Der Münchner Tierschutzverein schlägt Alarm: Täglich werden momentan in der Wildtierstation des von ihm betriebenen Tierheims zwischen 100 und 200 Mehlschwalben abgegeben, die von aufmerksamen Bürgern auf der Straße, in Parks oder Gärten aufgesammelt werden, hungrig und unterkühlt.
Die Vögel kommen aus Europas Norden und sind eigentlich auf dem Weg ins Winterquartier im warmen Afrika. In München hat sie aber nun die Kältewelle der letzten Tage überrascht – mit mehreren Folgen: Zum einen haben die Schwalben bereits eine anstrengende Brutphase hinter sich und sind ohnehin geschwächt. Zum anderen ist ihr Hauptnahrungsmittel von heute auf morgen verschwunden, nämlich Fluginsekten. Der kalte Regen setzt den Tieren ebenfalls zu, sie erfrieren und verhungern.
Auch die Behandlung im Tierheim kommt für viele schon zu spät – mehr als 250 Schwalben sind bereits gestorben. „Wir wärmen und füttern durchgehend und müssen dennoch jeden Morgen tote Schwalben aufreihen. Es ist ein Bild des Grauens“, sagt Jacek Nitsch, der Abteilungsleiter der Wildtierstation. Er rät den Münchnern, geschwächte Schwalben sofort aufzunehmen, behutsam aufzuwärmen und möglichst schnell zu einer professionellen Auffangstation zu bringen. Denn nur mit unmittelbarer fachkundiger Pflege hätten sie eine Überlebenschance.
Schwalben sind, wie viele heimische Vogelarten, vom Aussterben bedroht. Aufgrund des Klimawandels und intensiver Landwirtschaft mit Pestiziden und Monokultur finden sie immer weniger Nahrung.