Süddeutsche Zeitung

Café Om Nom Nom:Ein Café der Zukunft

Das Café Om Nom Nom war mal eine Metzgerei. Jetzt wird dort ausschließlich vegan aufgetischt - und zwar so, dass es auch Nicht-Veganern schmecken könnte.

Von Marija Barišić

Eine der frustrierendsten Lektionen im Leben ist wohl, dass gutes Essen meist ungesund und schlechtes Essen meist gesund ist. Als wäre das nicht schlimm genug, kam dann irgendwann auch noch die Klimakrise, die ständig daran erinnert, dass gutes Essen nicht nur einem selbst schadet, sondern auch noch Tieren und Umwelt. Und somit dem eigenen Gewissen.

Gut, dass die Not den Menschen erfinderisch macht, der für fast alles eine Lösung findet. Im Münchner Café Om Nom Nom in Sendling bekommt man einen Vorgeschmack darauf, wie eine der Lösungen aussehen könnte. Denn seit seiner Eröffnung im Juni 2020 wird im Café Om Nom Nom ausschließlich vegan aufgetischt, und zwar morgens, mittags und abends.

Bekannt ist das Café vor allem für seinen veganen Käse, der aus Cashew-Nüssen, Kichererbsen oder Kürbiskernen besteht, und die Gäste vergessen lässt, dass sie gerade keinen Camembert oder Ziegenkäse essen, sondern eben nur einen, der genau so schmeckt. Das Om Nom Nom ist der ideale Ort für alle, die immer schon vegan essen wollten, ohne dafür denn Genuss opfern zu müssen.

Die Idee zum Café hatten die Inhaberin Marlen Ventker und ihr Partner Daniel Tesic im Winter 2019, sie wurde aus der Not heraus geboren: "Mein Partner und ich waren damals superunglücklich in unseren Berufen. Das ging so weit, dass wir morgens keine Motivation mehr hatten aufzustehen", sagt Ventker am Telefon, "und da wir schon lange von einer Selbstständigkeit in der Gastronomie geträumt hatten, beschlossen wir einen Business Plan zu entwerfen."

Gegenüber vom Viktualienmarkt wurde damals ein Stand frei - eine gute Möglichkeit für das Paar, um etwas anzubieten, das es aus Ventkers Sicht immer noch "viel zu selten" gibt: guten, veganen Käse. Die beiden begannen zu recherchieren, "Tag und Nacht" wie Ventker betont, schrieben kleine Manufakturen in Frankreich, Italien, Slowenien an, die unterschiedliche vegane Käsesorten herstellen, und ließen sich mit Kostproben beliefern: "Wir haben darauf geachtet, dass es zertifizierte Händler sind, die hochwertigen veganen Käse herstellen, nicht einen weiteren, der nur aus Fett und Stärke besteht."

Für den Stand am Viktualienmarkt reichte es damals zwar nicht, aber kurz darauf entdeckte das Paar den leerstehenden Laden in der Oberländerstraße. Wegen Corona verzögerte sich die Eröffnung, Ventker und Tesic nutzten die Zeit, um das Café nach ihren Vorstellungen einzurichten, zogen die alte Tapete von der Wand und entdeckten Fliesen darunter. Sie erfuhren, dass ausgerechnet ihr neues, veganes Café in den Siebzigerjahren eine Metzgerei war - und begreifen es als Zeichen: "Es steht für den Wandel, dass hier noch bis vor 50 Jahren tote Tiere verkauft wurden und jetzt kommen nur pflanzliche Produkte über die Theke", sagt Ventker.

Was gibt es da und was kostet es?

Neben dem beliebtesten Frühstück, der "Nom nom Brotzeit" (24,90 Euro), einer Mischung aus unterschiedlichen Käsesorten auf Cashew-Basis, die mit Weintrauben, Brot und Nüssen inklusive süßem Feigensenf (auf sehr hübschen rosafarbenen Tellern) serviert werden, gibt es beispielsweise auch das "Grilled Cheeze Sandwich" (6,90 Euro), das drei Sorten geschmolzenen Käse mit Tomatensalsa vereint oder - für die Granola-Fans - die sogenannte Acay Bowl (9,50 Euro) mit Bananen, Beeren, Chia-Samen und Nussmus. Gemeinsam haben die Gerichte, dass sie alle vegan sind aber - und das ist das Erfolgsrezept - trotzdem gut schmecken. Zu bemängeln ist der hohe Preis trotz kleinerer Portionen, darüber tröstet auch der fantastische Käse nicht hinweg.

Was besonders auffällt

Links an der Wand hängen pinke Neonbuchstaben, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und für ein futuristisches Flair im Café sorgen: "Om Nom Nom" steht da. Zu empfehlen ist das Café vor allem bei schönem Wetter, wenn die Sitzbänke draußen stehen und größere Frühstücksrunden unter der Sonne erlauben. Bezahlen muss man an der Theke, wo es den Lieblingskäse dann auch noch in größeren Stücken zum Mitnehmen gibt, ebenso wie Pastasaucen, die man sonst nicht so leicht kriegt, wie etwa vegane Bolognose oder einfach nur Wein und Trüffelchips.

Café Om Nom Nom, Oberländerstraße 24a, 81371 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 16 Uhr. Webseite: https://www.om-nom-nom.de/

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