Süddeutsche Zeitung

Contemporary Bar:Ein Traum in Blau

Aus einer Bankfiliale an der Leopoldstraße wurde die edle Contemporary Bar - mit einem rein weiblichen Team hinter dem Tresen, das viel Erfahrung mitbringt.

Von Franz Kotteder

Die Grundfarbe Blau für eine Bar ist jetzt nicht so weit hergeholt, aber Meike Zimmermann sagt, das habe nichts mit dem fortgeschrittenen Zustand zu tun, den man dort erreichen könne. "Die Farbe Blau steht für das Wasser", sagt sie, "Wasser ist schließlich der Grundstoff eines jeden Getränks." Die 32-Jährige ist die Barchefin in der neuen Contemporary Bar, die seit einer guten Woche offen ist und an diesem Mittwoch ganz offiziell Eröffnung feiert (mit geladenen Gästen, versteht sich). So eine Bar war ihr Traum, sagt sie, und nun setzt sie ihn gemeinsam mit ihrem Partner Tom Stock, 43, um. Mit ihr stehen zwei weitere junge Frauen hinter dem Tresen, Julia Rahn, 28, und Viktoria Ruderer, 23.

Ein rein weibliches Barteam also, das ist schon mal die erste Besonderheit. Aber auch sonst ist die Contemporary Bar sehr ausgefallen. Aus dem ehemaligen Kassenraum einer Bankfiliale ist eine edle und zugleich gemütliche Bar für knapp 40 Gäste geworden; Innenarchitekt Sebastian Zenker hat da ganze Arbeit geleistet. Schon beim Eintreten taucht man ein in tiefes Blau. Rechts vom Eingang stehen kleine Zweiertische fürs intimere Plaudern, in der Mitte ein kreisrundes Fatboy-Sofa, dahinter ein paar Treppenstufen mit Kissen drauf. "Da kann man hübsch cornern", sagt Zimmermann. Links dann der klassische Tresen mit einem imposanten Barregal und einer Ausstattung mit allen Schikanen. Zwei Arbeitsplätze für Mixer gibt es, man könnte hier also auch mixologische Wettbewerbe veranstalten.

Die drei vom Tresen waren selbst schon an einigen beteiligt, ihre Cocktail-Kreationen stehen auch auf der Karte. Der "Masataka Taketsuru" von Meike zum Beispiel, der 2014 den deutschen Wettbewerb des Nikka Perfect Serve, ausgelobt von einem japanischen Whiskyproduzenten, gewonnen hat. Klingt eigentlich ganz gesund: Er enthält Birne, Vanille, Limette und Tonka (nun gut, auch noch Whisky und Champagner; das alles für 16,50 Euro). Oder Julias "French Toast", 2018 deutscher Sieger beim Toast of Paris (14,50 Euro). Es gibt zudem ein paar Signature Drinks. Klar, dass einer davon "Bank Job" heißt. "Wir wollen uns aber nicht auf einen Stil festlegen", sagt die Chefin, "bei uns gibt's klassische Cocktails ebenso wie Eigenkreationen."

Zimmermann, das merkt man gleich, brennt für ihren Bank-Job. Im Bayerischen Hof hat sie ihre Hotellerie-Ausbildung gemacht, dort in der Falk's Bar war sie drei Jahre lang Barmanagerin. Mit ihrem Freund machte sie sich dann selbständig. Sie haben eine Beratungsfirma namens Calyxa (vom lateinischen "calyx", der Kelch) mit Geschäftsräumen direkt hinter der Bar, schulen Barkeeper, kümmern sich ums Bar-Equipment und haben auch verschiedene Sorten Eis im Angebot. Weshalb es in der Contemporary Bar standardmäßig Crushed Ice, Barrenwürfel, Kugeleis sowie kleines und großes Würfeleis gibt.

Und die Zahnräder im Bar-Logo, wo kommen die her? "Von der Uhr", sagt Zimmermann, "die Leute sollen bei uns die Zeit, die ihnen täglich verloren geht, zurückgewinnen." Kann natürlich leicht passieren, dass sie die gewonnene Zeit dann hier wieder vergessen. Möglicherweise ist das sogar der Plan.

Adresse: Leopoldstraße 71, 80802 München, Telefon: 0170/9034664, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 18 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag 18 bis 2 Uhr, info@cmt-production.de

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Quelle:
SZ vom 11.02.2020/vewo
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