Freizeit in München:Elf besondere Orte in Schwabing

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Die Laterne der Schwabinger Gisela steht auf dem Wedekindplatz. (Foto: Katharina Haase)

Eine krumme Laterne, eine prachtvolle Fassade oder ein Kobold, der Wasser spuckt: Wir zeigen Orte in Schwabing, die auch manche Einheimische noch nicht kennen. Ein Spaziergang.

Von Katharina Haase

Die Laterne der Schwabinger Gisela

An der Occamstraße steht eine krumme Laterne - und die erinnert an die legendäre "Schwabinger Gisela". In den 1950er- bis 70er-Jahren unterhielt Gisela in ihrem Lokal, das heute das Vereinsheim ist, das illustre Publikum mit schlüpfrigen Chansons. Dabei rekelte sie sich an ebenjener Laterne, die zum Sinnbild ausschweifender Nächte wurde. Als Gisela zur Verbesserung der Akustik eine größere Lautsprecheranlage ins Lokal bauen ließ, stand die Laterne im Weg. Trennen wollte sich Gisela nicht von ihr, also ließ sie den Mast einfach zurechtbiegen.

Über Umwege gelangte die Laterne später an den Galeristen Wolfgang Roucka, ein Schwabinger Original, der sogar einen Kunstpreis nach dem ungewöhnlichen Relikt benannte und es lange in seiner Ausstellung zeigte. Seit 2015 ziert die Laterne nun den Wedekindplatz im Herzen Schwabings.

Erinnerungstafeln der ermordeten Kinder

(Foto: Katharina Haase)

An der kleinen Antonienstraße 7 erinnern Tafeln an die jüdischen Kinder und ihre Betreuerinnen, die dort lebten, bis sie dem Holocaust zum Opfer fielen. Das Heim der Israelitischen Jugendhilfe wurde 1925 gegründet und sollte ursprünglich armen, verwaisten oder anderweitig aus prekären Verhältnissen stammenden Kindern der jüdischen Münchner Gemeinde Zuflucht bieten. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers gelang einigen Kindern noch die Flucht ins Ausland, viele andere wurden deportiert und ermordet. 1942 wurde das Heim geschlossen, das Gebäude während einer Bombennacht zerstört.

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Das Schulzentrum auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist nach Alice Bendix, der ehemaligen Heimleiterin, benannt. Sie hatte alle Möglichkeiten zur Flucht abgelehnt, um die verbliebenen Kinder auf ihrer Fahrt in den Tod zu begleiten. 1943 starb sie in einer Gaskammer des KZ Auschwitz.

Tretbootfahrt auf dem Kleinhesseloher See

(Foto: Katharina Haase)

Der Kleinhesseloher See ist ein im Jahr 1803 künstlich angelegter See im mittleren Teil des Englischen Gartens, der am schnellsten über den Eingang in der Osterwaldstraße erreichbar ist. Sogar Wassersport lässt sich hier betreiben, denn auf dem See kann man Tret- oder Ruderboot fahren. Eine kleine Bootstour lohnt sich definitiv nicht nur für Touristen. Während der fahrbare Untersatz auf dem Wasser gondelt, kann man das bunte Treiben im Englischen Garten entspannt von allen Seiten aus einer gänzlich neuen Perspektive beobachten. Wer keine Scheu hat, freundet sich unterwegs vielleicht auch mit dem ein oder anderen Wasservogel an. Davon gibt es am Kleinhesseloher See nämlich unzählig viele Arten. Zu Brutzeiten wird das Ufer deshalb von der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung unter Schutz gestellt.

Eine Rast auf der Maxruh-Bank

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Versteckt gelegen am Oberstförsterbach, unter einer mächtigen, vierstämmigen Linde, liegt der Aussichtspunkt Maxruh, gelegentlich auch als Effnerruh bezeichnet. In den historischen Plänen des Parks wurde die Stelle im Nordteil des Englischen Gartens so benannt, weil sich dort, so heißt es, sowohl König Max II. als auch sein Hofgärtner Carl von Effner gerne aufhielten, um die Natur dort zu genießen. Auch Maxs Sohn, Märchenkönig Ludwig II., soll den Aussichtspunkt sehr geschätzt haben. Da dieser jedoch selten in München weilte und ein eher angespanntes Verhältnis zu seinem Vater pflegte, gilt dies als zweifelhaft.

Heute laden an dem naturbelassenen Ort zwei mahagonifarbene Bänke zum Verweilen ein. Sie stammen jedoch nicht aus der Zeit des Königs Max II., sondern wurden erst vor ein paar Jahren platziert. Wer den Weg zum Kleinod nicht findet, kann sich von ortskundigen Passanten weiterhelfen lassen.

Café in der Seidlvilla

(Foto: Katharina Haase)

Die Seidlvilla ist eine Villa im Jugendstil, erbaut 1905 von Architekt Emanuel von Seidl im Auftrag der Bauherrin Franziska Lautenbacher. Anfang der 70er-Jahre wurde das Gebäude am Nikolaiplatz unter anderem als Filmkulisse verwendet, zum Beispiel für die Skandalreihe Schulmädchen-Report. Seit 1976 befindet sich das Areal im Besitz der Stadt, die das denkmalwürdige Anwesen erhalten wollte. Eine Zeit lang wurde die Villa als Polizeirevier genutzt, seit 1991 dient sie als Bürgerzentrum und wird, inklusive ihres sehenswerten und zur Erholung einladenden Hofs, für Literatur- und Kulturveranstaltungen oder Aktivitäten diverser Vereine genutzt. Zudem fungiert sie als Sitz des Stadtteilarchivs und des Bezirksausschusses Schwabing. Jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr lädt das Nachbarschafts-Café bei Getränken und selbstgebackenem Kuchen zum Austausch der Anwohner in die Villa ein, um so auch einsamen Menschen einen Ort des Zusammenseins zu bieten.

Fischer und Dietl aus Bronze

Künstler Nicolai Tregor steht zwischen den beiden Skulpturen von Helmut Dietl und Helmut Fischer. (Foto: Florian Peljak)

Am 14. Juni 1997 starb der Münchner Schauspieler Helmut Fischer an Krebs - bekannt als "ewiger Stenz" Monaco Franze aus der gleichnamigen Serie des Regisseurs Helmut Dietl und durch Sprüche wie "A bisserl was geht immer". Nur fünf Monate nach seinem Tod wurde die vom Künstler Nikolai Tregor angefertigte Statue Fischers enthüllt, und zwar im Außenbereich des Cafés Münchner Freiheit, Fischers Stammcafé zu Lebzeiten. Nach dem Tod Helmut Dietls im Jahr 2015 entstand die Idee, dem Regisseur neben Fischer ebenfalls ein Denkmal zu errichten. Seit September 2022 sind Dietl, dessen Statue ebenfalls von Tregor angefertigt wurde, und Fischer auf dem Vorplatz der Münchner Freiheit nun in Bronze vereint. Die Serie Monaco Franze gilt heute als Kult. Sie wurde größtenteils ebenfalls in Schwabing gedreht. Das Wohnhaus des Protagonisten Franz Münchinger befindet sich in der Agnesstraße 16.

Schuhgeschäfte an der Hohenzollernstraße

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Hohenzollernstraße hat noch einen Zweitnamen. Im Volksmund wird sie gelegentlich auch als "Schuhstraße" bezeichnet. Dies soll daher rühren, dass, vor allem in früheren Jahren, eine Vielzahl an Schuhmacherwerkstätten dort auf kleinem Raum versammelt war. Noch heute befinden sich entlang der etwa 1,8 Kilometer langen Straße erstaunlich viele Schuhgeschäfte. Insgesamt ist die Hohenzollernstraße von vielen kleinen, inhabergeführten Läden, Friseuren sowie Cafés und Restaurants gesäumt. Je weiter man sich von der Leopoldstraße entfernt, desto entschleunigter wird es. Der Schwabinger Charme früherer Jahre ist erhalten geblieben - nicht zuletzt durch die teils prächtigen Häuserfassaden.

Der gesichtslose Walking Man

(Foto: Katharina Haase)

Der "Walking Man" stellt einen Mann im Gehen dar, weiß und gesichtslos. Die Stahl-Skultptur, 17 Meter hoch und 16 Tonnen schwer, wurde im September 1995 nahe der U-Bahn-Station Giselastraße in der Leopoldstraße aufgestellt. Gefördert wurde das Werk des amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky im Rahmen der Kunstförderung von der Versicherung Münchener Rück, vor deren Eingang es schließlich platziert wurde. Angefertigt wurde die Skulptur in Los Angeles, anschließend in neun Teilen nach München transportiert und erst dort final zusammengesetzt. Borofsky ist für seine Darstellung bewegter Figuren berühmt. So ist er unter anderem auch der Erschaffer des "Molecule Man" in Berlin und des "Hammering Man" in Frankfurt am Main. Im niedersächsischen Verden wurde 2005 eine Skulptur Borofskys eingeweiht, die ebenfalls den Namen "Walking Man" trägt. Diese ist allerdings aus Edelmetall.

Jugendstil in der Ainmillerstraße

(Foto: Florian Peljak)

Das Wohnhaus Ainmillerstraße 22 gilt als eines der bekanntesten und prachtvollsten Jugendstil-Häuser, die von den Architekten Henry Helbig und Ernst Haiger Ende des 19. Jahrhunderts für München entworfen wurden. Bunte Farben, vergoldete Reliefs und weitere figürliche Details heben die Fassade von den umliegenden Häuser ab. Bereits kurz nach der Fertigstellung wurde das Gebäude durch den Einbau eines Ladens im Erdgeschoss leicht verändert. Das heute noch dort angesiedelte Optiker-Geschäft zog im Jahr 1966 ein. In den Jahren 1977 und 1983 gewann das Haus den Münchner Fassadenpreis. Durch die Aufnahme des Hauses als Kulturgut in die Bayerische Denkmalliste sind weitere Veränderungen an der Fassade nun ausgeschlossen. Ein weiteres Beispiel für einen prächtigen Jugendstilbau in Schwabing findet sich nur unweit in der Römerstraße 11.

Wohnhaus der Geschwister Scholl

(Foto: Katharina Haase)

Das Haus in der Franz-Josef-Straße Nummer 13 sieht von außen eher trist aus. Die Erinnerungstafel hebt sich farblich kaum von der grauen Fassade ab, hinter der einst die Geschwister Hans und Sophie Scholl lebten. Offiziell als Medizinstudent und Philosophiestudentin an der Ludwigs-Maximilians-Universität eingeschrieben, engagierten sich die Geschwister aktiv in der Widerstandsgruppe Weiße Rose, welche während des Zweiten Weltkriegs mit Flugblattaktionen gegen die Nationalsozialisten intervenierte. Die Zwei-Zimmer-Wohnung nahe der U-Bahn-Station Giselastraße galt als Treffpunkt der Widerstandskämpfer, die von dort aus zu nächtlichen Aktionen starteten. Hans und Sophie Scholl lebten dort von Sommer 1942 an bis zur Entdeckung der Weißen Rose im Februar 1943. Mehrere Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden vom NS-Regime hingerichtet, darunter auch das Geschwisterpaar. Hans Scholl war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt, Sophie 21.

Pumuckl-Brunnen im Luitpoldpark

(Foto: Katharina Haase)

Auf einem großen Kinderspielplatz an der Einmündung der Burgunderstraße befindet sich der Brunnen, der dem kleinen, frechen Kobold der Autorin Ellis Kaut gewidmet ist. Gestiftet hat ihn die Erfinderin selbst, entworfen wurde er vom Starnberger Bildhauer Claus Nageler im Jahr 1985. Wer sich dem Brunnen nähert, um die kleine Bronzefigur auf der einem Baumstumpf nachempfundenen Stele näher zu begutachten, sollte sich jedoch in Acht nehmen. In unregelmäßigen Abständen spuckt Pumuckl einen drei bis vier Meter langen Wasserstrahl auf die Besucher. Die beliebte Serie um den kleinen Kobold mit Gustl Bayrhammer als Meister Eder und Hans Clarin als Stimme des Pumuckl wurde in den 1980er Jahren ebenfalls in München gedreht. Die Räumlichkeiten der Schreinerei des Meister Eder in der Widenmayerstraße sind heute jedoch nicht mehr erhalten.

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