Der Vorstoß der Grünen und von Erich Utz (Linke), Geld aus dem Stadtbezirksbudget in hohem Maße den örtlichen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung zu stellen, fand große Zustimmung. Vereine und Initiativen sollten ermutigt werden, Zuschüsse vom BA zu beantragen, um draußen aktiv zu sein und den Menschen dort Attraktionen zu bieten. Für das städtische Programm "Sommer in der Stadt" wurde, auch anhand eines SPD-Antrags, der Luise-Kiesselbach-Platz bestimmt. Für kleinere Events kämen auch der Heckenstallerpark oder der Westpark in Frage, hieß es dann übereinstimmend.