Schuhbecks Teatro:Abheben aus dem Alltag

Teatro, Maryna Sakhokiia

Gut belüftet und mit Abstand: die Luftringakrobatin Maryna Sakhokiia.

(Foto: Teatro)

Das neue Programm in "Schuhbecks Teatro" soll die Gäste das Virus vergessen lassen - doch ohne Hygiene­konzept geht es auch dort nicht.

Von Michael Zirnstein

Im Spiegelzelt proben die "singenden Kellner" gerade mehrstimmig "Wunder geschehen" von Nena, da wird Clemens Zipse emotional. Der Senior-Chef erklärt, wie sehr der Corona-Fluch der Entertainment-Branche zusetzt. Seit zwölf Jahren macht seine Familie das Varieté-Programm in "Schuhbecks Teatro", zuvor schon in den "Palazzos". "Wir machen das doch, weil es unser Leben ist", sagt Zipse. "Und auch das Schicksal / Und die Angst kommt über Nacht / Und ich bin traurig / Und gerade hab' ich noch gelacht", singen die Kellner. Zipse hat sich das Lied in der Show gewünscht, es sei "ein Sinnbild" dafür, dass alles wieder einmal besser werde: "Immer weiter gerade aus... komm, steh' selber wieder auf."

Und das Schuhbeck-Teatro macht weiter. Statt 400 Gästen dürfen derzeit nur 200 ins Zelt. Viel hat man in ein Hygienekonzept investiert. Der Besucher begibt sich auf eine "Customer Journey" vom Infrarot-Temperaturmessen am Eingang bis zum Platznehmen an den Tischen, die durch Echtglas abgeschirmt sind, das in der Dunkelheit nahezu unsichtbar sein soll. Irgendwann soll man schließlich Corona vergessen, dafür sei die Kunst schließlich da: "Die Leute brauchen die Show in schweren Zeiten, um das Leben einmal wieder zu genießen." Direkte Animation an den Tischen darf es freilich nicht geben, für die nötige Interaktion liegt aber ein Zaubertrick zum Mitmachen bereit. Eine Schleudertruppe am russischen Barren musste man ausladen, bei raumgreifenden Showteilen geht Abstandhalten einfach nicht. Aber ein Spektakel soll es schon werden, mit Rollschuhtänzern, Partnerakrobaten, einer Schlangenfrau, Papageien und einem wohlbekannten menschlichen Paradiesvogel: dem Conferencier Danielo, der es in den USA angeblich vom Hilfskellner zum Star geschafft hat und der nun wieder zurück ist, um in jedes Fettnäpfchen zu treten. Apropos: Außer den Buttertiegelchen gibt es freilich auch wieder ein 4-Gänge-Menü vom Gault-Millau-"Koch des Jahres 1989" etwa mit Hummerspaghetti und Böfflamott. Alfons Schuhbeck selbst will wieder "so oft es geht", also fast täglich, "zwei Liederl" auf der Rundbühne singen. Das Hygienekonzept sei gut, das Glas dick, sagt er: "Schau ma mal." Was so viel heißt wie ein Song im Repertoire: "The Show Must Go On."

Schuhbecks Teatro, tägl. 19 Uhr, Samstag/Sonntag, 18 Uhr, bis April, Graf-zu-Castell-Straße 10, Telefon 255493720, Infos unter www.teatro.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: