Mit aufeinander getürmten Schuhschachteln hat Ernst Dill (SPD), der für Bauangelegenheiten im Sendlinger Bezirksausschuss (BA) maßgeblich zuständige Lokalpolitiker, im Februar die optische Gestaltung des Wohnbauprojekts verglichen, das an der Stelle der alten Neuhof-Schulen an der Steinerstraße 16 bis 18 und 20 a entstehen soll. Jetzt hat der Bauträger, die Münchenbau, mit dem Aushub begonnen. 288 Wohnungen kündigt Gründer und Geschäftsführer Friedrich Neumann auf dem etwa 7900 Quadratmeter großen Grundstück an, eine Tiefgarage mit 294 Autostellplätzen, ebenso ein Kindergarten, eine Krippe und ein Café. Die Fertigstellung des ersten von fünf Bauabschnitten ist für Sommer 2023 geplant.
Die Münchenbau hat schon recht weit geplant, sogar der Mietvertrag mit dem künftigen Kindergartenbetreiber, der Wichtel-Akademie, wurde bereits abgeschlossen. Zwei Gruppen für 50 Kinder und eine zweigruppige Krippe für 24 Kinder sollen realisiert werden. Doch die Bedenken und Forderungen aus Sendling sind beim Bauträger offenbar gar nicht angekommen. Im BA hatte man - neben der Schuhschachtel-Optik - vor allem die Stadt kritisiert, die wieder einmal keinen Bebauungsplan aufgestellt und damit die Chance vertan habe, dass die Grundsätze der "Sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) zur Anwendung kommen und dauerhaft preisgünstige Wohnungen entstehen. Am Bauprojekt selbst störte die Lokalpolitiker, dass mit einer immensen Nachverdichtung zu rechnen sei - und das im Mischgebiet. Man plädierte auf Initiative der CSU zumindest für Verbesserungen bei der Anbindung des neuen Quartiers an den S-Bahnhof Mittersendling. Der Weg entlang der Bahngleise zwischen Steinerstraße und Neuhofener Platz, er ist Eigentum der Bahn, solle unter finanzieller Beteiligung des Investors neu gestaltet werden.
Vergabe von geförderten Wohnungen:Unzulässiger Bonus für Alteingesessene
Das Sozialreferat muss die Vergaberegeln für geförderte Wohnungen ändern. Die Dauer des Hauptwohnsitzes in München wird in Zukunft weniger relevant sein.
Über dieses Thema sei nicht gesprochen worden, sagt Münchenbau-Inhaber Friedrich Neumann nach den Verhandlungen im Zuge der Baugenehmigung mit der Stadt. "Und es wurde auch nicht an Münchenbau herangetragen." Es handle sich bei der neuen Bebauung mit 21 800 Quadratmetern um eine angemessene und übliche Verdichtung. Sie füge sich in die Umgebung ein. Das Objekt sei als Bestandsobjekt geplant und werde vermietet. "Münchenbau wird marktübliche, aber keinesfalls überhöhte Mieten ansetzen."
Die Vermietung soll frühestens in zwei Jahren beginnen. Inklusive Erdgeschoss sind fünf Etagen geplant, auch "Hochpunkte" auf einem weiteren Stockwerk. 409 Fahrrad-Parkplätze und drei Innenhöfe sind Teil des Projektes. Mit Ausnahme eines Gebäudes mit 31 Ein-Zimmer-Apartments handelt es sich um klassische Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen.
Die Neuhof-Schulen, ein privater Schulträger für Gymnasium, Real- und Fachoberschule, waren seit 1998 nach und nach aus den Gebäuden an der Steinerstraße weggezogen - auf das nahegelegene "Deckel-Gelände" im Stadtteil Obersendling. Im Sommer wurden die alten Gebäude abgerissen, inzwischen sind die letzten Ruinen abgetragen. Der verwaiste Komplex hatte den BA zuletzt vor allem wegen Beschwerden über Vermüllung beschäftigt.
Die Münchenbau baut auch das Wohn- und Geschäftsensemble Belvedere an der Paul-Gerhardt-Allee in Pasing, derzeit eine Großbaustelle. Im Sommer hat sie an der Denisstraße in der Innenstadt ein Grundstück erworben, eine 4000 Quadratmeter große Fläche in der Nähe des Hauptbahnhofs zwischen Mars- und Karlstraße. Nachbar des Innenhof-Grundstücks ist die Spaten-Brauerei.