Süddeutsche Zeitung

Sendling:Kalte Dusche an den Feiertagen

Mieter einer GWG-Wohnanlage in der Karwendelstraße müssen mehrere Tage auf die Reparatur der Heizung und Warmwasserversorgung warten - ausgerechnet über Weihnachten.

Von Linus Freymark

Als Monica Wolsky am Morgen des 23. Dezembers das Wasser in ihrer Dusche aufdreht, stutzt sie. Der Hahn ist bis zum Anschlag zur Seite gedreht, eigentlich müsste der Spiegel in ihrem Bad schon vom heißen Wasserdampf angelaufen sein - doch das, was da aus der Dusche kommt, ist maximal lauwarm. 24 Grad in der Spitze, Wolsky hat extra nachgemessen, erzählt sie. "Das war schon sehr frisch", sagt sie.

Laut Deutschem Mieterbund hat man als Mieter Anspruch auf eine Temperatur zwischen 40-50 Grad. Deshalb, und weil auch die Heizung nur eingeschränkt funktioniert, wendet sich Wolsky an die Hausverwaltung ihres Vermieters, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG. Der 23. ist noch ein Werktag, Wolsky möchte den Schaden gerne vor den Feiertagen repariert haben. Dass es allerdings bis zum 26. Dezember dauern wird, bis Monica Wolsky wieder heißes Wasser in ihrer Wohnung haben wird, ahnt sie da noch nicht. Vier Tage werden sie und die anderen 13 Mietparteien der GWG-Wohnanlage in der Karwendelstraße ohne warmes Wasser auskommen müssen - ausgerechnet über Weihnachten.

Von der Hausverwaltung heißt es, das Problem sei bekannt und werde noch am selben Tag behoben. Doch auch an Heiligabend hat das Wasser dieselbe Temperatur wie am Vortag und natürlich geht bei der Hausverwaltung nun niemand mehr ans Telefon. Wolsky wählt die Servicenummer der GWG, erwischt aber nur jemanden, der für den Münchner Norden zuständig ist. Der Kollege Süd, in dessen Zuständigkeitsbereich die Karwendelstraße in Sendling fallen würde, meldet sich laut Wolsky erst am Nachmittag.

Der Mann habe ihr mitgeteilt, dass die GWG eine bestimmte Firma als Vertragspartner habe. Weil diese Firma am Vortag jedoch komplett ausgelastet gewesen sei, sei eine Reparatur nicht möglich gewesen, vor Montag, dem 28. Dezember, sei nicht damit zu rechnen, dass die Warmwasserversorgung wieder reibungslos funktioniere. "Das hat mich schon sprachlos gemacht", sagt Wolsky. "Dass man uns so hängenlässt, hätte ich nicht gedacht." Auch andere Mieter des Hauses berichten, es sei schwierig gewesen, die zuständigen Ansprechpartner zu erreichen und kritisieren den Umgang mit der Situation seitens der GWG-Verantwortlichen. "Der Kontakt war nicht sehr freundlich", berichtet etwa Antonio Pesche. "Wenn Mieter ein Problem haben, muss man doch so schnell wie möglich etwas dagegen machen."

Bei der GWG bedauert man den "Heizungsausfall und den Ausfall des Warmwassers" und die "damit verbundenen Unannehmlichkeiten" sehr. Wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft mitteilt, sei man direkt nach Bekanntwerden des Schadens am 23. Dezember mit der zuständigen Fachfirma in Kontakt getreten und sei "am 25. Dezember 2020 zur Schadensbehebung vor Ort" gewesen. Seitdem sei die Heizanlage wieder funktionsbereit und auch die Warmwasserversorgung wiederhergestellt. Wolsky und andere Mieter sind sich dagegen sicher, dass es erst am 26. Dezember wieder warmes Wasser gab.

In anderen Jahren, sagt Monica Wolsky, hätte ihr das fehlende Warmwasser nicht so viel ausgemacht. Dann wäre sie zum Duschen eben ins Fitnessstudio oder ins Schwimmbad gegangen. Oder zu Freunden. Aber die Fitnessstudios und Schwimmbäder haben wegen Corona momentan alle geschlossen, und das mit dem Freunde besuchen ist zur Zeit ja auch nicht so einfach. "Meine Bekannten haben ihre Kapazitäten, wie viele Leute zu ihnen kommen dürfen, über Weihnachten alle ausgereizt", sagt Wolsky.

Sollte es in Zukunft noch einmal zu einem Ausfall kommen, hofft sie, dass die Reparatur das nächste Mal schneller vonstattengeht. "Ich wünsche mir, dass man in Zukunft stante pede etwas unternimmt, wenn wir uns mit einem Problem an die GWG wenden."

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SZ vom 29.12.2020/syn
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