Kletterfelsen in Sendling:Es geht ums große Ganze

Auch wenn jetzt die Denkmalschützer vorgeschickt werden: Die Politiker werden nicht umhin kommen, das Projekt eines Hallenneubaus anstelle des Kletterfelsens auszudiskutieren und entsprechend zu beschließen

Von Thomas Kronewiter

Am Schrein, dem in der Szene berühmten Kletterfelsen, scheiden sich wahrlich die Geister. Dass sich etwa die Grünen in Bezirksausschuss, Stadtrat und Landtag über die unterschiedliche Haltung ihrer Parteifreunde der jeweils anderen politischen Ebenen womöglich schwarz ärgern, zeigt nur, wie verfahren das Projekt eines Hallenneubaus anstelle des Kletterfelsens inzwischen ist. Argumente haben Kritiker wie Befürworter gleichermaßen, nachgeben will niemand.

Dass nun - gleichsam als Ultima Ratio - die Traditionalisten einmal mehr Hilfe vom Denkmalschutz erwarten, unterstreicht das Dilemma nur noch. Freilich gilt in diesem wie in jedem vergleichbaren Fall: Wenn ein Bauwerk ein Baudenkmal ist, muss es als solches behandelt werden. Also sind die Denkmalpfleger auch diesmal wieder gebeten, sich den Schrein sorgfältig anzusehen. Wenn die Politiker der unterschiedlichen beteiligten Ebenen aber von dieser Behörde quasi einen Schiedsspruch erhoffen, der sie der Notwendigkeit enthebt, das Dilemma politisch auszudiskutieren, eine Entscheidung zu treffen und dann auch dazu zu stehen, müssen sie sich fragen lassen, warum sie überhaupt in die Politik gegangen sind.

Sich ein Bild machen, eine Haltung einnehmen, sie verteidigen, aber auch sie zu vermitteln - das darf der Bürger schon erwarten. Und das gilt insbesondere auch für die Frischluftzonen, bei deren Verteidigung oder Beeinträchtigung es sich Politik und Verwaltung derzeit sehr einfach machen. Ein Einzelprojekt lässt sich meistens rechtfertigen (was übrigens genauso für Verkehrsprojekte gilt). Auf die Gesamtschau aber kommt es an. Wenn also Grüne wie Christian Hierneis bei Kundgebungen gerne darauf hinweisen, dass es im Falle einer Abnahme des städtischen Grüns in ungebremstem Tempo binnen weniger Jahre im innerstädtischen Bereich bis zu sechs Grad wärmer sein werde als jetzt, sollte das auch im grünsten Teil Sendlings zu denken geben.

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