Immobilienmarkt:Ein Jahr Schutz vor Verdrängung

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Im Visier von Immobilienunternehmen: der Bereich um die Hohenzollernstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Erhaltungssatzung "Hohenzollernstraße" wird erneut verlängert - Mieter profitieren aber zunächst wieder nur für kurze Zeit.

Von Ellen Draxel

Die Erhaltungssatzung "Hohenzollernstraße" soll erneut um ein Jahr verlängert werden. Das sieht eine Beschlussvorlage für die Sitzung des Planungsausschusses Anfang Dezember vor. Schwabinger Mieter, die rund um den Elisabethplatz, den Kurfürstenplatz, den Streifen zwischen Ainmiller- und Hohenzollernstraße, das Karree zwischen Jakob-Klar-, Bauer-, Teng- und Elisabethstraße sowie die Ecke zwischen Friedrich-Loy-, Farinelli-, Herzog- und Hiltenspergerstraße wohnen, wären damit zumindest bis Ende Januar 2023 vor Vertreibung geschützt.

Das Planungsreferat erhofft sich von dieser Verlängerung Rechtssicherheit. Denn bisher reichen die bestehenden Kriterien nicht aus, eine unbefristete Erhaltungssatzung auch für diese Wohnquartiere ausreichend zu begründen - zu gering ist laut den derzeitigen Regelungen die Verdrängungsgefahr dort.

Als der Stadtrat im vergangenen Dezember das neue Erhaltungssatzungsgebiet "Agnesstraße" beschloss, blieben diese Bereiche deshalb außen vor. Zugleich wurde die Verwaltung beauftragt, ein Rechtsgutachten auf den Weg zu bringen - in der Hoffnung, neue Aspekte für die Beurteilung zu erhalten. Die Mieter dieser Quartiere schützte man derweil mit dem Erlass einer auf ein Jahr befristeten Erhaltungssatzung. Das Thema allerdings ist so komplex, dass finale Ergebnisse des Gutachtens noch ausstehen - weshalb es nun der Verlängerung der Anfang 2022 auslaufenden Satzung bedarf. Mieter in München mit allen erdenklichen Mitteln vor Luxussanierung, Gentrifizierung und Vertreibung zu schützen, wird angesichts eines boomenden Investorenmarktes immer wichtiger. Tangierte der Verdrängungseffekt anfangs vor allem Geringverdiener, gefährdet er zunehmend auch den Wohnraum von Menschen mit mittlerem Einkommen.

Außerdem ist es nicht mehr nur der klassische gründerzeitliche Altbestand, der in Form von Modernisierungen "aufgewertet" wird, auch Gebäude aus den Jahren 1950 bis 1980 rücken immer mehr in den Fokus von Immobilienspekulanten. Außer für das Quartier "Hohenzollernstraße" ist die Überprüfung der Gentrifizierungsdynamik daher aktuell auch für die Ecke Gärtnerplatz-/Glockenbachviertel von Interesse.

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