Grundwasser-Notstand in Schwabing:Briefe reichen nicht mehr

Es wird höchste Zeit, dass sich der Oberbürgermeister bei den vom Grundwasser geplagten Schwabingern blicken lässt und hilft. Denn was sind demokratische Beschlüsse des Landtags wert, wenn die Stadt sie nicht umsetzt?

Kommentar von Nicole Graner

Kommt er oder kommt er nicht? Die Rede ist von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Wird er der Einladung des bayerischen Landtags an diesem Dienstag nach Schwabing folgen - auch wenn die Stadt München zumindest durch Behördenvertreter beim Ortstermin an der Genter Straße repräsentiert ist? Wird er persönlich kommen, um den Anwohnern, deren Kellerräume oder Garagen seit zwei Jahren unter Wasser stehen, ins Gesicht zu sehen? Sie alle kämpfen gegen das seit Juni 2020 gestiegene Grundwasser, gegen Feuchtigkeit, Schimmel und Gestank. Und um den Erhalt ihrer Häuser. Monat für Monat.

Es ist höchste Zeit, dass der OB kommt. Dass er nicht nur Briefe schreibt, sondern sich selbst ein Bild von der Lage macht. Wer mit den eigenen Augen sieht, sieht vielleicht mehr.

Gestiegenes Grundwasser ist kein Hochwasser. Es verschwindet nicht einfach wieder, sondern es bleibt. Es ist eine permanente Bedrohung. Für die Häuser, deren Wände nicht ewig dem Wasser trotzen können. Für die Anwohner, die die Angst umtreibt, dass sie niemals wieder trockene Keller haben könnten. Und dass ihre Gesundheit darunter leidet.

Was muss alles noch passieren? Wie viele Gutachten gegeneinander abgewogen werden? Das Grundwasser, so sind sich Gutachter einig, sinkt generell in der Stadt. Und doch steigt es in vielen Vierteln immer wieder. In der Maxvorstadt zum Beispiel, in der Freimanner Auensiedlung. Oder man denke nur an Feldmoching. Schwabing, insbesondere die Genter Straße, ist da also kein Einzelfall. Ein Wassermanagement gerade hinsichtlich der Grundwasserproblematik wird immer wieder von den Grünen gefordert. Darauf aber können die Anwohner in Schwabing nicht warten. Soforthilfe muss anders aussehen.

Der Landtag hat die Petition der Anwohner 2020 einstimmig verabschiedet, will Aufklärung und verlangt die Umsetzung von schnellen Hilfsmaßnahmen. Warum die Behörden und die Stadt einen Landtagsbeschluss zu umgehen versuchen, ist nicht mehr zu verstehen. Kein Wunder, dass in der jüngsten Sitzung des Landtags sogar von einer "Blamage" die Rede war. Wenn nach Beschlüssen dieser Art nichts geschieht, dann brauchen Bürger auch keine Petitionen mehr zu initiieren. Demokratische Abläufe - an die glauben die geplagten Anwohner langsam nicht mehr. Ein Grund mehr, dass der OB kommt und mit den Menschen spricht.

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