Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Von der Parkfläche zur Ruhe-Oase

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Zwei Jahre hat die Umgestaltung des Artur-Kutscher-Platzes gedauert. Entstanden ist ein Ort zum Verweilen

Von Nicole Graner, Schwabing

Es ist Mittag - und heiß. Der Masken-Brunnen am Artur-Kutscher-Platz, 1968 von Lothar Dietz errichtet, plätschert leise vor sich hin. Die Sitzbänke rundherum stehen gerade in der prallen Sonne. Deswegen sind die Plätze unter den Schatten spendenden Bäumen heiß begehrt. Zwei ältere Frauen machen für einen Ratsch kurz Pause. Sie unterhalten sich, die eine raucht in Ruhe ihre Mittagszigarette. Auf den steinernen Einfassungen der Beete haben es sich zwei Studentinnen gemütlich gemacht. Sie sind beide das erste Mal hier, finden den Platz aber wunderbar. Die 22-jährige Ginger studiert Kunstgeschichte und genießt mit ihrer Freundin die Auszeit. "Hier ist es voll schön", sagt sie. Abgelegen und nicht "überlaufen". Das kann Lara, 22, die Wirtschaftsingenieurwesen studiert, nur bestätigen. Und außerdem, sagt sie, sind die Steine so "herrlich kühl".

Ja, der neu gestaltete Artur-Kutscher-Platz ist schön geworden. Und oft, nicht nur zur Mittagszeit, kommen Familien mit Kindern - der Brunnen lockt ja gerade dazu, ein wenig zu planschen. Was war der Platz vorher unscheinbar! Überall, in jeder nur möglichen Lücke, parkten Autos. Er glich einer grauen Abstellfläche ohne jeglichen Charme. Jetzt ist auf Betreiben und nach Plänen des Bezirksausschusses (BA) Schwabing-Freimann ein heller, freundlicher Platz entstanden. Die Schrägparkplätze sind verschwunden. Stattdessen sind Beete gepflanzt. Um die alten Bäume stehen Stühle, es gibt eine Liegefläche und Einfassungen, die zum Verweilen einladen. Poller aus Stein verhindern, dass Autos wieder den Platz zustellen.

"Am dem Tag, als er fertig und für die Öffentlichkeit zugänglich war, wurde er sofort von den Menschen in Beschlag genommen, vor allem von vielen Familien", sagte Petra Piloty (SPD) in der jüngsten Sitzung des BA. Es sei gelungen, wieder einen Platz in Schwabing mit Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein Bürger allerdings findet, dass die Grünflächen, eher Beete, schon von Gassigehern mit ihren Hunden missbraucht würden und fordert ein Konzept für die Grünflächen. Ebenso hegt er Bedenken, dass der neue Platz ein Ausläufer des hoch frequentierten Wedekindplatzes werden könnte: laut und mit zu vielen Menschen. Beide Bedenken teilen die Lokalpolitiker nicht. Der Platz habe jetzt viel Charme, sagt der BA-Vorsitzende Patric Wolf (CSU). Er sei ja gerade erst fertig geworden, und man wolle ruhig mal eine Zeit abwarten, wie sich das Leben auf dem Platz überhaupt entwickle.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2021
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