Hohe Energiekosten:Münchens Schwimmbäder bleiben warm

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Keine Scheu vor dem Wasser: In München werden die Wassertemperaturen nicht abgesenkt - weder im Schyrenbad, noch sonstwo. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Stadtwerke halten eine Temperaturabsenkung in den städtischen Bädern derzeit für unnötig - trotz deutschlandweit hoher Energiekosten. Warum man sich im Gegensatz zu anderen Städten dazu entschieden hat.

Von Konstantin Rek

Das Wochenende verspricht heiß zu werden. Temperaturen über 30 Grad sind in München angesagt, eine Abkühlung dürfte somit vielen willkommen sein. Der Andrang auf die Münchner Schwimmbäder wird dementsprechend groß ausfallen. Zittern müssen Münchner Badegäste aber allenfalls vor möglichen Warteschlangen beim Einlass, nicht im Wasser selbst. Denn abgesenkte Wassertemperaturen gibt es nur im Münchner Umland. Die hohen Energiekosten aufgrund des Ukraine-Krieges zwingen dort manche Betreiber der Bäder dazu, die Temperaturen in den Becken zu senken. In München dagegen sei dies nicht der Fall, bestätigen die Stadtwerke (SWM).

Dass der Leitfaden der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) die Temperatursenkung empfiehlt, spielt damit für die Stadtwerke keine Rolle. Schon mit zwei Grad kühleren Schwimmbecken spare man 25 Prozent der benötigten Energie, begründet die DGfdB ihre Empfehlung. Die Münchner Badebetriebe halten indes an ihren üblichen Temperaturen fest. "Für den Wärme- und Warmwasserbedarf setzen sie derzeit, wo es geht, auf Fernwärme, zudem sind die Münchner Bäder zum Teil in Fernkältenetze integriert", erklärt Doris Betzl von der Pressestelle.

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Eine kritische Reaktion der Gäste in den Schwimmbädern im Münchner Umland ist bisher ausgeblieben. "Viele Gäste bemerken es überhaupt nicht", schildert Stefanie Nytsch vom Phönix-Bad in Ottobrunn. Dort wurde die Temperatur in einigen Becken von 36 Grad auf 31 Grad reduziert. Schwimmer, die das kältere Wasser bemerkten, zeigten viel Verständnis für die Situation. Für Personen mit krankheitsbedingter Bewegungstherapie sei das Wasser allerdings zu kalt. Genau das wollen die SWM verhindern. Besonders nach den Beschränkungen der Pandemie dürfe man temperatursensible Gruppen wie Senioren oder Kinder nicht vom Schwimmen abhalten, heißt es.

Klimaschutz im Vordergrund

Wie viel das Phönix-Bad in Ottobrunn am Ende spart, wird man erst im Herbst wirklich sehen können. Die steigenden Energiekosten sind aber nicht der einzige Grund für die Einsparung. Man stehe als Energiegroßverbraucher in der Verantwortung, den Energiespeicher voll zu behalten, rechtfertigt Nytsch die Absenkung. Mit der Einsparung fossiler Energie rechtfertigen übrigens auch die Berliner Bäder-Betriebe ihren Entschluss, in sämtlichen Bädern die Temperatur um 2 Grad zu reduzieren.

Die Münchner Stadtwerke sehen sich in dieser Hinsicht aber schon gut aufgestellt: "In München haben die SWM in ihren Bädern bereits in der Vergangenheit viele Maßnahmen in Sachen Energieeffizienz umgesetzt." Moderne Energiequellen wie eigene Photovoltaikanlagen oder M-Ökostrom finden vermehrt Berücksichtigung. Mittelfristig seien CO₂-neutrale Bäder das Ziel, wie etwa das Naturbad Maria Einsiedel. Komplett ausschließen will man eine Temperatursenkung in München aber zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht. "Sollte die weitere Entwicklung Maßnahmen erfordern, werden natürlich auch die Münchner Bäder ihren Beitrag leisten", lautet die Auskunft. Am kommenden Wochenende können sich die Münchner aber erst einmal auf das gewohnte Schwimmbad-Vergnügen freuen - nur nicht im Müller'schen Volksbad, das bis Sonntag geschlossen bleibt: Die Mitarbeiter werden nach mehreren Krankheitsfällen für die Freibäder gebraucht.

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