MeinungGasteig-Interimsquartier:Der Namenswettbewerb ist ein klares politisches Statement

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Kommentar von Susanne Hermanski

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Das Richtfest für das Interimsquartier des Gasteig in Sendling wurde schon gefeiert.
Das Richtfest für das Interimsquartier des Gasteig in Sendling wurde schon gefeiert. (Foto: Robert Haas)

Das Interim des Gasteig hat die Chance, mehr zu werden als ein Interim. Jetzt erst recht, da die Bürger aufgerufen sind, dem Zentrum einen Namen zu geben.

Wer schon lange mit der Materie befasst ist, den mag der Aufruf zu einem Namenswettbewerb für das Gasteig-Interim zum jetzigen Zeitpunkt erstaunen. War die Stadt nicht einfach nur heilfroh, als sie Anfang 2018 nach gefühlt ewiger Suche endlich einen passenden Ausweichort für die Zeit der dringend nötigen Sanierung gefunden hatte? In Sendling. Damit schien die Namensfrage auch geklärt: "Gasteig Sendling". Was sonst?

Doch es kommt anders - wie so oft bei diesem Projekt. Zunächst fand man auf dem einerseits so glücklich entdeckten alten Stadtwerke-Areal links der Isar schon mal keine reine Brache vor. Vielmehr war dort ein lebendiges Biotop der Subkultur gediehen, voll mit allerlei widerständigen Bewohnern, mit denen man sich erst einmal arrangieren musste. Dann passte die Philharmonie doch nicht in die große alte Klinkerhalle, die schon auf dem Areal stand. Und schließlich wollte der Brandschutz bei weitem nicht so viel Holz zulassen für den deshalb nötigen Anbau an das historische Kleinod, wie es ästhetisch ausgesehen hatte. Dass im Stadtrat jetzt auch noch der Wunsch nach einem Namenswettbewerb für das Ganze auftauchte - nachdem alle Arbeitsordner schon beschriftet und im ewigen Internet der Name "Gasteig Sendling" eingeführt war, passt irgendwie dazu.

Und trotzdem ist es gut so. Denn diese Art der Namenssuche ist vor allem eines - ein klares politisches Statement: Wir geben all das schöne Steuergeld in diesen hässlichen Zeiten nicht für ein Provisorium aus, das nach den Jahren der Sanierungszeit des Gasteig einfach wieder verschwinden kann. Denn hat das Kind erst mal einen eigenen Namen, dann wird es nach dem Zurückzug des Gasteigs an den Rosenheimer Platz nicht nur stehen, sondern auch laufen gelernt haben. Wer es dann noch weiter hütet, wird sich zeigen.

Mit dem Wettbewerb ist also buchstäblich in Stein gemeißelt, dass dieses Areal auch in Münchens Zukunft der Kultur gehören soll. Egal welcher Name dabei herauskommt, und ob dieser in der modernen Welt der Marken dann auch wirklich Logo-tauglich genug ist, um Verwendung zu finden und in aller Welt Anklang zu finden. Doch nur wenn sich auch genügend Bürger an der Suche nach diesem Namen beteiligen, wird sie einem höheren Ziel gerecht: Die Münchner einzuschwören auf ein gemeinsames Projekt - ihr höchst eigenes, für jedermann zugängliches Zentrum für Musik, Theater, Kunst und Bildung.

© SZ vom 04.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Wettbewerb
:Stadt sucht Namen für Gasteig-Interimsquartier

Kurz soll er sein, einprägsam und aussagekräftig: Die Münchner können nun Vorschläge einreichen und ein Preisgeld gewinnen. Auch für den Konzertsaal der Philharmoniker soll ein Name gefunden werden.

Von Susanne Hermanski

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