Radweg zum Arnulfsteg:"Das ist Wahnsinn!"

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Im Zickzack wird der Fuß- und Radweg die Landsberger Straße queren. Er kostet 1,75 Millionen Euro, demnächst ist Baubeginn. Geprüft wird aber auch noch eine zweite Variante - und die gefällt den Lokalpolitikern besser.

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Das Ziel rückt näher - im ambitionierten Zickzack. Wer mit dem Rad von der Bergmannstraße zum Arnulfsteg unterwegs ist, muss nicht wie bisher einen weiten Bogen über die Donnersberger- oder Hackerbrücke schlagen. Ende des Jahres kann man stattdessen auf einem Rad- und Fußweg die Landsberger Straße queren. Mehr oder weniger direkt.

Denn die Traverse ist verwinkelt: Radler müssen vom Westend kommend erst nach rechts auf den Radweg in die Landsberger Straße einschwenken, ein paar Meter weiter dann stoppen und wenn die neue Übergangsampel Grün zeigt, nach links Richtung Arnulfsteg abbiegen. Von Norden kommend läuft es ähnlich. Es geht äußerst eng zu an den kleinen Drehkreuzen.

Nach unterschiedlichen Einschätzungen auch innerhalb der Verwaltung, wie sicher und massentauglich diese Variante ist, hat sie der Bauausschuss des Stadtrats gerade trotzdem einstimmig beschlossen. Und mehrheitlich außerdem dafür gestimmt, dass eine zweite Variante geprüft und gegebenenfalls nachträglich gebaut wird: eine schnurgerade Diagonale von der Bergmann- in die Philipp-Loewenfeld-Straße. Jetzt werden also erst mal 1,75 Millionen Euro für Variante eins verbuddelt.

"Versteh' ich das richtig: Jetzt baut man für 1,75 Millionen Euro um und beschließt gleichzeitig, dass man das vielleicht nächstes Jahr wieder alles umbaut?" Für Uwe Trautmann (CSU), Sprecher der CSU/FDP-Fraktion im Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe, ließ das Vorgehen in der jüngsten Sitzung nur einen Schluss zu: "Das ist Wahnsinn!"

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Ausschuss-Chefin und Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr, sichtlich in Sorge wegen eines falschen Zungenschlags, setzte kopfschüttelnd dagegen: "Wir haben als BA immer eine Diagonale gefordert." Der aktuelle Ergänzungsantrag im Stadtrat, diese prüfen und bei entsprechendem Ergebnis auch installieren zu lassen, stammt von der Rathaus-Koalition aus Grüne/Rosa Liste und SPD/Volt und ging mehrheitlich durch.

Tatsächlich ging der Zickzack-Variante ein Ringen um die Gestaltung der anspruchsvollen Kreuzung voraus: Täglich sind 30 000 Fahrzeuge auf der Landsberger Straße unterwegs, mittendrin liegen die Tramgleise, auf denen vier Linien verkehren. Mobilitätsreferat, ADFC und auch der Bezirksausschuss hatten die Diagonale bevorzugt, unter anderem weil sie einzelnen Parteien mehr Platz biete und damit leistungsfähiger und weniger unfallträchtig sei.

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Wesentlich für die Einwände ist aber die Tatsache, dass der Übergang das Verbindungsstück der geplanten Radweg-Hauptroute im Zuge des Radentscheids vom Süden in den Norden der Stadt ist. Für diese Trasse, die man eigens mit dem 27 Millionen teuren neuen Arnulfsteg aufgewertet habe, um diesen Verkehr im Westend zu bündeln, so die Kritik aus dem BA, sei die Zickzack-Variante nicht tauglich.

Ein Haken, zur Sicherheit

Dass nun trotz aller Kritik doch Variante eins zum Zug kommt, liegt zum einen daran, dass der diagonale Weg verfahrenstechnisch erst nach Ablauf der Fristen ins Feld geführt worden sei, wie die Regierung von Oberbayern als Genehmigungsbehörde mitteilt. Ausschlaggebend sei letztlich aber die Leistungsfähigkeit des Schienenverkehrs an der Stelle. Würde sich über nur einen zentralen Übergang ein Strom von Radlern von der einen Seite der Landsberger Straße auf die andere ergießen, würde sich das auf die Querungszeit niederschlagen.

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Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte im Vorfeld außerdem davor gewarnt, dass bei einer Diagonale die Radler gefährlich schnell in die Landsberger Straße schießen könnten; ein Haken aber zwinge zum Bremsen.

Vier Monate Bauzeit

Weil im Stadtrat - und auch bei den Stadtviertelpolitikern - anscheinend keiner wollte, dass sich die Realisierung der Radweganbindung an den Arnulfsteg noch weiter hinzieht, ging das Votum für die bereits vorliegende Detailplanung glatt durch. Baubeginn ist diesen Sommer, dauern soll das Ganze vier Monate, koordiniert werden die Arbeiten mit der Sanierung der Tram-Gleise. "Ich bin froh, dass die Querung überhaupt kommt, ein Jahr nach Öffnung des Arnulfstegs", kommentierte SPD-Fraktionssprecherin Ulrike Boesser im BA. Ihr Parteikollege Holger Henkel gab sich ebenfalls versöhnlich: "Man muss sehen, wie die angenommen wird, vielleicht besser, als wir alle gedacht haben."

© SZ vom 27.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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