München-Sendling:Das Ende der Moschee

Dem Trägerverein fehlt das Geld für den Bau der Moschee in Sendling - und jetzt wendet sich auch noch der eigene Dachverband vom Projekt ab. Die Moschee steht vor dem Aus.

Berthold Neff

Die Moschee am Gotzinger Platz steht vor dem Aus. Der Trägerverein sieht sich offenbar wegen ausbleibender Spenden außerstande, das etwa zwölf Millionen Euro teure Projekt zu stemmen. OB Christian Ude (SPD), der sich seit Jahren für den Bau engagiert, ist alarmiert und will nun mit dem Verein über das weitere Vorgehen beraten.

München-Sendling: Steht vor dem Aus: Das Modell der Moschee in Sendling wird wohl nicht verwirklicht.

Steht vor dem Aus: Das Modell der Moschee in Sendling wird wohl nicht verwirklicht.

(Foto: Foto: dpa)

Einem Bericht der türkischen Tageszeitung Hürriyet zufolge war bei der Mitgliederversammlung am Sonntag mit mehr als 40 Teilnehmern nur noch eine Person dafür, das Projekt Moschee trotz der ins Wanken geratenen Finanzierung fortzuführen. Mehmet Curuk, der Vorsitzende des Moschee-Trägerverein Ditim, sagte am Dienstag jedoch auf Anfrage, eine Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen. Curuk sagte zur Süddeutschen Zeitung lediglich, es habe dazu keine Abstimmung gegeben. Weitere Fragen dazu wollte er nicht beantworten.

Ausschlaggebend für den Stimmungswechsel bei den Mitgliedern ist offenbar, dass die Ditib, die von Köln aus bundesweit mehr als 800 türkisch-islamische Vereine koordiniert, dem Projekt zunehmend kritisch gegenübersteht und jegliche Finanzierung ablehnt.

Beobachtern zufolge ist man bei der Kölner "Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion", die direkt dem türkischen Staat untersteht, nun der Ansicht, das Münchner Moscheeprojekt sei zu offen und zu liberal angelegt. Auf Kritik der oberen Ebene stieß offenbar auch, dass es in der Moschee am Gotzinger Platz sogar Gebete in deutscher Sprache geben und der Dialog mit den christlichen Kirchen intensiviert werden soll.

OB Christian Ude, der am Montag durch Recherchen türkischer Journalisten von der neuen Situation erfuhr, zeigte sich im Gespräch mit der SZ besorgt über die Entwicklung. Sollte das Projekt tatsächlich an den Finanzen scheitern, wäre eine wichtige Chance vertan, den Muslime den Weg aus den Hinterhöfen in die Mitte der Gesellschaft zu bahnen. Ude kündigte baldige Gespräche mit den Beteiligten an, um Klarheit zu schaffen.

Falls sich der türkische Staat - über die Ditib - tatsächlich nicht an der Finanzierung beteiligen wolle, sei das gesamte Projekt in Gefahr. Der Trägerverein habe zwar noch ein gutes halbes Jahr Zeit, die Finanzierung sicherzustellen, aber angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise sei es unwahrscheinlich, dass es genügend Spenden geben werde, um das Projekt ohne staatliche Förderung durchzuziehen.

Das Ende der Moschee

Als Beitrag des türkischen Staates war bisher vorgesehen, den Erlös aus dem Verkauf der bisher als Moschee genutzten Gebäudes an der Schanzenbachstraße für den Neubau am Gotzinger Platz zu verwenden. Zusagen für eine weitere Förderung gab es nicht und waren in der Finanzierung auch nicht eingeplant, wie der Architekt der Moschee, Walter Höfler, betont.

Es gab aber von Seiten des Dachverbandes Ditib offenbar die Drohung, den Verkaufserlös aus der Schanzenbachstraße anderweitig zu verwenden, vielleicht für eine Moschee in Köln. Dies galt für den Fall, dass der Trägerverein das Projekt in alleiniger Verantwortung stoppen würde, anstatt im Einvernehmen mit Ditib vorzugehen und zuerst das Gespräch mit OB Christian Ude zu suchen.

Der Ditim-Vorsitzende Mehmet Curuk mochte diese Version nicht bestätigen und verwies darauf, dass er Details der Mitgliedersitzung nicht öffentlich machen könne. Architekt Höfler zeigte sich überzeugt davon, dass die Meldungen über die Finanznot des Vereins gezielt von gewissen Mitgliedern gestreut würden, die er "Querulanten" nannte. Weitere Details mochte aber auch er nicht nennen, "um kein Öl ins Feuer zu gießen".

Tatsache ist, dass der Trägerverein sich bereits mit den Vorarbeiten für das Neubauprojekt, die auf 500.000 Euro geschätzt werden, finanziell verausgabt hat und deshalb knapp 90.000 Euro der fälligen Grunderwerbssteuer nicht aufbringen konnte. Die Stadt musste einspringen, bekommt das Geld aber auf jeden Fall zurück - unabhängig davon, ob die Moschee gebaut wird oder nicht.

Derzeit läuft das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans. Einen solchen hatte das Verwaltungsgericht im Februar 2007 gefordert. Der Billigungsbeschluss wird für Herbst 2009 erwartet.

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