Wenn es in München um Parkplätze geht, kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Auf der einen Seite stehen der Stadtrat und die Verwaltung, die den Straßenraum umverteilen und neue Radwege schaffen wollen, wofür Parkplätze gestrichen werden müssen. Auf der anderen Seite sind die Anwohner, die auf eben diese Parkplätze nicht verzichten wollen. Das jüngste Beispiel ist die Schwabinger Rheinstraße, die den Bonner Platz mit der Leopoldstraße verbindet.
Entlang dieser 500 Meter langen Ost-West-Achse führten bisher nur schmale Geh- und Radwege. Nun baut die Stadt zwei neue, jeweils 2,30 bis 2,50 Meter breite Radwege samt bis zu 75 Zentimeter breiten Schutzstreifen. Dazu kommen Bürgersteige, die im Schnitt 2,60 Meter breit sein werden.
Der Umbau erfolgt nach den Vorgaben des Bürgerbegehrens „Radentscheid München“ von 2019. Das heißt aber für die Anwohner: Von einst 117 Parkplätzen bleiben nur noch 25 übrig, neun davon dienen tagsüber als Lieferzone. Zudem werden 22 neue Bäume gepflanzt und 32 Radabstellplätze geschaffen.
Am Donnerstag haben Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Mobilitätsreferent Georg Dunkel offiziell den Startschuss für die bereits laufenden Bauarbeiten gegeben. Das Projekt diene der Verkehrssicherheit für Radfahrer, Fußgänger und vor allem Schulkinder, erklärte Krause.
An der Rheinstraße liegt eine Grund- und Mittelschule mit Sportplatz und mit angeschlossener Kindertagesstätte. Angesichts des Mehrwerts sei die Zahl der wegfallenden Parkplätze vertretbar, so Krause. Das sieht auch das Mobilitätsreferat so. Die von dem Entfall der Parkplätze in der Rheinstraße betroffenen Lizenzgebiete „Clemensstraße“ und „Kölner Platz“ verfügten zusammen über 4332 Parkplätze. Durch die Umplanung der Rheinstraße entfielen etwa zwei Prozent.
„Wir versuchen nicht, irgendetwas aufzudrücken, sondern dem geänderten Mobilitätsverhalten gerecht zu werden“, sagte Krause in Bezug auf eine Erhebung der Verwaltung im Jahr 2019. Demnach ist der Autoverkehr in der Straße seit 2011 um rund ein Viertel zurückgegangen, dagegen habe sich der Radverkehr verdoppelt.
Einige Anwohner der Rheinstraße lassen all diese Argumente nicht gelten. Sie kritisieren, die Stadt habe sie weder ausreichend informiert, noch ihre Bedenken gehört. Etwa ein Dutzend Nachbarn sind zur Eröffnung der Baustelle erschienen, um ihrem Unmut noch einmal Luft zu machen.

Der Umbau der Rheinstraße sei an der Lebensrealität vorbeigeplant, kritisiert zum Beispiel Armand Presser. Nun müssten Autofahrer lange nach einem Parkplatz suchen und weite Wege zum Wohnhaus in Kauf nehmen. Auch Fahrschulinhaber Werner Betz lehnt den Umbau ab, nicht zuletzt, weil das Abstellen seiner Fahrschulautos ein Problem sei. Andere Gewerbetreibende hatten schon nach dem Beschluss des Stadtrats den Erhalt der Parkplätze gefordert.
Während Gesa Tiedemann (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Schwabing West, die Maßnahme ausdrücklich lobte, meldete sich Patric Wolf, Vorsitzender des BA Schwabing Freimann, mit Kritik zu Wort. Der BA habe versucht, einen Kompromiss mit ein paar mehr Parkplätzen zu erreichen und dem Mobilitätsreferat einen Vorschlag vorgelegt, das sei aber ignoriert worden.
Dem widersprechen Mobilitätsreferent Dunkel und Ulrich Lobinger, Sprecher des Zweiten Bürgermeisters. Sie verweisen darauf, dass dem Stadtrat die Anregungen des BA Schwabing-Freimann durchaus vorlagen, sie waren ein Anhang der Beschlussvorlage. Der Stadtrat sei mehrheitlich davon nicht überzeugt gewesen. Was die Information der Bürger angeht, so habe es eine Informationsveranstaltung, Postwurfsendungen und einen Infostand gegeben.
Rückgängig machen können die Anwohner die bereits laufenden Bauarbeiten nicht mehr. Bis Ende dieses Jahres werde ein Großteil davon erledigt sein, verspricht Baureferentin Ehbauer.