Immobilien in München:Kahlschlag im Schwabinger Innenhof

Kahlschlag Gernotstraße

Der Kahlschlag ließ sich nur vorübergehend aufhalten: Nun ist der Innenhof an der Gernotstraße gerodet.

(Foto: Irina Pasdarca/oh)

Im Wohnkarree zwischen Schleißheimer und Gernotstraße haben die Baumfällungen nun doch stattgefunden. Die Anwohner sind entsetzt, entstehen sollen eine Tiefgarage und Apartments des "oberen Preissegments".

Von Ellen Draxel

Der Innenhof des Wohnkarrees Schleißheimer/Bamberger und Gernotstraße ist gerodet. Innerhalb weniger Stunden fielen knorrige alte Bäume, Hecken und Sträucher. "Viele Nachbarinnen und Nachbarn haben die Tragödie wie versteinert aus ihren Fenstern beobachtet - voller Trauer, Wut und Entsetzen", erzählt Jens van Rooij, ehemals Mietersprecher der Anlage. "Klar, wir wussten, dass dieser Tag kommen würde. Aber dieses Gemetzel dann aus nächster Nähe mitzuerleben, war für einige hier schon fast ein traumatisches Erlebnis."

Lange haben die Bewohner für den Erhalt ihrer grünen Oase gekämpft. Und für ein paar Monate war ihr Engagement auch von Erfolg gekrönt: Als der Fälltrupp im März erstmals mit Motorsäge anrückte, konnten die Mieter die Arbeiter gerade noch stoppen. Außerdem erreichten sie, dass die Untere Naturschutzbehörde dem Fauna- und Flora-Refugium einen besonderen Artenschutz für die Vogelbrutzeit von 1. März bis 30. September bescheinigte. Das Entfernen des Grüns war damit zunächst vom Tisch. Allerdings nur bis zum Herbst. Denn inzwischen ist die Rodung offiziell zulässig. Die Pflanzen müssen einem Bauvorhaben weichen, das die Lokalbaukommission im Februar genehmigt hat.

Entstehen sollen Apartments des oberen Preissegments

Eigentümerin der nur wenige Meter vom idyllischen Luitpoldpark gelegenen Wohnanlage mit rund 90 Mietparteien ist seit einigen Jahren die luxemburgische Fondsgesellschaft Jargonnant Partners (JP), das Unternehmen will das Dach ausbauen und die Gebäude aufstocken. Entstehen sollen rund 30 "Galeriewohnungen des oberen Preissegments", wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) es in einem Schreiben vom März formulierte. Die Mieter sprechen lieber von "schicken Penthouse-Wohnungen". Das Grün steht dabei vor allem dem Bau einer Tiefgarage im Weg.

Jargonnant Partners hat zwar versprochen, den Innenhof wieder zu begrünen. Eine Vielzahl von Pflanzen sei mit einer Gärtnerei fachmännisch gepflanzt worden. Diese sollen nach Abschluss der Bauarbeiten wieder den Innenhof verschönern. Die Mieter allerdings tröstet das momentan wenig. Sie kritisieren, all dies geschehe nur, "um die finanziellen Interessen einer winzigen, wohlhabenden Investoren-Elite zu bedienen". In einem kurzen Video geben die Bewohner ihrer Wut und der Trauer über die Baumfällungen Ausdruck. Darin steht der Satz: "Hier wird nur noch Geld gepflanzt."

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