Constantin Film:Ein Büro voller Bambis und Lolas

Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG

Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG.

(Foto: Catherina Hess)

Martin Moszkowicz wackelt. Das hat nichts mit seinem Job als Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG zu tun. Sondern mit einem Fitnessgerät unter dem Tisch. In seinen Regalen funkeln jede Menge Auszeichnungen. Ein Besuch.

Von Josef Grübl

Martin Moszkowicz ist ein Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Außer im Büro, da wackelt er. Nach vorne oder hinten, zur einen Seite oder zur anderen. Das Wackeln hat nichts mit seinem Job als Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG zu tun, sondern mit seiner Laufbegeisterung. "Das trainiert die Fußgelenke", erklärt er. Er meint damit das Fitnessgerät, das unter seinem Arbeitsplatz liegt: ein Balance Board mit Halbkugel auf der Unterseite.

Moszkowicz ist viel unterwegs, er produziert Filme und Serien, kümmert sich um Künstler und Kreative, gerade erst wurde er zum Leiter der Abteilung Produktion und Medienwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film München ernannt. Nebenbei reist er jeden Monat für eine Woche nach Los Angeles. Wenn er aber in München ist, geht er morgens um sechs im Englischen Garten laufen. Er hat einen Fitness-Tracker am Arm, auf dem Schreibtisch steht eine Wasserflasche. Den Tisch kann er nach oben und unten fahren, je nachdem, ob er gerade stehen oder sitzen will. Meistens stehe er, sagt er, mitunter eben auch auf dem Balanciergerät.

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Viel Platz hat er nicht. Der 61-Jährige sitzt, steht oder wackelt mit den Kollegen aus der Produktionsabteilung in einem großen Raum. Immerhin ist sein Arbeitsplatz etwas abgeschirmt in der Ecke. Wer am Constantin-Hauptsitz nach Einzelbüros sucht, wird nicht fündig. Die habe man alle abgeschafft, erklärt Moszkowicz. Die Geschäftsräume in der Münchner Feilitzschstraße wurden im vergangenen Jahr komplett umgebaut. Die Arbeiten sind fast abgeschlossen, mittlerweile sind hier 170 Menschen beschäftigt, ohne einzelne Büros passen auch mehr Leute rein. Die Kollegen vom Marketing sitzen auf einer Etage, erklärt der Chef, die vom Verleih oder den Finanzen auf einer anderen. Alle sollen miteinander kommunizieren, es gibt aber auch Ruhe- und Telefonräume.

Das klingt alles sehr harmonisch. Vor nicht allzu langer Zeit sah das aber noch anders aus: Im Sommer 2018 beschwerte sich Martin Moszkowicz in einem Interview über den Medienstandort München und die aus seiner Sicht zu träge Politik. Er drohte sogar mit einem Wegzug aus Bayern. Davon ist heute nichts mehr zu hören, erst vor Kurzem habe man einen Mietvertrag für knapp zwanzig Jahre unterschrieben, sagt er. Die Constantin Film bleibt also in Schwabing, hier ist sie seit Jahrzehnten, zuerst in der Kaiserstraße, jetzt an der Münchner Freiheit.

Moszkowicz kam 1990 in die Firma, anfangs arbeitete er als Produzent, dann ging er nach Amerika, um das US-Geschäft mit aufzubauen. Er konnte große Erfolge feiern, das sieht man auch an den vielen Trophäen, die auf allen Etagen verteilt wurden. Früher standen die Bambis, Bogeys oder Lolas im Büro des 2011 verstorbenen Chefs Bernd Eichinger. Im Sonnenlicht funkelte es dort fast genauso wie in einem Juwelierladen.

Die Liste der nationalen Constantin-Erfolge ist endlos lang, auch international gab es große Hits. Deshalb thront hinter Moszkowicz eine Figur aus der "Resident Evil"-Reihe, der sogenannte Axeman. "Den habe ich einmal von einem Produzenten zum Geburtstag geschenkt bekommen", sagt er. Ebenfalls ein Geschenk ist die streng limitierte Marvel-Sammelbox. Eichinger kaufte die Rechte an der Superheldenreihe "Fantastic Four" bereits 1986. Und dann steht da noch auf seinem Schreibtisch das Porträt einer sehr bekannten Regisseurin. Das hat aber nicht direkt etwas mit Martin Moszkowicz' Beruf zu tun, sondern mit seinem Privatleben: Seit zwanzig Jahren ist er mit Doris Dörrie liiert.

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