Von den jüngsten Aktionen einer rechtsextremen Bewegung waren mehr Schulen in München betroffen als zunächst angenommen. An vier Schulen, dem Willi-Graf-Gymnasium in Schwabing, dem St.-Anna-Gymnasium im Lehel, dem Max-Josef-Stift in Bogenhausen und dem Maximiliansgymnasium in Schwabing wurden am Mittwoch und Donnerstag Transparente gezeigt. Mit Ausnahme einer Schule wurden überall auch Flyer auf das Schulgelände geworfen oder verteilt. An einer Schule zündeten die Aktivisten zwei Böller. Das teilte die Polizei am Freitag in einer Pressemitteilung mit.
Drei Personen, zwei Männer und eine Frau, alle Anfang 20, hätten am Mittwochmittag gegenüber dem Willi-Graf-Gymnasium ein Transparent aufgehängt, hatte Schulleiter Dominik Blanz am Donnerstag berichtet. Flyer und Transparent trugen das Symbol der Identitären Bewegung. Nach Angaben der Polizei war das Transparent am Willi-Graf-Gymnasium mehrere Meter lang und wurde zwischen Bäumen gegenüber dem Schulgebäude aufgehängt. An anderen Schulen sollen die Transparente ähnlich groß gewesen sein.
Die Botschaft auf dem Transparent richtete sich in drastischer Sprache an Schülerinnen und Schüler: Ihre Lehrer hassten Deutschland, stand dort sinngemäß geschrieben, verbunden mit einem Aufruf, sich zu wehren. Die Inhalte des Flyers und des Transparents stufte die Polizei in ihrer Pressemitteilung als staatsschutzrelevant „im Kontext mit der Ideologie einer rechtsextremistischen Gruppierung“ ein. Transparente, Flyer und die Reste der gezündeten Böller wurden von der Polizei sichergestellt.
Mitarbeiter der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm) vermuten, dass hinter den Vorfällen an den Schulen von dieser Woche dieselben Personen stehen, die auch vor gut zwei Wochen bereits Flyer an Münchner Schulen verteilt und in Fahrradkörbe gelegt hatten.
Die Polizei hat zu allen vier Fällen von dieser Woche Ermittlungen aufgenommen, mögliche Zusammenhänge mit weiteren ähnlichen Taten aus den vergangenen Wochen würden geprüft. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungs- und das Sprengstoffgesetz sowie wegen Hausfriedensbruchs.
Oberbürgermeister Dieter Reiter hat am Freitag Briefe an Schüler, Eltern und Lehrer der betroffenen Schulen geschrieben und dabei vor allem die schnelle und eindeutige Reaktion gelobt: „Für diese Zivilcourage danke ich Euch und Ihnen allen sehr herzlich, denn sie ist gerade in diesen Zeiten besonders wichtig“, heißt es in dem Brief an das Willi-Graf-Gymnasium, den das Rathaus veröffentlicht hat.
Sodann ging Reiter auf den Namen der Schule ein: „Wir wissen alle, wer der Namensgeber Eurer Schule ist. Willi Graf war gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Weißen Rose im Widerstand gegen das Naziregime aktiv.“ Reiter schließt mit den Worten: „Wenn ich als Ihr und Euer Oberbürgermeister irgendetwas tun kann, was der Schulfamilie weiterhilft: Bitte zögert nicht, Euch bei mir zu melden. Ihr könnt Euch sicher sein: Die Stadt steht hinter Euch.“