Neues Schuljahr:Diese Veränderungen kommen auf Lehrer, Schüler und Eltern zu

Schulstart in Bayern

Für 163 000 Kinder und Jugendliche in München sind die Sommerferien vorbei.

(Foto: dpa)

Neue Schulgebäude, erweiterte Betreuungsangebote und Einschulungsregeln: Nach den Sommerferien gibt es einige Neuerungen an Münchens Schulen. Ein Überblick in Zahlen.

Von Julia Bergmann

"Ideal", "die Erfüllung eines großen Wunschs" - fällt das Stichwort kooperative Ganztagsbildung, geraten Bildungspolitiker ins Schwärmen. Neben der städtischen Schulbauoffensive, die zuletzt mit der Eröffnung des Bildungscampus Freiham für Aufsehen gesorgt hatte, ist der Ausbau des neuen Betreuungsangebots die wohl wichtigste Neuerung im aktuellen Schuljahr. Was 2018 als Pilotprojekt an der Grundschule am Pfanzeltplatz begonnen hat, wird jetzt auf insgesamt zehn Grundschulen ausgeweitet. Die kooperative Ganztagsbildung garantiert Kindern schon bei der Einschreibung einen Betreuungsplatz - bei hoher Flexibilität für die Eltern.

"Unser Ziel ist, das Angebot der Kooperativen Ganztagsbildung jedes Schuljahr an bis zu zehn neuen Standorten zu etablieren", sagt eine Sprecherin des Bildungsreferats. Ob und wie schnell es dazu kommt, kann aber niemand sagen. Die größte Unsicherheit: die Finanzierung, die zum Teil über die Stadt, zum Teil über den Freistaat läuft. Letzterer verabschiedet seinen Haushalt vergleichsweise spät. In diesem Jahr einige Wochen nach der Frist für die Schuleinschreibung am 3. April, so dass die Schulen mit ihrer Planung und der Platzgarantie in Bedrängnis gekommen waren. Auch in den kommenden Jahren wird es wohl knapp werden. Beatrix Burkhardt, bildungspolitische Sprecherin der CSU-Fraktion, ist aber zuversichtlich. Immerhin will das Kultusministerium die kooperative Ganztagsbildung flächendeckend in Bayern etablieren.

Schulamt und Bildungsreferat meinen, das Angebot wird gut angenommen. Gesamtzahlen könne man erst nach Schulbeginn nennen. Aber an den nun zehn Standorten wurden allein in der ersten Jahrgangsstufe insgesamt 670 Kinder angemeldet. Limitiert sind die Plätze nicht: "Es stehen so viele zur Verfügung, wie die Eltern brauchen", sagt eine Sprecherin.

Laut einer Umfrage des Bildungsreferats wünschen sich 87 Prozent aller Eltern eine Ganztagsbetreuung in München. Eine hohe Zahl, die - wie Burkhardt erklärt - sämtliche Formen der Betreuung mit einschließt. Von offener und gebundener Ganztagsbetreuung bis hin zu Hort, Mittags- und Ferienbetreuung. Bisher bestanden viele Angebote parallel. Für Eltern unübersichtlich. Sie mussten sich breit bewerben, bekamen oft nicht den gewünschten oder im schlimmsten Fall gar keinen Platz. Das neue Angebot verspricht nicht nur einen Platz, man könne auch zwischen den Angebotsformen flexibel wechseln. "Es ist die Erfüllung eines großen Wunschs, weil es den unterschiedlichen Ansprüchen der Eltern endlich gerecht wird", so Burkhardt. Auch Stadtschulrätin Beatrix Zurek findet: "Das ist die ideale Situation."

Schulamtsdirektor Anton Zenz sieht den weiteren Ausbau als dringend notwendig an. Die Schülerzahlen steigen stetig. Aktuell besuchen fast 110 000 Schülerinnen und Schüler öffentliche Schulen. Laut Prognosen wird die Zahl bis 2025 auf 117 100 steigen. Tatsächlich gibt es in diesem Jahr zwar einen leichten Rückgang bei den Erstklässlern, von 11 361 im letzten Jahr auf 11045. Das habe aber mit der Umstellung des Einschulungskorridors zu tun, sagt Zenz. Es sei keine Abkehr vom Trend, und so wird auch der Bedarf nach Ganztagsbetreuung auf absehbare Zeit nicht sinken.

Thema des Tages MRB Schulanfang Grafiken ET 10.9.2019
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SZ-Grafiken

4 Milliarden

Im Rahmen der städtischen Schulbauoffensive hat der Münchner Stadtrat bereits zwei Schulbauprogramme verabschiedet. Investiert werden sollen bis 2023 insgesamt mehr als vier Milliarden Euro. Über ein drittes Bauprogramm wird der Stadtrat noch in diesem Jahr beraten. Im Zeitraum von 2020 bis 2022 sind im städtischen Haushalt 2,3 Milliarden Euro für Neubauten und Sanierungen von Schulgebäuden, inklusive Ersteinrichtungskosten, veranschlagt.

163 000

Die Sommerferien sind zu Ende, für 163 000 Kinder und Jugendliche in München beginnt heute der Unterricht: an Grund- bis hin zu Berufsschulen und Förderzentren. 109 825 Schülerinnen und Schüler besuchen öffentliche Schulen, fast 53 000 Kinder und Jugendliche private Bildungseinrichtungen. Insgesamt besuchen 35 114 Kinder und Jugendliche das Gymnasium, 13 415 die Realschule und 55 991 Grund- und Mittelschule.

38 000 Quadratmeter

Vier Schulen auf insgesamt 38 000 Quadratmetern Fläche - der Bildungscampus Freiham ist ein Projekt der Superlative. Es ist das bisher größte Schulbauprojekt, das die Stadt in Angriff genommen hat. Und auch die Kosten sind dementsprechend hoch. Rund 245 Millionen Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Ausgelegt ist der Bildungscampus für 3000 Schüler und Schülerinnen. Am Dienstag beginnen erst einmal 1200 dort.

Neues Schuljahr: Foto: Getty Images, Istockphoto/Bearbeitung: SZ

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13 700

An den Münchner Schulen arbeiten insgesamt etwa 13 700 Lehrerinnen und Lehrer. Im Durchschnitt sind sie 43,6 Jahren alt. An den 14 städtischen Gymnasien sind insgesamt 1345 Lehrkräfte beschäftigt, an den 20 städtischen Realschulen, der schulartunabhängige Orientierungsstufe und der Willy-Brandt-Gesamtschule sind es 1265. An den städtischen Realschulen liegt der Altersdurchschnitt bei 43,4, an den Gymnasien bei 47,43 Jahren.

354

Im vergangenen Schuljahr gab es insgesamt 351 öffentliche Schulen in München, davon 124 in städtischer Trägerschaft. Im kommen den Schuljahr werden drei neue dazukommen: die Grundschule an der Helmut-Schmidt-Allee, das Staatliche Gymnasium Freiham und die Staatliche Realschule Freiham. Alle drei gehören zum neu errichteten Bildungscampus Freiham. Im Schuljahr 2019/2020 wird München also 354 öffentlichen Schulen haben. Davon sind 40 Gymnasien und 24 Realschulen. Im neu gebauten Bildungscampus befindet sich noch eine vierte Schule, das Förderzentrum München West, das dorthin übersiedelt und deshalb nicht als neue Schule zählt. Das zum Schuljahresstart neu gebaute Grundschulgebäude an der Hochstraße, das künftig das Wohngebiet am Paulaner-Gelände versorgen wird, zählt noch nicht als eigene Schule. Bis die Wohnungen fertig sind, wird das Schulgebäude durch die Grundschule Mariahilfplatz genutzt, solange deren Gebäude saniert wird.

8700

Inklusion ist für die Stadt München ein großes Thema. Doch nicht für jeden Schüler mit erhöhtem Förderbedarf ist der Besuch einer Regelschule möglich oder sinnvoll. In München besuchen rund 6200 Schülerinnen und Schüler ein Förderzentrum, weitere 1 800 Schülerinnen und Schüler eine Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung und etwa 700 Schülerinnen und Schüler eine Realschule zur sonderpädagogischen Förderung.

977

Die Nachfrage nach Ganztagsangeboten und auch ihre Anzahl in München steigt. Momentan gibt es an 137 Grundschulen 243 gebundene Ganztagsklassen und 44 offene Ganztagsgruppen. An den 44 Mittelschulen sind es 149 gebundene Ganztagsklassen und 61 offene Gruppen. An den 40 Gymnasien gibt es 26 gebundene und 266 offene und an den 24 Realschulen 188 gebundene Ganztagsklassen. Zusammen: 977 Angebote.

Anno 1780

In einer ständig wachsenden Stadt wie München werden zwar auch ständig neue Schulgebäude errichtet, aber natürlich wird auch im Bestand saniert. Das älteste Schulgebäude der Stadt, das heute noch in Betrieb ist, ist die berufliche Schule am Roßmarkt in der Altstadt. Sie wurde 1780 gebaut und ist somit 239 Jahre alt. In dem Gebäude ist die Deutsche Meisterschule für Mode/ Designschule München untergebracht.

74

An Grund- und Mittelschulen gibt es in diesem Schuljahr insgesamt 74 Deutschklassen für Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse, die als Quereinsteiger auch während des Schuljahrs eingeschult werden. 22 solcher Klassen gibt es an Grundschulen, 52 an Mittelschulen. Zu den zusätzlichen Pflichtfächern gehören etwa "Kulturelle Bildung und Werteerziehung" und "weiterführende Sprach- und Lernpraxis.

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Bildungscampus Freiham, Bodenseestraße 400

Freiham
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